Mikronetz-Technik von ABB Solarbetriebenes Microgrid versorgt Weltkulturerbe

ABB AG

Das Mikronetz speichert die Energie der Sonnenkollektoren, die bis zu 667 Kilowatt produzieren können. Das entspricht dem durchschnittlichen Strombedarf von rund 130 Haushalten.

Bild: ABB

06.11.2017

Dank Technologie von ABB wird die südafrikanische Insel Robben Island nun primär mit Solarstrom versorgt. Die einstige Gefängniskolonie war lange Zeit das Gefängnis von Nelson Mandela. Heute ist die Insel UNESCO-Weltkulturerbe und zugleich ein Vorzeigeprojekt für erneuerbare Energien.

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Ein modernes und nachhaltiges Technologiekonzept von ABB ermöglicht ab sofort eine nachhaltige Energieversorgung auf Robben Island, einer ehemaligen Gefängniskolonie vor der südafrikanischen Küste. Dank des solarbetriebenen Mikronetzes kann die Insel nun mindestens neun Monate pro Jahr allein mit Solarstrom versorgt werden.

Das Projekt ist Teil einer Nachhaltigkeitsinitiative der südafrikanischen Tourismusbehörde. Realisiert wurde es von Sola Future Energy, einem EPC-Unternehmen (Engineering, Procurement and Construction).

Nelson Mandela jahrelang Häftling auf Robben Island

Die geografischen Gegebenheiten auf der südafrikanischen Insel Robben Island sind so rau, dass die Insel über Jahrhunderte hinweg als ausgedörrtes, windgepeitschtes Gefängnis diente. Hier war unter anderem Nelson Mandela während seines Kampfes gegen die Apartheid 18 Jahre lang inhaftiert.

Bis zu 2.000 Besucher reisen täglich per Fähre an, um das UNESCO-Weltkulturerbe zu besichtigen; ferner leben dort über 100 Fremdenführer und Museumsmitarbeiter. Zur Stromversorgung der Insel hat die südafrikanische Tourismusbehörde nun ein neues solarbetriebenes Mikronetz installiert, das mit Technologien von ABB gebaut worden ist. Das Mikronetz ist praktisch ein kleines Stromnetz.

Solarbetriebenes Mikronetz ersetzt Dieselgeneratoren

Der Energiebedarf von Robben Island, wo es auch einen aktiven Hafen und einen Leuchtturm gibt, entspricht dem eines kleinen Dorfes – oder dem Bedarf von rund 130 Haushalten. Bevor das Mikronetz in Betrieb genommen wurde, dienten Dieselgeneratoren als einzige Energiequelle der Insel und benötigten jährlich rund 600.000 Liter Treibstoff. Damit gingen nicht nur hohe Kosten, sondern auch eine erhebliche Umweltbelastung einher.

Nun kann die Insel ihren Energiebedarf mindestens neun Monate im Jahr mit Sonnenenergie decken und die Dieselgeneratoren lediglich als Notstromreserve nutzen. Es wird erwartet, dass die Treibstoffkosten und CO2-Emissionen mit dem Mikronetz um rund 75 Prozent gesenkt werden.

„In den Netzen der Zukunft stellen Mikronetze ein Schlüsselelement dar“, sagt Claudio Facchin, Mitglied der Konzernleitung und und verantwortlich für die Division Energietechniksysteme. „Die Technologie, die wir auf Robben Island implementieren, ist zweifellos ein Beispiel dafür, wie wir leistungsfähigere, intelligentere und umweltfreundlichere Netze schaffen können.“

Photovoltaikanlage und Batteriebank sichern Stromversorgung

Das Mikronetz auf Robben Island erfasst die Sonnenenergie einer Photovoltaikanlage, die sich im Südosten der Insel befindet und die Größe eines Fußballfeldes hat. Ihre Spitzenleistung beträgt 667 Kilowatt. Der mit den Solarmodulen erzeugte variable Gleichstrom (DC) wird mit zwölf Solarwechselrichtern in Wechselstrom (AC) umgewandelt, der für Stromversorgung der Insel erforderlich ist. Das Mikronetz kann tagsüber mit Sonnenenergie betrieben werden und wird von einer Batteriebank ergänzt, die nach Sonnenuntergang für etwa sieben Stunden die Stromzufuhr gewährleistet.

Von ABB stammt dabei die modular aufgebaute Plug-and-Play-Mikronetz-Lösung. Sie umfasst ein Ability-Powerstore-Batteriespeichersystem und das dedizierte Mikronetz-Plus-Steuerungssystem, dessen Cloud-basierte Funktionen einen Remote-Betrieb ermöglichen. Letzteres ermöglicht die Steuerung der Energieversorgung. Damit lässt sich nicht nur die Energiespeicherung regeln, sondern auch die Nutzung von Solarenergie und Dieselantrieb entsprechend der sich ändernden Nachfrage ausbalancieren.

Fernüberwachung des Systems

Um eine optimale Effizienz zu erreichen, verfügt das Mikronetz zudem über umfassende digitale Funktionen. Dank der Fernüberwachung per ABB Ability kann das System vom neun Kilometer entfernten Kapstadt aus überwacht und betrieben werden. Dank des Fernzugriffs müssen keine Mitarbeiter auf der Insel eingesetzt werden. Das ist ein großer Vorteil, da die teils schwierigen Wetterverhältnisse und gefährliche Strömungen vor der Küste die Reise zum oder vom Festland bisweilen unmöglich machen.

Das drahtlose Netzwerk bietet noch einen weiteren Vorteil: Es werden keine Kabelgräben benötigt, sodass der natürliche Lebensraum der Insel geschützt wird. Robben Island ist Bestandteil des südafrikanischen Naturerbes und beherbergt über 20.000 afrikanische Pinguine, Springböcke (das Wappentier von Südafrika) und ein Vogelschutzgebiet.

Ein Symbol der Hoffnung

„Ich bin begeistert von diesem Ort. Robben Island sollte immer ein Symbol der Hoffnung sein“, sagt Vusumzi Mcongo, der im Alter von 24 Jahren inhaftiert und jahrelang als politischer Gefangener auf der Insel festgehalten wurde. Heute ist er 63 und als Fremdenführer auf der Insel tätig. Er freut sich, dass sowohl der natürliche Lebensraum als auch die historische Bedeutung von Robben Island geschützt werden. „Ich lerne aus der Vergangenheit, denn sie hat aus mir den Menschen gemacht, der ich heute bin.“

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