Deutsch-japanisches Forschungsprojekt Virtuelle Testumgebung soll autonomes Fahren sicherer machen

In der Forschungsanlage Vista am Thüringer Innovationszentrum Mobilität werden künftig für das autonome Fahren relevante Sensoren und Systeme ausgiebig getestet.

Bild: Michael Reichel, TU Ilmenau
26.10.2020

In einem großangelegten Projekt entwickeln Wissenschaftler und Ingenieure Testverfahren, mit denen Fahrzeughersteller die Sicherheit von autonomen Autos vor der Zulassung einfach nachweisen können. Aufwendige Tests im realen Straßenverkehr sind nicht mehr notwendig.

Damit selbstfahrende Fahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen werden, müssen Hersteller nach Vorgaben der Vereinten Nationen die Sicherheit aller Sensorfunktionen nachweisen, die für das selbstständige Fahren nötig sind. Autonome Fahrzeuge müssen im Verkehr ohne Eingriff des Fahrers zuverlässig funktionieren und sich insbesondere in Gefahrensituationen immer zurechtfinden.

Bislang wurden diese Sicherheitsanforderungen durch reale Fahrtests nachgewiesen. Um nicht mehr Hunderte von Millionen Testkilometern absolvieren zu müssen, setzt die Branche inzwischen auf virtuelle Fahrtests. Für automatisierte Fahrzeuge müssen diese aber erst noch entwickelt und für eine weltweite Standardisierung vorbereitet werden. Das soll nun im Forschungsprojekt „German Japan Joint Virtual Validation Methodology for Intelligent Driving Systems (Vivid)“ geschehen.

Relevante Sensorsysteme in verschiedenen Szenarien testen

2017 hatten die Regierungschefs Deutschlands und Japans eine Zusammenarbeit bei der Forschung rund um vernetztes und automatisiertes Fahren beschlossen. Im Rahmen dieser Kooperation startete das Bundesforschungsministerium nun drei Forschungsprojekte, darunter auch Vivid.

Vivid wurde in einer durch das Forschungsministerium einberufenen Expertengruppe zu automatisiertem und vernetztem Fahren von Prof. Matthias Hein initiiert, Sprecher des Forschungsschwerpunkts Funk- und Informationstechnik am Thüringer Innovationszentrum für Mobilität an der TU Ilmenau. Dabei konnte er auf dem Vorgängerprojekt SafeMove aufbauen, in dem Kfz-Radare in der Forschungsanlage Vista getestet wurden. Diese Kombination aus Funkmesshalle und virtueller Straßenumgebung ist nun Forschungs- und Entwicklungsplattform für das Vivid-Projekt.

Zu der Umgebungssensorik, für die die Wissenschaftler hier virtuelle Testmethoden und -umgebungen entwickeln, gehören vor allem Kameras, das Radar sowie sein optisches Gegenstück Lidar. Diese Technologien lassen sich in verschiedenen realistischen Szenarien und Umgebungen auf ihre Funktionssicherheit testen und weltweit zulassen. Das soll in Zukunft nicht nur Fahrzeugherstellern, sondern auch Zulieferern und Testeinrichtungen zugutekommen.

Die Testmethoden umfassen:

  • die Simulation, also die digitale Nachbildung der Fahrzeugsensorik

  • die Modellierung, also die Nachbildung aller funktionsgebenden Einflüsse

  • die Validierung, also die Absicherung aller Testergebnisse und der letzte Schritt zur Serientauglichkeit und Marktfreigabe

Vielversprechende Technologie im Mobilitätsbereich fördern

Mit Vivid möchte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek das vernetzte und automatisierte Fahren als eine der vielversprechendsten neuen Technologien im Mobilitätsbereich und als Wachstumsmarkt von hoher wirtschaftlicher Bedeutung für die Automobilwirtschaft stärken. An dem auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt sind unter anderem die Fahrzeughersteller Mercedes Benz, Toyota, Honda und Nissan sowie der Prüfstandhersteller AVL, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Sony und Continental beteiligt.

Das Projektvolumen beträgt fast 4,7 Millionen Euro, von denen das Bundesforschungsministerium 3,7 Millionen und die Forschungspartner selbst eine Million Euro finanzieren.

Bildergalerie

  • Initiator des Vivid-Projekts ist Prof. Matthias Hein, Leiter des Fachgebiets Hochfrequenz und Mikrowellentechnik und Direktor des fakultätsübergreifendes Instituts für Mobilitätsforschung an der TU Ilmenau.

    Initiator des Vivid-Projekts ist Prof. Matthias Hein, Leiter des Fachgebiets Hochfrequenz und Mikrowellentechnik und Direktor des fakultätsübergreifendes Instituts für Mobilitätsforschung an der TU Ilmenau.

    Bild: Michael Reichel, TU Ilmenau

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