Aktueller Stand der Forschung So steht es um die Chemikalienbelastung weltweit

Die je nach ihrer Nutzung unterschiedenen Chemikalien bringen unterschiedliche Risikofaktoren (Toxizität, Persistenz) mit.

Bild: Scheringer M, Schulz, R. 2025
08.10.2025

Mittlerweile werden so viele Chemikalien produziert und verteilen sich in der Umwelt, dass die behördliche Risikobewertung nicht mehr mit der rasanten Entwicklung Schritt halten kann. In einer Studie zur weltweiten Chemikalienbelastung gibt ein Autorenduo der ETH Zürich und der RPTU Kaiserslautern-Landau einen Überblick über besonders problematische Gruppen von Chemikalien, wie PFAS oder Pestizide und mahnen umfassende Veränderungen an, um die damit verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt besser zu adressieren.

Chemikalien werden heute für sehr unterschiedliche Zwecke genutzt: darunter Pharmazeutika, Pestizide, Zwischenprodukte bei der industriellen Produktion, Chemikalien in Verbrauchsprodukten und Plastikzusätzen. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler das Wissen zu all diesen Stoffgruppen zusammengetragen und zeigen auf, wo jeweils die wesentlichen Problembereiche mit Blick auf Mensch und Umwelt liegen.

„Pestizide zeichnen sich durch eine sehr hohe Toxizität aus. Das macht eine umfangreiche Bewertung der tatsächlich in der Umwelt verbleibenden Wirkstoffe und Wirkstoffkonzentrationen notwendig. Wir wissen heute, dass in Gewässern zum Beispiel sehr viele Pestizide in Konzentrationen vorkommen, die oberhalb der Werte liegen, die für Ökosysteme bedenklich sind“, erklärt Umweltwissenschaftler Ralf Schulz aus Landau, einer der beiden Autoren der Studie.

PFAS reichern sich zunehmend in der Umwelt an

Bei den Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) ist die Toxizität allgemein geringer. Hier sind es jedoch die extrem langen Halbwertzeiten, die als problematisch einzustufen sind – manche dieser Substanzen werden selbst über Jahrzehnte nicht in der Umwelt abgebaut. Somit liegen immer mehr PFAS in der Umwelt vor und mit der Zeit reichern sich die Menge so an, dass sie bedenkliche Konzentrationen erreichen.

Die Einführung der PFAS in den 1950er Jahren sollte eigentlich eine andere problematische Chemikaliengruppe ablösen. Heute wissen wir, dass PFAS für den Menschen eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme mit sich bringen können. In vielen Fällen könnte deren Einsatz gänzlich entfallen beziehungsweise die gewünschten Effekte von PFAs könnten durch alternative weniger problematische Chemikalienersetzt werden.

Komplexe Herausforderungen mit weltweiten Auswirkungen

„Die größte Herausforderung, vor der wir stehen, ist die zunehmenden Zahl von Chemikalien und die damit einhergehenden Schwierigkeit, deren Risiken überhaupt adäquat zu beurteilen“ – so beschreibt Schulz die komplexe Sachlage. Sie schlagen deswegen einen Kurswechsel vor, der darauf abzielt, die Anzahl an produzierten und eingesetzten Chemikalien zu reduzieren, um so die regulatorische Kontrolle über die möglichen Auswirkungen für Mensch und Umwelt sicherzustellen.

Substanzen, die langlebig und zudem toxisch sind, müssten grundsätzlich eingeschränkt werden. Ausnahmen seien wenige Anwendungen – bei PFAS etwa in manchen Medizinprodukten, für die es aktuell keinen guten Ersatz gibt. zudem brauche es für die notwendigen Innovationen in der chemischen Industrie Impulse aus der Politik, um entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Nicht zuletzt sei es essenziell, die Chemikalienbelastung, wie auch schon den Klimawandel, auf globaler Ebene und durch internationale Organisationen in den Fokus zu nehmen und zu beurteilen, da es sich um eine globale Umweltveränderung handelt.

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