Über 1.500 Zyklen für Lithium-Schwefel-Batterien Neuer Ansatz verlängert Lebensdauer von Lithium-Schwefel-Batterien

Ein neu entwickeltes COF-Material erhöht die Stabilität und Kapazität von Lithium-Schwefel-Batterien und ermöglicht eine Lebensdauer von über 1.500 Ladezyklen.

Bild: publish-industry, ChatGPT
17.09.2025

Ein neu entwickeltes Polymermaterial könnte die Kapazität und Lebensdauer von Lithium-Schwefel-Batterien deutlich erhöhen. Bei dem Material handelt es sich um sogenannte kationische kovalente organische Gerüste (COFs), deren offene Poren katalytische Reaktionen ermöglichen. Dabei werden Polysulfide gebunden, die die Stabilität der Batterien sonst verringern würden. Ein Teil der experimentellen Untersuchungen fand an der BAMline von BESSY II statt. Die Forschung wurde von Prof. Yan Lu (HZB) und Prof. Arne Thomas (TU Berlin) initiiert und vorangetrieben.

Kristalline Gerüststrukturen aus organischen Polymeren (covalent organic frameworks, COF) sind eine interessante Materialklasse. Sie zeichnen sich durch ihre hohe Porosität aus, vergleichbar mit einem Schwamm, allerdings sind in diesem Fall die Poren höchstens wenige Mikrometer groß. Manche dieser COF-Materialien besitzen besondere Eigenschaften, die sich für Anwendungen in elektrochemischen Energiespeichern anbieten, zum Beispiel eignen sich bestimmte Strukturen als „Wirte“ für Schwefelverbindungen wie Polysulfide in den Elektroden von Lithium-Schwefel-Batterien. Die Idee ist, dass sich die Polysulfide an die Innenflächen der Poren binden und dort wieder elementaren Schwefel erzeugen. Bislang hat dies jedoch noch nicht richtig funktioniert.

Ein Team um Prof. Yan Lu (HZB) und Prof. Arne Thomas (Technische Universität Berlin) hat nun mit einem neu entwickelten COF-Material einen großen Fortschritt erzielt. Durch die Einbindung bestimmter Radikale gelang es dem Team, die gewünschte Reaktion in den Poren katalytisch zu beschleunigen.

Das Material besteht aus Tetrathiafulvalen-Einheiten ([TTF]2•+) und Trisulfid-Radikal-Anionen (S3•-), die über Benzothiazol (R-TTF•+-COF) miteinander verbunden sind. Dies erhöht sowohl die katalytische Aktivität als auch die elektrische Leitfähigkeit des COF. „Ungepaarte Elektronen spielen in den Mikro-/Mesoporen von COFs eine wichtige Rolle”, erklärt Yan Lu: „Sie tragen zu delokalisierten π-Orbitalen bei, was den Ladungstransfer zwischen den Schichten erleichtert und somit die katalytischen Eigenschaften verbessert.”

Radikale Polymergerüste als Katalysatoren für langlebige Li-S-Batterien

In einer sehr komplexen und aufwändigen Studie hat das Team die zentrale Rolle von Radikalmotiven bei der Katalyse der Schwefelreduktionsreaktionen aufgeklärt. Dafür untersuchten sie die COF-Materialien in Li-S-Batteriezellen mit Festkörper-Kernspinresonanzspektroskopie (ssNMR) und Elektronenspinresonanzspektroskopie (EPR). Außerdem arbeiteten sie mit In-situ-Röntgentomographie an der BAMline bei BESSY II, um die Poren im Inneren genauer zu charakterisieren. Sie kombinierten diese experimentellen Ergebnisse mit theoretischen Berechnungen, um die Ergebnisse zu interpretieren. „Dadurch konnten wir zeigen, dass die Radikalkationen [TTF]2•+ als katalytische Zentren fungieren, die LiPS binden und die Verlängerung und Spaltung der S−S-Bindungen erleichtern“, sagt Sijia Cao, die im Team von Yan Lu ihre Doktorarbeit macht.

Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Leistung der Li-S-Batterie verbessert sich durch den Einsatz des neuen R-TTF•+-COF-Materials deutlich. Die Lebensdauer von Li-S-Batterien erhöht sich somit auf über 1.500 Zyklen mit einem Kapazitätsverlust von nur 0,027 Prozent pro Zyklus. Diese Haltbarkeit von Li-S-Batterien wurde mit COF-Materialien oder anderen rein organischen Katalysatoren bisher noch nicht erreicht. In der Regel besitzen Li-S-Batterien laut Berichten aus den letzten Jahren eine Lebensdauer von weniger als 1.000 Zyklen.

„Die Integration solcher Radikalgerüststrukturen in Lithium-Schwefel-Batterien ist sehr vielversprechend“, sagt Yan Lu. Darüber hinaus bieten diese Materialien eine Vielzahl von Möglichkeiten zur weiteren Optimierung. Die elektronischen Eigenschaften des Gerüsts und die katalytische Aktivität ändern sich je nachdem, welche Moleküle als Radikale verwendet werden. Die Forschung zu COFs mit stabilen Radikalbausteinen, die speziell auf die Katalyse von Schwefelreduktionsreaktionen zugeschnitten sind, wird daher sicher weiter ein fruchtbares Arbeitsgebiet bleiben.

Bildergalerie

  • In den Poren dieses radikalen organischen Gerüsts sind Polysulfide fest eingeschlossen. So wird verhindert, dass sie zurück in die Batterie gelangen und deren Lebensdauer verkürzen.

    In den Poren dieses radikalen organischen Gerüsts sind Polysulfide fest eingeschlossen. So wird verhindert, dass sie zurück in die Batterie gelangen und deren Lebensdauer verkürzen.

    Bild: Sijia Cao / HZB

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