Wie sich Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz gegenseitig bedingen So viel Recycling wie möglich

Nachhaltigkeit: Lapp implementiert mehrere ökologisch und ökonomisch vielversprechende Lösungen.

Bild: iStock, MicroStockHub
02.05.2023

Neben der globalen Erwärmung zählt auch die zunehmende Ressourcenknappheit zu den größten Herausforderungen der Menschheit. Der Umstieg auf die Kreislaufwirtschaft ist daher dringend geboten. Das betrifft aber nicht nur Produkte selbst, sondern auch deren Verpackung. Mehr Nachhaltigkeit kann dabei zugleich weniger Kosten bedeuten.

Der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu handeln, wächst beständig – einerseits von der Gesellschaft, in der Kunden und Geschäftspartner dies erwarten, andererseits von der Politik, die zunehmend strengere Vorgaben verabschiedet.

„In vielen Unternehmen gibt es ein genuines Interesse, das Thema voranzutreiben, zugleich muss man aber zugeben, dass wirtschaftliche Aspekte immer noch die Wichtigsten sind, daher braucht es wahrscheinlich auch diesen Druck“, nach Meinung des Teams Verpackungsentwicklung: Matthias Mun­dinger, Sofie Wildermuth und Benoji Benedict-Sathiyaseelan der U.I. Lapp. „Das Gute ist, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können, wenn man es richtig angeht.“

Die Kollegen bei Lapp haben via mehrerer interner Initiativen Verpackungsmaterial aus Kunststoff reduziert und den Anteil an recycelten Rohstoffen erhöht. Auch arbeitet Lapp an einem Prozess für die Wiederverwendung von Kabeltrommeln, die beim wertvollen Rohstoff Holz für Umwelt und dem Konto gleichermaßen Erleichterung schafft. Drei Beispiele für die drei „Rs“ der Kreislaufwirtschaft – Reduce, Reuse, Recycle, die auch andernorts für mehr Nachhaltigkeit und zugleich niedrigere Kosten sorgen können.

Weniger Verpackung, weniger Kosten

Klingt einfach und selbstverständlich, ist praktisch aber gar nicht so trivial: Wer weniger Verpackung einsetzt, der spart Kosten und Rohstoffe. Gerade beim Rohstoff Kunststoff, der in der Regel aus fossilen Quellen gewonnen wird, ist eine Reduktion sinnvoll. Schließlich sind diese Quellen endlich und ihr Abbau verantwortlich für einen erheblichen Anteil unserer CO2-Emissionen. Zugleich beruht der herkömmliche Einsatz von Kunststoffen etwa zur Verpackung von Produkten nicht auf sinnloser Verschwendungssucht, sondern erfüllt einen Zweck.

Dazu gehört etwa, dass Verpackung die Ware vor äußeren Einflüssen schützt und sie auf dem Transportweg stabilisiert. Das gilt auch für die Folien aus Kunststoff, die Lapp für die Verpackung seiner Kabellieferungen verwendet. Nach erfolgreichen Tests im Vorfeld konnte die Materialstärke der Schrumpffolie teilweise von 80 µm auf 70 µm reduziert werden, bei zeitgleicher Einführung eines Rezyklatanteils von 30 Prozent. Es stellte sich heraus: Es geht, und die Maßnahme ist nicht nur in Sachen Ressourcenverbrauch und Klimafreundlichkeit ein Erfolg, sondern spart bereits jetzt jährlich einen Betrag von 8.000 Euro.

Rezyklatanteil auf 50 Prozent erhöhen

Neben der Reduktion sind aber auch die Inhaltsstoffe der Verpackung entscheidend. Dort, wo sich Material nicht reduzieren lässt, sollte es idealerweise einen möglichst hohen Recycling-Anteil haben, um Ressourcen und Klima zu schonen. Auch das ist theoretisch offensichtlich, bedarf in der Praxis aber genaues Hinsehen: „Zuerst muss man einen Unterschied machen zwischen ‚recycelbaren‘ und tatsächlich ‚recycelten‘ Materialien“, erklärt das Team. „Recycelbar verweist in erster Linie auf die Möglichkeit zum Recycling. Solange dies jedoch nicht tatsächlich stattgefunden hat, handelt es sich nur um einen theoretischen Mehrwert.“

Des Weiteren bestimmt ähnlich wie bei der Materialreduktion die Anwendung darüber, wie viel Rezyklatanteil möglich ist. Bei Schrumpffolien, die Lapp-Ware auf Paletten sichert, kommt jetzt eine Rezeptur mit 30 Prozent Rezyklat zum Einsatz.Das Team ist optimistisch: „Nun gehen wir einen Schritt weiter und testen bald in allen vier Logistikzentren Folien mit einem Rezyklatanteil von 50 Prozent und erhoffen uns auch hier, weitere Einsparungen zu erzielen. Ein weiterer Meilenstein in Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.“

Bei anderen Folien, wie etwa Trommelfolie, deren Funktion wie Staubschutz und Branding durch Rezyklat nicht eingeschränkt wird, erfolgt derzeit die Umstellung von 60 µm Neumaterial auf eine 30 µm Folie, mit 50 Prozent Rezyklatanteil in allen Logistikzentren.

Kreislaufsystem für Kabeltrommeln

Ein wichtiges Thema bei der Verpackung von Verbindungslösungen sind Kabeltrommeln. Sie bestehen in der Regel aus dem wertvollen Rohstoff Holz, sind bei Lapp bis zu 2,50 m hoch und im leeren Zustand bis zu 450 kg schwer. Für eine Einmalverwendung sind diese Trommeln viel zu schade. Doch Transport und Konsolidierung der geleerten Trommeln sind eine Herausforderung, gerade für einen Anbieter wie Lapp, der Märkte auf der ganzen Welt beliefert. „Daher haben wir zusammen mit den Logistikzentren und einem Dienstleister einen Prozess entwickelt, der diese Herausforderungen löst und dafür sorgt, dass eine mehrwegtaugliche Trommel auch mehrfach wiederverwendet werden kann.”

Bei allen Initiativen gilt: „Das ist von einem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit genauso getrieben wie von Kostenfragen“, sagt das Team, Und von potenziellen gesetzlichen Vorgaben der Zukunft: „Derzeit sind wir gut aufgestellt, spüren aber auch in Deutschland immer mehr Druck seitens des Gesetzgebers, aber wir sehen zum Beispiel in Italien, Spanien und England Entwicklungen wie die Extrasteuer auf Kunststoffe ohne Rezyklatanteil. Das wird irgendwann auch bei uns kommen. Wir haben daher nicht vor, uns von solch einer gesetzlichen Anforderung überraschen zu lassen, sondern stellen uns jetzt mit unseren Maßnahmen proaktiv darauf ein. Wir können jedem Unternehmen nur raten, das gleiche zu machen.“

Bildergalerie

  • Für die Einmalverwendung sind Kabeltrommeln zu schade, deshalb hat Lapp einen Prozess entwickelt, damit diese mehrfach verwendet werden können.

    Für die Einmalverwendung sind Kabeltrommeln zu schade, deshalb hat Lapp einen Prozess entwickelt, damit diese mehrfach verwendet werden können.

    Bild: Lapp

  • Bei Schrumpffolien kommt jetzt eine Rezeptur mit 30 Prozent Recyclat zum Einsatz.

    Bei Schrumpffolien kommt jetzt eine Rezeptur mit 30 Prozent Recyclat zum Einsatz.

    Bild: Lapp

  • Lapp ist sich sicher, dass auch in Deutschland eine Extrasteuer auf Kunststoffe ohne Recyclatanteil kommen wird.

    Lapp ist sich sicher, dass auch in Deutschland eine Extrasteuer auf Kunststoffe ohne Recyclatanteil kommen wird.

    Bild: Lapp

  • Team von Lapp (v.l.n.r.): Matthias Mundinger, Sofie Wildermuth und Benoji Benedict-Sathiyaseelan, tätig in der Abteilung Logistic Systems and Services.

    Team von Lapp (v.l.n.r.): Matthias Mundinger, Sofie Wildermuth und Benoji Benedict-Sathiyaseelan, tätig in der Abteilung Logistic Systems and Services.

    Bild: Lapp

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