Im Zuge der fortschreitenden Automatisierung werden Produktionsanlagen auch in der Lebensmitteltechnik und der Pharmaindustrie zunehmend komplexer. Damit steigt das Risiko von Kontaminationen – insbesondere in den Produktkontaktzonen und den Spritzbereichen der Lebensmittelherstellung. Im Ernstfall können daraus Rückrufaktionen mit entsprechenden Imageschäden für einzelne Unternehmen und die gesamte Branche resultieren. Um solche Risiken zu minimieren, sind zahlreiche Vorschriften zu beachten, die den Bau und Betrieb von Anlagen und Komponenten im Einklang mit den Anforderungen der Lebensmittelindustrie regeln. Im Zentrum steht dabei eine möglichst effektive Reinigbarkeit aller Bauteile. Auf allen Feldebenen – von übergeordneten Servern bis zu Sensoren und Aktuatoren – kommen zahlreiche Kabel zum Einsatz. Mit ihrer Anzahl wächst auch die Zahl der Kabeleinführungen, die hygienegerecht konstruiert sein müssen.
Kabelverschraubung nach EHEDG zertifiziert
Im Zuge steigender Anforderungen an das Hygienic Design hat die European Hygienic Engineering & Design Group (EHEDG) ihre Zertifizierungskriterien verschärft. Das Unternehmen Pflitsch hat daraufhin eine neue Generation von Kabelverschraubungen entwickelt, die diesen Anforderungen entspricht. Die Cleanplus besteht aus lebensmitteltauglichen Werkstoffen, lässt sich spaltfrei ohne Spezialwerkzeug montieren, verfügt über glatte Oberflächen und ist beständig gegenüber Korrosion, Druckreinigung und gängigen Reinigungsmitteln. Durch die gute Reinigbarkeit können Reinigungszyklen verlässlich geplant werden – ein Aspekt, der zur langfristigen Betriebssicherheit beiträgt und potenziell die Gesamtkosten über den Lebenszyklus einer Anlage senkt. Die Cleanplus wurde auf Basis des bestehenden Designs der blueglobe Clean Plus entwickelt und orientiert sich an deren Konstruktionsprinzipien. Dazu zählen etwa die Auswahl geeigneter Materialien, abgerundete Flächen an der Druckschraube sowie ein insgesamt nahtloser Aufbau.
Verbesserte Montageeigenschaften
Neben hygienischen Aspekten wurde bei der Entwicklung auch auf die Montagefreundlichkeit geachtet. Die Cleanplus besteht aus wenigen Einzelteilen, die ohne Verkanten mit handelsüblichen Werkzeugen montiert werden können. Auf zusätzliche Unterlegscheiben kann verzichtet werden, und durch die Verzahnung des Dichteinsatzes wird ein Verdrehen des Kabels beim Anziehen der Druckschraube verhindert.
Die Verschraubung erreicht Schutzarten bis IP 68 (bis 15 bar) und IP 69 und bietet eine hohe Zugentlastung. Mit fünf Baugrößen (M12 bis M32) deckt sie einen Dichtbereich von 3,5 mm bis 23 mm ab. Der Einsatz eines Silikon-Dichteinsatzes erweitert den Temperatureinsatzbereich auf -55 °C bis +180 °C.
EMV-Schutz für sensible Anwendungen
In automatisierten Umgebungen können durch Netzteile, Frequenzumrichter oder drahtlose Kommunikation elektromagnetische Störungen entstehen. Die Cleanplus ist deshalb auch in einer EMV-Variante erhältlich. Die Cleanplus TRI verwendet eine patentierte TRI-Feder, die bereits in anderen Produktserien des Unternehmens eingesetzt wird. Das Design trennt mechanisch zwischen der Abdichtung und der Schirmkontaktierung. Dadurch wird eine robuste und vibrationsresistente EMV-Schirmung ermöglicht, die laut Hersteller überdurchschnittliche Dämpfungswerte erzielt.
Ein Vorteil der Bauweise liegt in der vereinfachten Montage: Anstelle der aufwendigen Bearbeitung des Schirmgeflechts genügt es, den Kontaktbereich freizulegen. Beim Einschieben des Kabels sorgt die TRI-Feder für eine zuverlässige 360°-Kontaktierung – auch bei unregelmäßiger Geometrie oder außermittiger Lage des Leiters. Die EMV-Kabelverschraubung erreicht eine Schirmdämpfung von über 80 dB bei 100 MHz und 65 dB bei 1.000 MHz und ist nach Cat. 8.2 gemäß IEC 61156-9 Ed.1.0 zertifiziert.