Porträt eines Produktmanagers Der Pharma-Experte

Noch ist Torsten Meinel-Dirumdam der einzige Produktmanager bei Lödige. Für weitere Produkte soll diese Stelle wohl ebenfalls geschaffen werden.

Bild: Ragna Iser, P&A
17.06.2019

Torsten Meinel-Dirumdam ist Produktmanager für Coater bei Lödige. Als Pharma-Experte weiß er: Ein erfolgreicher Produktmanager muss kommunikativ sein, ein Faible für Innovationen haben und Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen beweisen. Seine persönliche Stärke sieht er in seinem Erfahrungsschatz, den er sich schon während seiner Ausbildung zum Pharmakanten aufbauen konnte.

Wenn er über den Coater spricht, ist er in seinem Element. Seine Augen leuchten, immer wieder streicht er über die Edelstahltrommel der Anlage. Im Pharmatechnikum von Gebrüder Lödige Maschinenbau kennt sich Torsten Meinel-Dirumdam, Produktmanager für das Coating-System LC, bestens aus. Seit fast acht Jahren arbeitet er für das Maschinenbauunternehmen in Paderborn.

Seit März 2018 koordiniert der gebürtige Salzgitteraner als Produktmanager Coater die Fachabteilungen, um die für das Produkt Coater definierten Strategien umzusetzen. Zuvor war er jahrelang in der Entwicklung von Pharmaanlagen für Feste Arzneiformen tätig und hat in diesem Zeitraum intensiv an der Neuentwicklung der Baureihe LC mitgewirkt. Folglich kennt der 42-Jährige den Coater quasi in- und auswendig.

Ein offenes Miteinander führt zum Erfolg

Meinel-Dirumdam bezeichnet sich selbst als offen und kommunikationsfreudig, seine Arbeitsweise als kundenorientiert. Diese Eigenschaften sind – in Kombination mit seiner großen Praxiserfahrung – für den Beruf des Produktmanagers von großem Vorteil. Denn: „Den Kontakt zum Kunden darf man niemals verlieren.“

Jede Coatinganlage wird bei dem Paderborner Maschinenbauer individuell entsprechend der Kundenanforderungen konzipiert. Dafür bedarf es vieler Meetings und Absprachen. Der zweifache Vater setzt dabei auf ein offenes Miteinander; nur so könne jeder Mitarbeiter seine Ideen in ein Projekt einfließen lassen. „Je Themenbereich individuell zusammengestellte Teams sind zielführender als zu feste Strukturen“, erklärt der 42-Jährige. Deshalb bildet er jeweils ein „lockeres Team“ aus Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen für Elektronik, Kons­truktion und Projektierung. Er selbst agiert dann als Teamleiter und schlägt so eine Brücke zwischen den einzelnen Abteilungen.

Seine Kommunikationsstärke kommt dem Austausch mit den anderen Abteilungen und den Kunden zugute. „In der heutigen Zeit muss man präsentieren und überzeugen können“, so Torsten Meinel-Dirumdam. Und dazu gehöre auch, dass er seine Ideen der Geschäftsführung und Bereichsleitung gegenüber vertreten kann – ansonsten würden „aus Ideen nie Innovationen werden“. Genau dies hat der Paderborner mehrfach unter Beweis gestellt: Viele seiner Ideen sind in die Coaterentwicklung bei Gebrüder Lödige Maschinenbau eingeflossen. Was der Produktmanager dabei nicht außer Acht lassen darf: Engineering, Vertrieb und Marketing – jede Abteilung hat ihre fachspezifische Denkweise. Es bedarf eines intensiven „Networkings“, um gemeinsam das Ziel zu erreichen.

„Bisher haben wir jedes Problem in den Griff bekommen“

Eine Voraussetzung für Ideenreichtum sieht Meinel-­Dirumdam in der freien Entfaltung – und genau dies schätzt er bei Lödige. Denn gerade bei neuen Entwicklungen heißt es oftmals: Einfach ausprobieren – und dies bereitet ihm großen Spaß. So freue er sich „jedes Mal wie ein kleines Kind“, wenn eine neue Entwicklung erfolgreich implementiert wurde.

Und genau davon macht sich der Produktmanager ein Bild bei seinen Kundenbesuchen: Der Paderborner reist dafür zu Kunden auf der ganzen Welt – Lödige hat etwa 75 Prozent Exportanteil –, um zu sehen, wie sich die Maschinen und Anlagen des Unternehmens in der Praxis bewähren. Dass in der warmen Inbetriebnahme, wenn die Anlage zum ersten Mal mit einem Produkt befüllt wird, auch einmal nicht alles einwandfrei läuft, sieht der Paderborner entspannt. „So spielt nun einmal das Leben – bisher haben wir zusammen jedes Problem in den Griff bekommen.“

Überhaupt empfindet der gelernte Pharmakant die gemeinsame Problemlösung mit dem Kunden vor Ort „als dankbare Aufgabe“. Das Kennenlernen und den Austausch mit anderen Kulturen sieht Meinel-Dirumdam als Bereicherung. Ihn faszinieren die Besonderheiten des jeweiligen Landes. „Es interessiert mich sehr, wie die Menschen in anderen Teilen der Welt leben“, so der Produktmanager. Aus einigen Geschäftsbeziehungen sind sogar Freundschaften entstanden, zu denen er noch heute Kontakt hält.

Verschiedene Projekte gegen die Ungeduld

Torsten Meinel-Dirumdam weiß aber nicht nur um seine Stärke, auch seine Schwäche kennt er genau: Ungeduld. Häufig könne es ihm nicht schnell genug gehen, weshalb er sich das ein oder andere Mal bremsen müsse. Aber die Projekte gehen ihm nicht aus. Ein Beispiel ist die Entwicklung eines kostenoptimierten und stark standardisierten Coaters für Osteuropa, Russland, Südamerika und Afrika. Der Pharmaexperte spricht in Bezug auf diese Länder gern vom „Wachstumsmarkt“ mit attraktiven Kostenstrukturen: Viele Arzneimittelhersteller investieren in diese Produktionsstandorte und von diesem „Kuchen“ möchte Lödige gern ein Stück abhaben.

Der kostenoptimierte Coater ist aber auch ein Schritt für die Erfüllung der Lödige-Strategie: „Wir sind schon Technologieführer im Bereich Coating, zukünftig wollen wir Mitmarktführer werden.“ Einen weiteren Schritt sieht Torsten Meinel-Dirumdam im richtigen Marketing: Lödige werde in erster Linie mit dem Pflugschar-Mischer, „unserem Butter-und-Brot-Geschäft“, in Verbindung gebracht, dabei habe das Unternehmen für die Pharmabranche unter anderem mit dem Coating-System LC ein weiteres erfolgreiches Produkt im Sortiment.

Wurzeln in der Arzneimittelherstellung

Als Produkt- und Marktexperte sieht er der Zielerreichung der Lödige-Strategie optimistisch entgegen, immerhin kennt er die Pharmabranche „wie seine Westentasche“: Er weiß um die Trends und die Probleme, pflegt noch aus Zeiten seiner Ausbildung Kontakte in der Branche. Denn seine beruflichen Wurzeln liegen nicht im Maschinenbau, sondern in der Arzneimittelherstellung. Bei Schaper & Brümmer, einem Pharmaunternehmen in Salzgitter, hat er eine Ausbildung zum Pharmakanten absolviert und so die Produktion aller Arzneimittelformen erlernt.

Seine Vorliebe galt aber schon damals den pharmazeutischen Anlagen, weshalb er sich für eine Ausbildung in Abendschule zum Techniker im Fachbereich Maschinenbau, Schwerpunkt Konstruktion, entschied. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, stellt der Produktmanager rückblickend fest. Und wenn es ihm doch einmal überkommen sollte: Im Lödige-Technikum steht eine Tablettenpresse, die er allerdings nur noch selten nutzt. „Tablettenpressen ist wie Fahrradfahren – das verlernt man nicht.“

Zusätzliche Informationen

Lödige-Coater sind schon seit 1980 erfolgreich für Film- und Zuckercoatingprozesse verschiedenster Produkte im Einsatz; der Lödige-Coater der LC-Serie hatte 2012 Markteinführung. Hintergrund: Die Coating-Technologie entwickelt sich mit großer Geschwindigkeit weiter. Gefordert werden immer schnellere Prozesse bei geringsten Sprühverlusten, einfacheres Handling und effektive Reinigung von vollautomatischen Anlagen. Der Coater der LC-Serie erfüllt genau diese Anforderungen.

Bildergalerie

  • Für die einzelnen Projekte bildet Torsten Meinel-Dirumdam (links) lockere Teams mit Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen – so auch mit der Projektleitung.

    Für die einzelnen Projekte bildet Torsten Meinel-Dirumdam (links) lockere Teams mit Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen – so auch mit der Projektleitung.

    Bild: Ragna Iser, P&A

  • Die Lödige-Strategie: Das Unternehmen will mit dem Coater nicht nur Technologieführer sein, sondern auch seine Marktposition immer weiter ausbauen.

    Die Lödige-Strategie: Das Unternehmen will mit dem Coater nicht nur Technologieführer sein, sondern auch seine Marktposition immer weiter ausbauen.

    Bild: Ragna Iser, P&A

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