Neues Transportkonzept BASF verabschiedet sich von Kesselwagen zum Säuretransport

Blick auf das Kombiverkehrsterminal von BASF in Ludwigshafen: Hier setzte der Chemiekonzern ein neues Transportsystem für seine Salzsäure-Tanks um.

Bild: Rema
16.04.2021

Einen Großteil der in Deutschland produzierten Salzsäure stellt der Chemiekonzern BASF her. An seinem Standort in Ludwigshafen hat das Unternehmen dabei kürzlich sein Transportkonzept von Kesselwagen auf Tanklager umgestellt. Das brachte einige Vorteile, erforderte aber auch eine entsprechende Auslegung der Container.

Salzsäure wird aufgrund ihrer ätzenden Wirkung bei der Aufbereitung von Erzen benötigt, ebenso in der Herstellung von Leder, im Bergbau, Bauwesen und der chemischen Industrie. In Deutschland werden jedes Jahr knapp zwei Millionen Tonnen der Lösung produziert, ein Großteil davon bei BASF in Ludwigshafen am Rhein.

Auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns brachten Kesselwagen die Salzsäure und andere Chemikalien zu den Betrieben. BASF wollte sein Transportkonzept aber von Grund auf modernisieren. Denn mit dem alten System dauerte es rund drei bis vier Werktage, um einen mit Salzsäure gefüllten Kesselwagen zu verladen.

Nachteile von Kesselwagen

Kesselwagen sind zum einen an die Schiene gebunden, zum anderen sind deren Tanks fest mit dem Fahrgestell verbaut. Das macht den werksinternen Transport unflexibel: Jeder Wagen muss per Hand abgekoppelt und zu seinem Stellplatz gebracht werden. Wagen, die das Werk wieder verlassen sollen, müssen gegebenenfalls warten, bis die Schiene frei ist.

Als Alternative entwickelte BASF gemeinsam mit dem Tankhersteller Von Hool eine flexible Container-Lösung, bei der der Tank unabhängig vom Fahrwerk sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße transportiert und zur Lagerung gestapelt werden kann. Dieses System spart Zeit und Platz, ohne Einbußen bei Ladevolumen oder Sicherheit hinzunehmen.

Um der ätzenden Salzsäure zu widerstehen, mussten die Tanks allerdings mit einer entsprechenden Gummierung versehen werden. Hier kam ein drittes Unternehmen ins Spiel: Rema Tip Top mit seiner Innenauskleidung Chemoline 70.

Turmbau mit Tankcontainern

Ein „beeindruckendes Stück Ingenieurskunst“ nennt Edgar Herborn, Vertriebsleiter Werksgummierung der Rema-Tochter Tip Top Oberflächenschutz Elbe, die neuen Container: Bei einer Wandstärke von 4 mm wiegen die Edelstahl-Behälter leer rund 7 t, können aber mit bis zu 70 t Inhalt befüllt werden. Trotz dieses Leichtbaus sind sie so konstruiert, dass bis zu sechs vollgeladene Tanks aufeinandergestapelt werden dürfen. Das bedeutet, dass der unterste Behälter neben seinem Eigengewicht noch weitere 280 t aushalten kann – ungefähr das Gewicht eines Einfamilienhauses.

Die Container müssen jedoch nicht nur großem Gewicht standhalten, sondern auch der korrosiven Salzsäure. „Je nach Konzentration kann Salzsäure den Edelstahl innerhalb weniger Tage auffressen“, sagt Herborn. Deshalb benötigten die Tanks eine schützende Innenauskleidung.

Während die bisher verwendeten Kesselwagen, in der Regel aus Schwarzstahl gefertigt, mit einer Hartgummierung ausgekleidet waren, sind bei Edelstahl ausschließlich Weichgummierungen möglich. Herborn: „Bereits 2014 haben wir für BASF ein Salzsäure-Lager mit unserer Weichgummierung Chemoline 70 ausgekleidet. Auf Basis der guten Erfahrungen damit ließ BASF auch die 105 neuen Container bei uns gummieren.“

Nadelöhr in der Produktionskette

Im November 2019 fiel in den Rema-Werken in Wittenberg und Warstein der Startschuss für das Projekt. Pro Woche und Standort gingen in den folgenden Monaten durchschnittlich zwei fertige Behälter wieder zurück zum Kunden, während gleichzeitig zwei neue angeliefert wurden. So ist es Rema trotz Corona-Krise gelungen, einen der größten Aufträge seiner Tochtergesellschaft im vierten Quartal 2020 abzuwickeln.

Das Vulkanisieren der Chemoline 70 fand dabei im Autoklav statt. „Unsere Autoklaven in Wittenberg und Warstein sind mit rund 4 m Durchmesser und bis zu 14 m Länge für die größten Container ausgelegt, die in der chemischen Industrie üblicherweise verwendet werden“, sagt Herborn. Doch die große Menge an Behältern brachte die Lagerkapazitäten an ihre Grenzen. In Warstein beispielsweise gab es nur einen Hallenkran, der die Container vom Lkw abladen konnte – ein Nadelöhr in der Produktionskette. „Gleichzeitig mussten ja auch alle anderen Projekte weitergehen“, ergänzt Herborn.

Dennoch konnte Rema den vorgegebenen Zeitplan einhalten: Ende Oktober 2020 wurde der letzte ausgekleidete Container ausgeliefert und der Auftrag erfolgreich abgeschlossen. BASF ist damit seinem Ziel einer autonomen und flexiblen Verladung einen Schritt nähergekommen – ganz ohne Löcher in Tanks oder Zeitplan.

Bildergalerie

  • Ein fertiger Salzsäure-Container: Rema stattete 105 solcher Tanks mit seiner Innengummierung Chemoline 70 aus.

    Ein fertiger Salzsäure-Container: Rema stattete 105 solcher Tanks mit seiner Innengummierung Chemoline 70 aus.

    Bild: Rema

  • Zu sehen ist ein Überlaufkasten mit Mannloch.

    Zu sehen ist ein Überlaufkasten mit Mannloch.

    Bild: Rema

  • Luftansicht des Rema-Standorts Wittenberg: Hier und in Warstein fand die Vulkanisation in Autoklaven mit 4 m Durchmesser und bis zu 14 m Länge statt.

    Luftansicht des Rema-Standorts Wittenberg: Hier und in Warstein fand die Vulkanisation in Autoklaven mit 4 m Durchmesser und bis zu 14 m Länge statt.

    Bild: Rema

  • Edgar Herborn, Vertriebsleiter Werksgummierung bei Tip Top Oberflächenschutz Elbe: „Bereits 2014 haben wir für BASF ein Salzsäure-Lager mit unserer Weichgummierung ausgekleidet. Auf Basis der guten Erfahrungen damit ließ BASF auch die 105 neuen Container bei uns gummieren.“

    Edgar Herborn, Vertriebsleiter Werksgummierung bei Tip Top Oberflächenschutz Elbe: „Bereits 2014 haben wir für BASF ein Salzsäure-Lager mit unserer Weichgummierung ausgekleidet. Auf Basis der guten Erfahrungen damit ließ BASF auch die 105 neuen Container bei uns gummieren.“

    Bild: Rema

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