Transaktionsgeschehen in der Industrieautomatisierung Mergers & Acquisitions Quarterly

Eine klare M&A-Strategie kann erheblich zur Wertsteigerung eines Unternehmens beitragen, insbesondere wenn Akquisitionen strategische Synergien schaffen können.

Bild: iStock, Yevhen Lahunov
30.10.2023

Wer kauft wen und warum? Wie entwickelt sich die Industriestruktur? Konsolidiert sich der Markt? Steht eine Übernahmewelle bevor? Wann ist ein guter Zukauf- oder Verkaufszeitpunkt? Wer steigt in den Markt ein? Im M&A Quarterly von Aquin erfahren Sie nicht nur mehr über die aktuelle Marktlage und das Transaktionsgeschehen in der Industrieautomatisierung, sondern erhalten dieses Mal auch spannende Einblicke in Industrieholdings und ihre M&A-Aktivitäten.

Dieses Mal nur ein kurzer Blick auf die Bewegung des Aquin Industrial Automation Index. Im letzten Quartal verzeichnete der Aquin Industrial Automation Index sowie die Vergleichsindizes (Nasdaq Composite und MSCI World) eine hauptsächlich seitwärts gerichtete Bewegung. Der mediane EBITDA-Bewertungsfaktor blieb nahezu unverändert und liegt zum Stichtag 26.09.2023 bei 15,11x, verglichen mit 14,46x vor einem Jahr. Dies betrifft eine Peergroup von 43 Unternehmen in Europa und Amerika mit Schwerpunkt in der Industrieautomation.

Transaktionsgeschehen im DACH-Raum

Die Anzahl der Übernahmetransaktionen von Industrieautomatisierungsunternehmen im DACH-Raum deutet darauf hin, dass die im Vorjahr verzeichnete Zahl von über 130 Akquisitionen in diesem Jahr nicht erreicht wird. Dies ist wenig überraschend, da im Jahr 2022 eine außergewöhnlich hohe Anzahl von M&A-Transaktionen verzeichnet wurde. Besonders bemerkenswert im letzten Quartal war die Mehrheitsbeteiligung des amerikanischen Investors AEA an SCIO. SCIO Automation wurde 2019 gegründet, als die Vescon Gruppe und Schiller Automatisierungstechnik fusionierten. Seitdem verfolgt das Unternehmen eine Plattformstrategie in der Industrieautomatisierung.

Die Investition von AEA in SCIO Automation unterstreicht das wachsende Vertrauen der Investoren in die Zukunft der Industrieautomatisierung und den vielversprechenden Plattformansatz. Diese Transaktion wird SCIO Automation nicht nur finanziell stärken, sondern auch wertvolle M&A-Expertise zur Verfügung stellen, um ihre Plattformstrategie weiter auszubauen. Ein Anreiz für uns, Industrieholdings und ihre Bedeutung im Kontext des aktuellen M&A-Geschehens genauer zu analysieren.

M&A-Experten mit Branchen Know-how

Industrieholdings gewinnen zunehmend an Bedeutung als Käufer in M&A-Transaktionen. Das Universum potenzieller Käufer in M&A-Geschäften lässt sich generell grob in drei Kategorien einteilen:

Der strategische Käufer: Diese Unternehmen erwerben andere Firmen, um strategische Ziele wie Geschäftserweiterung, Markterschließung oder Portfolioergänzung zu realisieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf langfristigen betrieblichen Synergien und Wachstumschancen.

Der Finanzinvestor: Hierbei handelt es sich um Private-Equity-Firmen oder Fonds, die in Unternehmen investieren, um sie zu restrukturieren und später mit Profit zu verkaufen. Der Fokus liegt auf der Maximierung des finanziellen Return on Investment (ROI), unabhängig von der Branche.

Die Industrieholding: Industrieholdings sind Unternehmen, die Beteiligungen an verschiedenen Firmen in unterschiedlichen Branchen halten. Ihr vorrangiges Ziel besteht darin, diese Unternehmen zu koordinieren, Synergien zu nutzen und den Wert für ihre Anteilseigner zu steigern, jedoch nicht notwendigerweise durch die operative Integration der Tochtergesellschaften. Innerhalb der Kategorie Industrieholdings gibt es verschiedene Ansätze. Einige verfolgen den klassischen Holdingansatz und erwerben Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern, wobei das Management eine Überwachungs- und Beratungsfunktion ausübt. Der Erfolg hängt hier stark von der Qualität der Akquisitionen ab, und das Wachstum ist nicht an einen bestimmten Markt gebunden.

Andere Unternehmen setzen auf Plattformstrategien, bei denen der Fokus auf einer bestimmten Branche liegt. Ihr Ziel ist es, durch den Erwerb von Unternehmen mit ähnlichen Produkten in bestehenden oder angrenzenden Märkten den adressierbaren Markt zu erweitern. Erfolgreiche Plattformunternehmen zielen auf führende Nischenunternehmen ab und nutzen Skaleneffekte sowie kontinuierliche Verbesserungsprozesse, um Wissensaustausch und Kostenoptimierung zu fördern.

Eine dritte Variante ist der Roll-up-Ansatz, bei dem die Konsolidierung kleinerer Unternehmen mit ähnlichen Produktportfolios oder in angrenzenden Märkten angestrebt wird, um Skaleneffekte und betriebliche Synergien zu nutzen. Dieser Ansatz birgt jedoch das Risiko einer schwierigen Integration solcher Unternehmen. Besonders die beiden letztgenannten Ansätze, Plattformstrategien und Roll-ups, bieten eine interessante Kombination aus Branchenexpertise und M&A-Erfahrung und können attraktive Partner für wachstumsstarke Nischenunternehmen sein.

Analyse von Industrieholdings

Um die Leistung und M&A-Aktivität solcher Unternehmen genauer zu analysieren, haben wir eine Peergroup von 21 börsennotierten Industrieholdings untersucht, die in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gelistet waren und hauptsächlich den Plattformansatz verfolgen. Dazu gehören Unternehmen wie Indutrade AB, Lagercrantz Group AB, Indus Holding AG, discoverIE Group plc, Xano Industri AB, MBB SE und Gesco SE, von denen alle zumindest einen Teil ihrer Geschäftstätigkeit auf die Industrieautomation ausrichten.

Insgesamt haben diese 21 Unternehmen in den letzten 10 Jahren über 1200 Unternehmen erworben, wobei die Jahre 2021 und 2022 mit insgesamt 341 Akquisitionen besonders herausstechen. Ein Beispiel aus der Industrieautomatisierung ist Indutrade AB, die durch ihre klare Verfolgung einer Plattformstrategie ihren Börsenwert in den letzten 10 Jahren um fast das 5-fache gesteigert hat, dank 129 Akquisitionen. Insgesamt betrachtet konnten diese Unternehmen ihren Börsenwert um beeindruckende 477 Prozent steigern, wobei sie im Durchschnitt 3-4 Unternehmen pro Jahr erworben haben. Im Vergleich dazu hat unsere Peergroup für industrielle Automation, bestehend aus 37 Unternehmen, die in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gelistet waren, ihren Börsenwert lediglich um 256 Prozent gesteigert. Der Nasdaq Composite legte in derselben Zeit ebenfalls um 256 Prozent zu, während der MSCI World nur um 185 Prozent zulegte.

Die Analyse zeigt, dass eine klare M&A-Strategie erheblich zur Wertsteigerung eines Unternehmens beitragen kann, insbesondere wenn Akquisitionen strategische Synergien schaffen können. Auch für das akquirierte Unternehmen scheint eine Partnerschaft mit einer Industrieholding vorteilhaft zu sein, um aktuelle Wachstumsengpässe zu überwinden.

Bildergalerie

  • Aquins synthetischer Industrial Automation Index

    Aquins synthetischer Industrial Automation Index

    Bild: Aquin

  • Transaktionen der Industrieholdings

    Transaktionen der Industrieholdings

    Bild: Aquin

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