Alt versus Neu? Altausrüstung und Zukunftstechnologien gemeinsam einsetzen

Anlagen einen frischen Anstrich zu verpassen, ist oftmals lohnenswerter, als sie komplett auszutauschen.

Bild: iStock, opico
22.10.2019

Elektrizität und Wasser, Orangensaft und Zahnpasta oder Mentos und Coca Cola – all das sind Dinge, die nicht gut zueinander passen. Aber was ist mit Zukunftstechnologie und Altausrüstung? In diesem Artikel erklärt Jonathan Wilkins, Geschäftsführer bei EU Automation, die Beziehung zwischen Altausrüstung und Zukunftstechnologien.

Industrielle Ausrüstung ist auf Haltbarkeit ausgelegt, was bedeutet, dass Hersteller häufig Maschinen betreiben, die 20 bis 30 Jahre alt sind. Viele Hersteller arbeiten daher mit alten Antrieben, Sensoren, speicherprogrammierbaren Steuerungen und anderer Automatisierungsausrüstung. Diese Ausrüstung stellt häufig das Rückgrat für betriebliche Tätigkeiten dar und ist unerlässlich für den Geschäftserfolg.

Jegliche neue Ausstattung, die für eine Haltbarkeit bis 2050 ausgelegt ist, muss reibungslos neben Maschinen aus den 1980er-Jahren funktionieren. Generell sind neuere Maschinen bereits mit Technik zur Kommunikation mit dem industriellen Internet der Dinge (IIoT) ausgestattet, aber für den wesentlichen Teil des Werks gilt dies nicht. Daher müssen Hersteller ein geeignetes Ökosystem kreieren, in dem Zukunftstechnologien und der historisch gewachsene Maschinen-Altbestand in perfekter Harmonie miteinander funktionieren.

Neuanfang versus Nachrüstung

Der erste Ansatz für Hersteller, die versuchen, Zukunftstechnologie und Altausrüstung aufeinander abzustimmen, ist das sogenannte Entfernen und Ersetzen („rip and replace“). Das bedeutet also, dass Bestehendes und Neues ebenso wie Elektrizität und Wasser einfach nicht zusammenpassen, und die beste Option daher ein kompletter Neuanfang und damit die Konzeption eines völlig neuen Systems ist.

Der andere Ansatz ist das Erweitern beziehungsweise der Umbau, auch Nachrüstung genannt. Dabei werden IIoT-Verbindungsgeräte wie OPC-Server, IoT-Plattformen und IoT-Gateways integriert, um die Altausrüstung um zusätzliche Funktionalitäten zu erweitern. Diese Geräte sorgen für eine einfache Kommunikation zwischen älteren und aktuellen Protokollen.

Eine Nachrüstung kann auch bedeuten, Sensoren hinzuzufügen, um Vibration, Schock, Temperatur oder andere Parameter zu messen, die anzeigen, welche Leistungen die Ausrüstung erbringt, und die Informationen über das IoT zu kommunizieren. Die Nutzung von Protokollkonvertern, die sicherstellen, dass Ausrüstung von unterschiedlichen Verkäufern die gleiche Sprache sprechen kann, bedeutet, dass Sammlung und Analyse von Bestandsdaten mit der Verarbeitung von Daten aus Zukunftstechnologien kombiniert werden kann.

Ein ungleiches Team

Der beste Ansatz für Hersteller ist es, einen Plan für ihren aktuellen digitalen Entwicklungsstand und für ihre Ziele zu erstellen sowie jene Maßnahmen zu priorisieren, die den größten Geschäftswert bringen. Es wird gegebenenfalls nötig sein, einen Teil der Ausrüstung zu modernisieren, doch ist dies weit entfernt vom Stilllegen der gesamten Produktion und einem kompletten Neuanfang. Durch die Erweiterung von Altausrüstung um IoT-Konnektivität können Hersteller sich mit dem Wissen entspannen, dass diese mit der neuen Technologie kommunizieren kann.

Altausrüstung und Zukunftstechnologien sind nicht wie Elektrizität und Wasser, Orangensaft und Zahnpasta oder Mentos und Coca Cola. Tatsächlich sind sie eher wie ein ungleiches Team – man erwartet nicht, dass sie zueinander passen, doch in Wirklichkeit ergänzen sie sich ganz hervorragend. So kann ein Unternehmen trotz Altlasten Digitalisierungsprojekte verwirklichen und somit auch Möglichkeiten für neue Businessmodelle schaffen.

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