Forschungs-Neutronenquelle ermöglicht Einblick in Lithium-Akkus Auf dem Weg zur Super-Batterie

Die neu gebotenen Einblicke in Lithium-Ionen-Batterien der Technischen Universität München könnten die Möglichkeit einer verbesserten Super-Batterie unterstützen.

Bild: iStock; alphaspirit
09.06.2022

Mit Neutronen hat ein Forschungsteam unter Leitung der Technischen Universität München tief in das Innere von Batterien geblickt, während diese geladen und entladen wurden. Die aus den Beobachtungen gewonnenen Erkenntnisse könnten dabei helfen, Ladevorgänge zu optimieren.

Wird ein Elektro-Auto aufgeladen, steigt die Ladeanzeige anfangs schnell, zum Schluss aber deutlich langsamer. „Das ist wie beim Einräumen eines Schranks: Am Anfang ist es einfach, Gegenstände in den Schrank zu stellen, aber je voller er wird, desto mehr muss man sich anstrengen, einen freien Platz zu finden“, erklärt Dr. Anatoliy Senyshyn von der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der TUM.

Wie die innere Struktur einer Batterie vor und nach dem Laden aussieht, ist bereits bekannt. Ein Forschungs-Team unter Leitung des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums an der TUM beobachtete nun erstmals auch die Lithium-Verteilung einer Batterie während des kompletten Lade- und Entladeprozesses am Materialforschungsdiffraktometer STRESS-SPEC. Die Messungen überprüften sie am hochauflösenden Pulverdiffraktometer SPODI.

Verteilung der Lithium-Ionen entscheidend

Beim Laden wandern die Lithium-Ionen dabei von der positiv geladenen Elektrode zur negativ geladenen Elektrode, beim Entladen in die andere Richtung.

In den nun durchgeführten Untersuchungen konnten die Forschenden beobachten, dass sich die Verteilung des Lithiums beim Laden und Entladen ständig verändert. „Ist das Lithium ungleich verteilt, funktioniert in Bereichen der Batterie, in denen zu viel oder zu wenig Lithium vorhanden ist, der Austausch von Lithium zwischen Anode und Kathode nicht zu hundert Prozent. Eine gleichmäßige Verteilung steigert dagegen die Leistungsfähigkeit“, erklärt Senyshyn.

Genauer, kleiner, besser

Den Forschenden gelang es, die ungleiche Verteilung von Lithium in einer Batterie mit sehr hoher Auflösung festzuhalten: Um die gesamte Batterie zu erfassen, untersuchten sie ein winziges Teilvolumen nach dem anderen und setzten diese Einzelmessungen dann zu einem großen Bild zusammen.

Mit Hilfe des Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY der Helmholtz-Gemeinschaft und der European Synchrotron Radiation Facility ESRF war es möglich, Teilvolumina mit Abmessungen im Mikrometerbereich zu wählen. Dadurch erkannten die Forschenden, dass nicht nur entlang der Elektrodenschichten, sondern auch senkrecht zu den Schichten das Lithium ungleich verteilt ist.

Schnell laden versus Reichweite

Die beobachteten Effekte könnten langfristig dabei helfen, Akkus, zum Beispiel für Elektro-Autos, weiterzuentwickeln, sagt Senyshyn: „Viele Eigenschaften von Batterien lassen sich durch die Verteilung des Lithiums beeinflussen. Wenn wir diese besser unter Kontrolle haben, können wir die Performance von Batterien in Zukunft deutlich verbessern.“

Bildergalerie

  • Dr. Anatoliy Senyshyn befestigt eine Probe zum Messen mit Neutronen am Strukturpulverdiffraktometer SPODI des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums.

    Dr. Anatoliy Senyshyn befestigt eine Probe zum Messen mit Neutronen am Strukturpulverdiffraktometer SPODI des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums.

    Bild: Bernhard Ludewig, FRM II /TUM

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