Unfall mit Brandfolge Explosion im Chempark Leverkusen: Die aktuellen Entwicklungen

Am 27. Juli kam es im Chempark Leverkusen zu einer schweren Explosion. Im Video sehen Sie die zweite Pressekonferenz vom darauffolgenden Tag.

Bild: Currenta / Video: Currenta

13.08.2021

Aus bisher unbekannter Ursache ist es am Morgen des 27. Juli 2021 zu einer Explosion mit anschließendem Brand im Chempark Leverkusen gekommen. Betroffen waren drei Tanks mit organischen Lösungsmitteln. Es gibt mindestens sieben Tote und einige Verletzte.

Update vom 13. August 2021, 15:30 Uhr
Die letzte noch vermisste Person ist tot an der Einsatzstelle geborgen worden. Das hat die Staatsanwaltschaft Köln heute bekanntgegeben. Damit erhöht sich die Zahl der Verstorbenen auf sieben Personen. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass sich zum Ereigniszeitpunkt keine weiteren Personen an der Unfallstelle befunden haben.

„Dies ist noch einmal ein trauriger Tag für uns alle. Denn er bringt die Gewissheit mit sich, dass sieben Menschen bei diesem Unglück ihr Leben verloren haben“, sagt Currenta-Geschäftsführer Frank Hyldmar. „Wir sind in Gedanken bei den Familien und Freunden, die jetzt von geliebten Menschen Abschied nehmen müssen. Bedanken möchte ich mich bei allen Einsatz- und Bergungskräften, die weiterhin unermüdlich noch immer die Unfallstelle sichern. Ihr umsichtiges Handeln war auch bei der Bergung von entscheidender Bedeutung.“

Update vom 12. August 2021, 9:30 Uhr
Currenta hat nähere Informationen zu den Tankinhalten veröffentlicht, die bei der Explosion betroffen waren. Neben dem explodierten Lagertank 3 wurden sieben weitere Lagertanks der Tankgruppe zerstört.

In Tank 3 lagerten zu diesem Zeitpunkt 14 m3 schwefel- und phosphorhaltige Reststoffe, wie sie bei der Produktion von Pflanzenschutzmitteln entstehen. Die Reststoffe waren im Auftrag eines außerhalb des Chemparks ansässigen Kunden aus dem EU-Ausland zur Entsorgung in der dafür zugelassenen Anlage bestimmt.

Bei den Stoffen in den anderen Tankbehältern handelte es sich um lösemittelhaltige Produktionsrückstände, die unterschiedliche Konzentrationen von Halogenen, Alkohole und Schwefel enthielten. Die genauen Stoffbezeichnungen hat Currenta in einem PDF aufgeführt.

Update vom 6. August 2021, 8:45 Uhr
Das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv NRW) hat bekanntgegeben, dass die Analysen der Pflanzen- und Bodenproben keine bedenklichen Rückstände von Chemikalien aus der Landwirtschaft aufweisen. Currenta hat parallel ein eigenes Untersuchungsprogramm auf phosphor- und schwefelhaltige Chemikalien vorgenommen und ist zum gleichen Ergebnis gekommen.

Die vorsorglichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit, die das Landesamt für das betroffene Stadtgebiet und die unmittelbar angrenzenden Bereiche der Städte Leichlingen und Opladen empfohlen hatte, hebt die Stadt Leverkusen damit auf.

Das Lanuv hat Bodenproben und Pflanzen auf insgesamt 450 Komponenten landwirtschaftlicher Chemikalien getestet. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bestandteile aus der Tankanlage durch den Brand aufgelöst wurden. Damit ist laut dem Landesamt davon auszugehen, dass es außerhalb des Werkgeländes zu keiner Belastung mit Schadstoffen gekommen ist.

Obst und Gemüse kann demnach wieder verzehrt werden, sollte aber vorher gewaschen oder geschält werden. Als vorsorgliche Maßnahme empfiehlt das Lanuv, Wasser aus Regentonnen in der Kanalisation zu entsorgen und Wasser in Swimming Pools auszutauschen oder komplett durchzufiltern. Anwohner können dabei eventuelle Verschmutzungen selbst reinigen, sollten dabei aber aufgrund des hohen Säuregrads der Partikel Handschuhe tragen und Schwämme und Tücher anschließend im Hausmüll entsorgen.

Currenta bietet über seine Hotline weiterhin die Vermittlung von Reinigungsteams an. Inzwischen wurde bereits mit über 100 Nachbarn Kontakt hergestellt. Viele Rußpartikel sind außerdem durch die Regenfälle in den vergangenen Tagen entfernt worden. Öffentliche Flächen will Currenta in Zusammenarbeit mit der Stadt Leverkusen schnellstmöglich reinigen, etwa Verschmutzungen an Spielgeräten.

„Wir sind erleichtert, dass für die Anwohnerinnen und Anwohner nun Sicherheit und Klarheit besteht“, sagt Hans Gennen, Geschäftsführer von Currenta. „Wir wissen, dass die vergangenen Tage für unsere Nachbarschaft eine große Belastung dargestellt haben. Wir danken den Bürgerinnen und Bürgern für ihre Geduld. Unsere Priorität ist es jetzt, die Reinigungsarbeiten so schnell wie möglich abzuschließen.“

Gleichzeitig schreiten die Sicherungs- und Aufräumarbeiten an der Unglücksstelle weiter voran. Da noch eine Person vermisst wird, können die Rettungskräfte nur mit äußerster Vorsicht und in kleinen Schritten vorgehen.

Update vom 4. August 2021, 8:00 Uhr
Eine der beiden verbliebenen vermissten Personen konnte nur noch tot geborgen werden. Das hat die Staatsanwaltschaft Köln bestätigt. Die Einsatzkräfte suchen weiterhin nach der letzten vermissten Person.

„Wir sind mit unseren Gedanken bei der Familie und Freunden, die heute traurige Gewissheit erhalten haben“, heißt es aus der Currenta-Geschäftsführung. „Wir trauern mit allen Angehörigen, die bei diesem Unglück einen geliebten Menschen verloren haben.“

Update vom 2. August 2021, 8:30 Uhr
Es ist nun näher bekannt, welcher Stoff infolge der Explosion des Lagertanks im Entsorgungszentrum Bürrig gebrannt hat: ein flüssiger Abfallstoff, der bei der Herstellung agrochemischer Produkte entsteht und im Entsorgungszentrum verbrannt werden sollte.

Durch die explosionsartige Freisetzung des Lösungsmittels und die anschließende Durchzündung geht Currenta davon aus, dass ein Großteil des Abfallstoffs verbrannt ist. Dennoch lässt sich nach Angaben des Chemieparkbetreibers nicht sicher ausschließen, dass in nächster Umgebung der Unglücksstelle noch unverbrannte Partikel niedergegangen sind.

Um diese Annahmen zu bestätigen und weitere Gefahren auszuschließen, führen das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv NRW) und Currenta weiterhin Analysen durch und werten Proben aus. Die bisher vom Lanuv bekanntgegebenen Analyseergebnisse der Rußpartikel zeigen, dass keine Rückstände von Dioxin oder dioxinähnlichen Stoffen nach dem Brand im Chempark gefunden worden sind.

Sowohl bei chlorierten Dioxinen und Furanen, polychlorierten Biphenylen (PCB) als auch bei polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) lagen die Konzentrationen laut dem Lanuv unter den Bestimmungsgrenzen. Damit bestätigen sich auch die Ergebnisse der Untersuchungen, die Currenta durchgeführt hat. Bei den genannten Stoffen handelt es sich um Verbindungen, die bei Brandereignissen mit chlorhaltigen Lösungsmitteln üblicherweise entstehen und daher standardmäßig getestet werden.

Trotz dieser Ergebnisse empfiehlt das Lanuv, die vorsorglichen Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge zunächst aufrechtzuerhalten: Obst und Gemüse aus betroffenen Gärten nicht verzehren, verunreinigte Flächen nicht anfassen, nichts selbst reinigen. Currenta will Anwohner bei der Beseitigung der niedergegangenen Rußpartikel und der Säuberung unterstützen.

„Die in die Umwelt gelangten Schadstoffe und Rußpartikel müssen so schnell und so umfassend wie möglich wieder entfernt werden. [...] In den kommenden Tagen werden wir die Reinigungsarbeiten weiter intensivieren und auch zusätzliche Spezialfirmen hinzuziehen“, sagt Currenta-Geschäftsführer Hans Gennen. „Jeder Bürger, der uns Rußpartikel meldet, kann sicher sein, dass diese von uns auch entfernt werden.“

Die Suche nach den beiden noch vermissten Personen wird unverändert fortgesetzt. Die Werkfeuerwehr stabilisiert Gebäudeteile und entfernt Löschwasser und Produktreste.

Update vom 30. Juli 2021, 11:00 Uhr
Viele Anwohner aus Leverkusen-Bürrig haben sich bei Currenta über Geruchsbelästigungen beschwert. Der Chemieparkbetreiber weist darauf hin, dass es im Zuge der Sicherungs- und Aufräumarbeiten immer wieder zu Geruchsbelästigungen auf angrenzenden Flächen und in den naheliegenden Wohngebieten kommen kann. Die Arbeiten der Werkfeuerwehr werden dabei kontinuierlich überwacht, um sicherzustellen, dass keine Gefahrstoffe in die Umwelt gelangen. Hierzu ist weiterhin auch der Luftmesswagen im Einsatz.

Update vom 30. Juli 2021, 8:30 Uhr
Drei der vermissten Menschen sind am Donnerstag, 29. Juli 2021, tot aus den Trümmern geborgen worden. Das haben Staatsanwaltschaft und Polizei bekanntgegeben. Damit werden aktuell noch zwei weitere Personen vermisst. Bis zur abschließenden Identifizierung wollen die Ermittlungsbehörden keine Angaben zum Alter der Getöteten machen.

„Wir fühlen mit den Angehörigen, die heute diese traurige Nachricht erhalten haben“, heißt es aus der Geschäftsführung von Currenta. „Es gibt einfach keine Worte, die das angemessen zum Ausdruck bringen können.“

Update vom 28. Juli 2021, 14:25 Uhr
Die zweite Pressekonferenz ist vorbei. Das waren die wichtigsten Punkte:

  • Messungen lassen keine Schadstoffe in der Luft feststellen. Die Ergebnisse von Analysen zu Rußniederschlägen in der Stadt stehen noch aus. Bezüglich des Rußes wird vorerst empfohlen: kein Kontakt mit der Haut, kein Essen von Obst oder Gemüse aus dem Garten, keine Verschleppung zum Beispiel über Anziehsachen ins Haus.

  • Auf der Suche nach den Vermissten werden auch Drohnen eingesetzt.

  • Gemeinsam mit seinen Kunden versucht Currenta, die Entsorgungskapazitäten wieder hochzufahren und auf das vorherige Niveau zu bringen.

  • Der Schaden an der Anlage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern.

Update vom 28. Juli 2021, 13:45 Uhr
Die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle dauern an. Für 14:00 Uhr ist eine weitere Pressekonferenz geplant.

Update vom 28. Juli 2021, 7:50 Uhr
Eine weitere vermisste Person ist tot aufgefunden worden. Die Suche nach den übrigen laufe weiter auf Hochdruck, wie Chempark-Leiter Lars Friedrich berichtet. „Leider schwindet die Hoffnung, sie lebend zu finden, zusehends.“

31 Mitarbeiter wurden bei dem Ereignis verletzt, einer davon befindet sich weiterhin in Lebensgefahr. Die Zahl der Vermissten wird mit fünf angegeben.

Inzwischen ist die Stromversorgung des betroffenen Komplexes gesichert, sodass die Angestellten zurückkehren konnten. Der Regelbetrieb ist wieder aufgenommen. Es gab eine Entwarnung für das gesamte Stadtgebiet.

Update vom 27. Juli 2021, 15:00 Uhr
Die Pressekonferenz ist vorbei. Wesentliche Inhalte und Aussagen waren:

  • Die Ursache für die Explosion ist weiterhin ungeklärt.

  • Betroffen waren drei Tanks von 300 bis 400 m3 Füllkapazität, die zum Zeitpunkt des Ereignisses zu circa 200 bis 300 m3 gefüllt waren.

  • Gebrannt haben (organische) Lösungsmittel.

  • Ungefähr 50 bis 60 Mitarbeiter waren am Tag der Explosion im betroffenen Standortkomplex beschäftigt.

  • Ein Schwerverletzter wird mit schweren Brandwunden im Krankenhaus behandelt und schwebt in Lebensgefahr.

  • Die Suche nach den vier Vermissten läuft noch.

  • Die Identität des Toten ist noch nicht abschließend geklärt. Bis dahin und bis die Angehörigen informiert worden sind, will der Betreiber keine definitiven Aussagen dazu machen.

  • Anwohnern wurde geraten, in ihren Häusern zu bleiben und Obst aus dem eigenen Garten vorsichtshalber abzuwaschen.

  • Einige Kinderspielplätze wurden geschlossen.

Update vom 27. Juli 2021, 13:45 Uhr
Der Brand ist inzwischen gelöscht. Rettungskräfte suchen weiter nach Vermissten. Currenta hat für 14:00 Uhr eine Pressekonferenz im Besucherzentrum des Chempark Leverkusen anberaumt.

Rettungskräfte der Werkfeuerwehr haben einen vermissten Mitarbeiter nur noch tot bergen können. Vier weitere werden vermisst, 16 sind verletzt, zwei davon schwer.

„Wir sind tief betroffen über diesen tragischen Unfall und den Tod eines Mitarbeiters“, sagt Chempark-Leiter Lars Friedrich. „Unser besonderes Mitgefühl gilt vor allem den Angehörigen, aber auch den Kollegen, die mit ihm zusammengearbeitet haben.“

Aufgrund der temporär nicht gesicherten Stromversorgung des Standortes wurden alle administrativ tätigen Mitarbeiter vorsorglich gebeten, das Gelände zu verlassen. Die Betriebe im Chempark sollen sich mittlerweile in einem sicheren Zustand befinden.

Originalmeldung
Gegen 9:40 Uhr ist am Dienstag, den 27. Juli 2021, eine Explosion mit anschließendem Brand im Tanklager des Entsorgungszentrums Bürrig ausgebrochen. Rettungskräfte und ein Luftmesswagen sind im Einsatz, zur Warnung der Bevölkerung wurden Sirenen und Warn-Apps ausgelöst. Auch eine Hotline ist eingerichtet.

Nach Angaben des Chemieparkbetreibers wurden bei dem Ereignis mehrere Mitarbeiter verletzt, mindestens zwei davon schwer. Sie befinden sich zurzeit in ärztlicher Behandlung. Momentan werden fünf Mitarbeiter vermisst.

Anwohner in Leverkusen wurden gebeten, geschlossene Räume aufzusuchen, Klimaanlagen auszuschalten und vorsorglich Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Derzeit bereitet Currenta eine Pressekonferenz vor, in der das Unternehmen weiter über das Ereignis informieren will.

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