Die Vision: Wer mit dem E-Auto auf bestimmten Straßen unterwegs ist, soll künftig automatisch Strom „tanken“, ohne anhalten oder selbst aktiv werden zu müssen. Möglich macht das eine spezielle, unter anderem im Straßenbelag verbaute Technologie, über die Energie an das Fahrzeug übertragen wird.
„Kabelloses Laden während der Fahrt und auch bei Stillstand macht Elektromobilität komfortabler und damit auch alltagstauglicher – gerade im urbanen Raum oder für Fahrzeuge mit hohem Energiebedarf“, sagt Prof. Benedikt Schmülling, Leiter des Projekts an der Bergischen Universität. „Unser Vorhaben ist es, diese Technologie so zu entwickeln, dass sie zuverlässig funktioniert, einfach in Infrastrukturen integrierbar ist und einen echten Beitrag zur Verkehrswende leistet.“ Ihr Einsatz ist für verschiedene Anwendungsbereiche attraktiv: Neben dem Individualverkehr auch im öffentlichen Nahverkehr mit Elektrobussen und Elektrotaxen oder als wichtiges Puzzleteil für die Elektromobilität in Logistikunternehmen.
Teststrecke für kabelloses Laden
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist der Bau einer bis zu 400 m langen Teststrecke in Aldenhoven. Hier sollen speziell ausgerüstete Fahrzeuge das kabellose Laden unter realen Bedingungen erproben. Berücksichtigt werden dabei auch Ergebnisse aus vorangegangenen Projekten. Insbesondere geht es um die Testung sowohl der Komponenten für die reine Energieübertragung, wie Spulen und Leistungselektronik, als auch des passenden Kommunikationssystems, das einen sicheren und störungsfreien Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur vor, während und nach jedem Ladevorgang ermöglicht. „Die Integration moderner Kommunikationstechnologie ermöglicht eine intelligente Steuerung des Ladevorgangs, schont die Fahrzeugbatterie und unterstützt durch den Austausch von Energiedaten eine flexible und effiziente Nutzung der Stromnetze“, so Prof. Schmülling.
Ziel des Projekts ist es, dass die neue Technologie nicht nur für Neuwagen, sondern auch für bestehende Elektrofahrzeuge nachrüstbar ist. Dafür wird eine Kommunikationsplattform entwickelt, die mit vielen Fahrzeugtypen kompatibel ist und auf international gültigen Standards basiert. So kann das System langfristig breit eingesetzt werden – auch über Deutschland hinaus.
Mit Partnern neue Wege erschließen
Das Projekt läuft über drei Jahre und wird vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Wettbewerbs NeueWege.IN.NRW mit insgesamt rund 3,9 Millionen Euro gefördert. Die BUW erhält davon rund 786.000 Euro.
Neben den BUW-Lehrstühlen für Elektromobilität und Energiespeichersysteme (Prof. Benedikt Schmülling, Projektleitung) sowie Theoretische Elektrotechnik (Prof. Markus Clemens) bringen drei starke Partner ihr Know-how ein: Electreon Germany als Anbieterin von kabellosen Ladelösungen, Denso Automotive Deutschland als Anbieterin von Automobiltechnologie, Systemen und Komponenten für große Automobilhersteller und STRABAG als einer der führenden europäischen Technologiekonzerne für Baudienstleistungen.
Ein Projekt mit Weitblick
Neben Technik und Testbetrieb spielt auch der Wissenstransfer eine große Rolle: Die Ergebnisse sollen nach Projektende in Normungsgremien eingebracht werden – ein Schritt hin zu einem einheitlichen Standard für das kabellose Laden weltweit.