So kommen die Teilchen ins Wasser Dem Schreckgespenst Mikroplastik auf der Spur

Eine Quelle von Mikroplastik sind Mikrofasern aus Polymertextilien.

27.06.2017

Wir verschlucken es, wir tragen es auf der Haut, wir putzen uns damit die Zähne - aber wie entsteht es überhaupt? Empa-Forscher verfolgen nach, wann und wo genau Mikroplastik entsteht.

Für Mikroplastik in unserem Abwasser sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Einerseits enthalten viele Kosmetikartikel wie Zahnpasta, Cremes, Duschgels und Peelings winzige Plastikteilchen, um einen mechanischen Reinigungseffekt zu erzielen. Andererseits wird Mikroplastik beim Waschen von Kleidern aus Polymer-Textilien ausgespült und gelangt so über das Abwasser in unsere Umwelt.

Von Nanotechnik zur Wäsche

Viele Forscher, die sich in letzter Zeit mit Nanopartikeln auseinandergesetzt haben, forschen mittlerweile auch über Mikroplastik. So auch Bernd Nowack, Edgar Hernandez und Denise Mitrano. Vor kurzem haben diese Empa-Forscher basierend auf ihren Forschungsarbeiten zu Nanopartikeln eine erste quantitative Untersuchung zur Freisetzung von Mikrofasern aus Polyestertextilien beim Waschen im Fachblatt Environmental Science and Technology publiziert. Dabei hat das Empa-Team in erster Linie untersucht, wie sich Waschmittel, Wassertemperatur sowie Anzahl und Länge der Waschgänge auf die Freisetzung von Mikrofasern auswirken.

Überraschung aus der Waschmaschine

Nowak & Co. fanden heraus, dass die Menge an Fasern, die bei fünf verschiedenen Waschprogrammen herausgelöst wurde, immer mehr oder weniger konstant war; Waschmittel und Tenside erhöhten dabei die Menge an freigesetzten Mikrofasern im Vergleich zu normalem Wasser.

Die Waschtemperatur hatte dagegen keinen Einfluss auf die Anzahl Mikrofasern, die Nowacks Team anschließend im Abwasser fand. Das gilt auch für die Dauer der Waschgänge. Das hat Bernd Nowack erstaunt, denn die gängige Hypothese besagt: Je länger ein Waschgang dauert, desto mehr Mikrofasern setzt er frei.

Zunächst machte es den Anschein, als würden die Mikrofasern während des Waschens entstehen. Wäre dies aber der Fall, sollten längere Waschgänge mehr Fasern freisetzen - was sie jedoch nicht tun.

Folgeuntersuchungen sollen mehr Licht ins Dunkle bringen

Mehr Klarheit soll nun eine geplante Folgestudie bringen. So wird in Zusammenarbeit mit Manfred Heuberger von der Empa-Abteilung Advanced Fibers demnächst eine Doktorarbeit zur Entstehung von Mikrofasern beim Waschen anlaufen. Diese Studie wird systematisch verschiedene Stoffarten analysieren, um so Licht ins Dunkel der Entstehung von Mikrofasern in der Waschmaschine zu bringen.

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