Wie bio-basierte Polymere Kunststoffmärkte verändern Biokunststoffe: Chancen und Herausforderungen für Industrie und Umwelt

Biokunststoffe gewinnen Marktanteile: Besonders die Verpackungsindustrie setzt vermehrt auf PLA und Stärke-Polymere als Alternative zu petrochemischen Kunststoffen.

Bild: ChatGPT, publish-industry
25.09.2025

Die EU verschärft die Vorgaben für Verpackungen, Recycling und Bio-Anteile – Biokunststoffe gewinnen zunehmend an Bedeutung. Und laut der neuen Ceresana-Studie wird ihr Markt bis 2034 auf 12 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Gibt es bald mehr Kunststoffe als Steine? Der Siegeszug der Polymere ist nicht aufzuhalten. Ungefähr alle 20 Jahre verdoppelt sich der weltweite Kunststoffverbrauch; in den Schwellenländern Afrikas und Asiens wird sogar eine Verdreifachung erwartet. Von diesem Boom profitieren Biokunststoffe: Für immer mehr Einsatzbereiche gibt es „grüne“ Alternativen zu Kunststoffen aus Erdöl oder Erdgas. Um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, werden sogar petrochemischen Produkten zunehmend Anteile aus Biomasse beigemischt. Die neueste, bereits neunte Ausgabe der Ceresana-Marktstudie „Biokunststoffe“ rechnet mit einem weiteren Anstieg: Die Marktforscher prognostizieren, dass der mit biobasierten und biologisch abbaubaren Polymeren weltweit erwirtschaftete Umsatz bis zum Jahr 2034 rund 12 Milliarden US-Dollar erreichen wird.

Kompost-Erde statt Müll-Krise

Die Umweltfolgen des allgegenwärtigen Wundermaterials sind eine Herausforderung. Selbst im vergleichsweise umweltbewussten Europa wird der Großteil der rund 42,5 Millionen t Kunststoffabfälle, die dort pro Jahr anfallen, immer noch verbrannt oder deponiert – nur etwa 20 Prozent werden recycelt. Laut einem neuen Bericht des EU-Forschungszentrums (JRC) gehen in Europa jährlich rund 3,7 Millionen t Plastikmüll „in der Umwelt verloren“, vor allem durch Littering, Missmanagement und Textilwäsche. Fast 6 Prozent des gesamten europäischen Kunststoffverbrauchs landen im Boden oder im Wasser.

Zur Abhilfe empfehlen die EU-Forscher mehr Recycling, aber auch den Einsatz von Biokunststoffen. Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) schreibt erstmals vor, dass alle Verpackungen demnächst wiederverwendbar, recycelbar oder in bestimmten Fällen auch kompostierbar sein müssen. Die EU-Kommission arbeitet zudem an verbindlichen Quoten für den Einsatz biobasierter Rohstoffe. Mit Spannung wartet die Industrie auf die neue „EU-Bioökonomie-Strategie“, die für Ende 2025 geplant ist, sowie auf das „Gesetz über die Kreislaufwirtschaft“, das 2026 in Kraft treten soll.

Bislang werden die meisten Biokunststoffe allerdings nicht in Europa, sondern in der Region Asien-Pazifik produziert. Für diese Weltregion, die mit Zuckerrohr und anderen kostengünstigen Biomasse-Rohstoffen punkten kann, erwartet Ceresana auch in den nächsten Jahren das größte Wachstum. Die Studie enthält neben Marktdaten und Prognosen auch Hintergrundinformationen zum regulatorischen Rahmen, zur allgemeinen Wirtschaftslage und zur Situation in der Verpackungsindustrie (unter anderem wichtige Unternehmen, Marktgröße, Recyclingquoten) in den einzelnen Ländern.

Weltmarkt für Biokunststoffe wächst weiter

Die Verpackungsindustrie ist der größte Verbraucher von Kunststoffen. Besonders bei flexiblen Verpackungen können die derzeit meistverkauften Biokunststoffe ihre Vorteile ausspielen. Polymilchsäuren (PLA) und Stärke-Polymere (vor allem TPS) bieten eine höhere Durchlässigkeit, biologische Abbaubarkeit und ein gutes ökologisches Image bei den Konsumenten.

Laut dem aktuellen Marktreport von Ceresana wird für Produkte aus PLA und Stärke bis 2034 ein weiteres Mengenwachstum von 7,7 Prozent pro Jahr erwartet. Bei biobasierten, aber nicht biologisch abbaubaren Kunststoffen wie Bio-Polyethylen, Bio-PET oder Bio-PA wird der Zuwachs mit voraussichtlich 5,3 Prozent pro Jahr niedriger ausfallen.

Wie bei konventionellen petrochemischen Kunststoffsorten haben auch die verschiedenen Polymere aus biogenen Rohstoffen jeweils Einsatzbereiche, für die sie besonders gut geeignet sind. Für medizinische Implantate ist beispielsweise Biokompatibilität von Vorteil. Für Agrarfolien und Blumentöpfe ist Kompostierbarkeit gefragt. Beim 3D-Druck werden Bio-Filamente unter anderem deshalb geschätzt, weil sie nicht nach verbranntem Plastik riechen. Die Analysten von Ceresana registrieren aktuell die größten Zuwachsraten für neue Biokunststoffe in den Sektoren Automotive und Elektronik.

Aktueller Weltmarkt-Report „Biokunststoffe“

Die Studie bietet eine umfassende Analyse des globalen Biokunststoffmarktes mit Prognosen bis zum Jahr 2034. In Kapitel 1 wird die Entwicklung von Verbrauch, Umsatz und Produktion in allen Weltregionen behandelt. Dabei wird zwischen den Anwendungsgebieten starre und flexible Verpackungen, Konsumgüter, Automotive, Elektronik und weiteren Anwendungen differenziert. Die Produktion wird nach Polymilchsäure (PLA), stärkebasierten Kunststoffen sowie weiteren biologisch abbaubaren und nicht abbaubaren Biokunststoffen aufgeschlüsselt. Beim Verbrauch werden zusätzlich PHA, PBAT und Bio-PE betrachtet.

Kapitel 2 widmet sich den elf wichtigsten Absatzländern – darunter Deutschland, Frankreich, die USA, China und Japan – und stellt jeweils den Verbrauch, den Umsatz, die Anwendungsgebiete und die Kunststoffsorten dar. Kapitel 3 liefert Unternehmensprofile von 60 führenden Herstellern, darunter BASF, Evonik, Cargill oder Mitsubishi Chemical, mit Angaben zu Kontaktdaten, Umsätzen, Gewinnen, dem Produktportfolio, den Produktionsstätten und Kurzprofilen.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel