Sensorik & Messtechnik „Niemand muss mehr extra Programme erstellen“

„Eine kundenspezifische Lösung muss auch vom Kunden bedient werden können.“ Enis Ersü, Isra Vision

Bild: Jörg Puchmüller, Isra Vision
07.05.2014

Ein Lösungsanbieter, der neben applikationsspezifischen jetzt auch standardisierte Produkte ins Programm nimmt? A&D hat nachgehakt, wieso Isra Vision das Portfolio um schnell zu integrierende 3D-Produkte erweitert. Gründer und Vorstandsvorsitzender Enis Ersü hat geantwortet.

A&D:

Im vergangenen Jahr haben Sie ein Produktportfolio von standardisierten IBV-Lösungen vorgestellt. Wie passt das zu Ihnen als Anbieter kundenspezifischer Lösungen?

Enis Ersü:

Wir haben branchentypische Produkte, die eine bestimmte Applikation ganz klar im Fokus haben. Mit den standardisierten Plug&Automate-Produkten für die Automatisierung in der Roboterführung und Messtechnik, die wir auf der letzten Automatica angekündigten haben, erweitern wir unser Portfolio auf zusätzliche Märkte und nutzen neue Vertriebskanäle. Für Isra ist das ein neues strategisches Geschäftsfeld.

Was ist das besondere an diesen neuen Produkten?

Wir bieten für den großen Automatisierungsmarkt Produkte an, die applikationsspezifisch mit allem notwendigen Prozesswissen ausgestattet sind und durch diese vollständige Integration für den Benutzer sehr einfach in die Applikation in der Linie zum Einsatz gebracht werden können. Der wichtige Punkt ist, das niemand mehr extra Programme erstellen muss, sondern dass die Produkte so vorbereitet sind, dass sie sehr schnell durch Eingabe von ein paar Parametern schon ihre Dienste tun können. Daher der Name Plug&Automate.

Machen Sie damit nicht ein Feld auf, das schon von anderen bedient wird?

Uns ist nicht bekannt, dass auf dem 3D-Sektor heute ähnliche Produkte mit Integrationsfähigkeit auf diesem Niveau existieren. Bei den meisten Produkten und Komponenten muss noch sehr viel Engineering- oder Programmier-Aufwand investiert werden. Bei unseren genannten Produkten fällt das weg. Firmen, die Roboter für bestimmte Zellenlösungen integrieren, sollen diese 3D-Sensoren sehr schnell einsetzen können. Für die allgemeine Industrie ist uns solch ein Produktportfolio nicht bekannt. Besonders nicht für eine schnelle Integration, bei der in der Bedienoberfläche an alles gedacht ist, was ein Automatisierer braucht, wenn er eine Automatisierungszelle aufbaut: Kommunikation mit dem Roboter, vollautomatische Kalibrierung, Parametrierung und Erkennung. All das enthält die neue Software, in die unsere gesamte Erfahrung der letzten bald 30 Jahre eingeflossen ist.

Komponentenanbieter bieten mittlerweile verstärkt individuelle Lösungen an. Sehen Sie darin eine zunehmende Konkurrenz für Ihr Kerngeschäft?

Es gibt nicht sehr viele Komponentenanbieter, die sehr spezielle individuelle Lösungen anbieten. Entsprechend sehen wir eine gute Marktperspektive. Natürlich gibt es den einen oder anderen im 3D-Bereich, der mehr in Richtung Integration geht oder Firmen die 2D-Lösungen anbieten. Unsere Produkte sind jedoch ganz klar auf 3D-Roboterführung in der Automatisierungsindustrie fokussiert und da gibt es kaum Komponentenhersteller mit ähnlichen Lösungen. Konkurrenz ist natürlich immer da und die schläft auch nicht, aber eine starke Zunahme des Wettbewerbs sehen wir nicht. Die meisten sind auch in der 2D-Qualitätssicherung aktiv, was wir nicht machen. Wir konzentrieren uns auf Oberflächeninspektion und 3D-Machine Vision für Roboterführung und Messtechnik.

Was muss man außer der Bildverarbeitung noch beherrschen, um eine Komplettlösung anbieten zu können?

Die Voraussetzung für eine optimale Integration ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden. Denn man muss den branchenspezifischen Kundenprozess verstehen und das System entsprechend für diesen Prozess aufbereiten. Der Schlüssel liegt darin, dass die große Komplexität von den vielen speziellen branchenspezifischen Applikationen sehr einfach vom Benutzer bedient werden kann. Zusätzlich braucht man für die Integration beim Anwender branchenspezifisches Kommunikationswissen. Es ist schwierig dieses Know-how für jeden der verschiedenen Kundenprozesse in unterschiedlichen Branchen aufzubauen. Deswegen versuchen wir bei Isra uns auf bestimmte Industrien zu konzentrieren und in diesen Bereichen die Prozesse zu verstehen.

Der Weg zum Allrounder ist also schwer.

Allrounder zu sein bedeutet, dass man jedes Mal den Kundenprozess neu verstehen muss, um seine Lösung optimal einzusetzen – also heute für einen Druck-, morgen für einen Display-Glass - und übermorgen für einen Brillenglasprozess. Das sind unterschiedliche Vorgehensweisen und nach unserer Erfahrung nicht so einfach.

Jetzt sind Ihre neuen Plug&Automate-Produkte aber auch nicht spezifisch…

Plug&Automate ein neuer Typ von Produkt, der es Automatisierungspartnern sehr einfach macht, sie unkompliziert integrieren können. So wie sie einen Roboter kaufen, kaufen sie bei uns dann das entsprechende 3D-Produkt und integrieren sie gemeinsam mit dem Roboter in ihre Automatisierungszelle. Das Feedback unserer Kunden für die mittlerweile sehr oft integrierte Applikation Griff in die Kiste ist sehr positiv.

Ihr Kerngeschäft ist die Automobilindustrie. Welche Anforderungen werden dort zurzeit gestellt?

Wir gehen eine international aufgebaute Automobilindustrie an, deren Fertigungslinien an verschiedenen Standorten liegen. Es wird erwartet, dass wir bei jedem Standort des Herstellers vor Ort sind und dort auch mit unserem kompletten Portfolio unterstützen können. Unsere Personalstruktur haben wir daher international so aufgebaut, dass wir von Brasilien über China, Korea, die Türkei, Westeuropa bis hin zu Südafrika diese Anforderungen erfüllen können. Von der Technikseite her konzentrieren wir uns auf die 3D-Anwendungen. Und die Automobilindustrie hat erkannt, dass unsere Lösungen zukunftsträchtig sind. Außerdem versuchen wir unsere 3D-Produkte sowohl von der Technologie als auch von der Funktionalität in den nächsten Jahren weiter zu verbessern: bedienfreundlicher, und gleichzeitig vom Funktionsumfang her auf einer ganz neuen Ebene. Die punktuellen Messungen werden durch flächendeckende Auswertungen ersetzt und Positionen werden durch 3D-Oberflächenanalyse gleichzeitig mit Formanalyse kombiniert.

Gewähren Sie noch einen kleinen Blick in die Zukunft?

Ich denke, Automatisierungslösungen werden immer komplexer und gleichzeitig leichter zu bedienen; das heißt, man geht Aufgaben an, die früher als kaum machbar deklariert worden sind. Die Montage in der Bewegung ist ein gutes Beispiel dafür. Heute sind sie realisierbar, denn die Stabilität der Lösungen hat natürlich eine ganz andere Basis als früher. Gleichzeitig steigt die Wirtschaftlichkeit enorm. Wir versuchen genau an dieser Stelle anzusetzen und den Kunden neue Technologien mit einer besseren Wirtschaftlichkeit – also mehr Funktionalität zum gleichen Preis oder weniger Kosten für dieselbe Funktion – anzubieten. Das ist die Zukunft.

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