Interview über offenen Leistungsschalter ABB SACE Emax 3

„Ein strategischer Schachzug für die Energieverteilung“

Anna-Katharina Deiters ist seit 2011 bei ABB und Expertin für Leistungsschalter und Energieverteilungen ab 1.000 A.

Bild: ABB
29.10.2025

Die moderne Energieverteilung gleicht einem Schachspiel: Nur wer mehrere Züge vorausplant, ist erfolgreich. Anna Katharina Deiters, Product Marketing Specialist bei ABB, erklärt im Gespräch mit A&D, wie der offene Leistungsschalter ABB SACE Emax 3 dank präziser Messung, integriertem Störlichtbogenschutz und adaptiver Plattform eine Strategie liefert, um das Spielfeld zu beherrschen.

Beim Schach entscheidet die Eröffnung über den Spielverlauf. Welcher Eröffnungszug war bei der Entwicklung des ABB SACE Emax 3 entscheidend?

Entscheidend war für uns die Abwärtskompatibilität. Deshalb hat der SACE Emax 3 exakt die gleichen Abmessungen und elektromechanischen Leistungsdaten wie sein Vorgänger. Modernisieren heißt damit, tauschen statt umbauen. So können Anwender bei Modernisierungen einfach umrüsten, ohne Gehäuse, Sammelschienen oder Anschlüsse anzupassen. Gleichzeitig haben wir Intelligenz, Sensorik und Kommunikation direkt ins Gehäuse integriert.

Wie hilft der ABB SACE Emax 3 Anwendern, mehrere Schachzüge vorauszuplanen?

Strategie basiert auf Daten. Wie ein Schachspieler die Züge seines Gegners analysiert, sammelt der ABB SACE Emax 3 Informationen: Messspulen liefern präzise Ströme, Sense‑Module überwachen Schaltspiele und Spannungen und melden Abweichungen frühzeitig, und kabellose Sensoren erfassen Temperatur und Feuchte. Aus diesen Daten berechnet der Schalter Lastmanagement‑Logiken, um teure Spitzen zu vermeiden, während sie außerdem die Basis liefern für vorausschauende Wartung. So müssen Betreiber nicht reagieren, sondern können aktiv agieren.

Vorausschauende Wartung wird für die Industrie immer wichtiger – wie unterstützt der ABB SACE Emax 3 in diesem Bereich?

Im Schach ist es so: Aus harmlosen Zügen kann sich schnell eine Matt-Situation ergeben. Mit ungeplantem Stillstand ist es ähnlich – so entstehen Ausfallzeiten, die hohe Kosten verursachen. Aus den Informationen, die der Emax 3 mit Sense-Zubehör sammelt, berechnet die Elektronik einen Gesamtzustandsindex. Dieser bildet den Verschleiß von Schaltkontakten, Federn und Motoren ab, wodurch sich Wartungsintervalle gezielt anpassen und planen lassen. So profitieren Anwender nicht nur von höherer Verfügbarkeit, sondern auch von langfristig deutlich geringeren Servicekosten.

Heißt: Wer Datenqualität und Kontext hat, spielt die Partie proaktiv. Welche Markttrends machen dieses Vorausdenken heute zur Pflicht – und wie adressiert der ABB SACE Emax 3 sie?

Drei Punkte: Effizienz, Vernetzung, Sicherheit. Eine präzise, integrierte Messung spart externe Geräte, Platz und Installationszeit – und verbessert Abrechnung, Lastüberwachung und Systemmanagement. In der Vernetzung sprechen wir acht Protokolle bis IEC 61850 und unterstützen Redundanzen, das erleichtert Integration in heterogene Anlagen. Und wir integrieren Schutzfunktionen, statt auf externe Baugruppen zu verweisen – weniger Schnittstellen bedeutet weniger Störanfälligkeit.

Kommen wir zur Taktik im Mittelspiel: Viele Betriebe kennen noch die klassischen DIP-Schalter. Warum bringt ABB beim Bedienkonzept mit einem Touch-HMI etwas Neues aufs Brett?

Weil Geschwindigkeit und Fehlerfreiheit im laufenden Betrieb entscheidend sind. Statt DIP-Kombinationen setzen wir auf ein Touch-Display mit klarer Menüführung. Das senkt Hürden in der Bedienung und beschleunigt Inbetriebnahme und Service.

Ein einziger Fehlzug im Schach kann einen Spieler die Partie kosten. Wie schützt der ABB SACE Emax 3?

Unser strategisches Prinzip ist Integration: Je weniger externe Baugruppen und Schnittstellenkommunikation, desto robuster das ganze System. Ein Beispiel ist das Thema Störlichtbögen: Die Erkennung eines solchen unkontrollierten Kurzschluss-Lichtbogens erfolgt bei ABB SACE Emax 3 direkt im Schalter und das in weniger als 40 ms. So braucht es kein externes Relais und wir reduzieren Komplexität, Verdrahtung und Fehlerquellen, senken den Energieeintrag und verhindern damit Folgeschäden.

Angriffe über die Schalt- und Schutztechnik galten lange als Nischenrisiko - heute sind sie ein reales Einfallstor. Eine „Rochade“ kann im Schach für Sicherheit sorgen – wie gelingt mit dem ABB SACE Emax 3 ein solcher Zug?

Ein ab Werk konfigurierbares Sicherheits-Paket schützt das Gerät umfassend gegen Cyberangriffe. Mechanisch sorgt außerdem unser Remote Racking Device für ein klares Plus an Sicherheit für das Team. Kurz gesagt: Wir ziehen die „Sicherheits-Rochade“ früh – direkt am Gerät und im Netzwerk – und reduzieren so Angriffs- und Unfallrisiken.

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  • Die moderne Energieverteilung gleicht einem Schachspiel: Nur wer mehrere Züge vorausplant, ist erfolgreich.

    Die moderne Energieverteilung gleicht einem Schachspiel: Nur wer mehrere Züge vorausplant, ist erfolgreich.

    Bild: ABB

  • SACE Emax 3: adaptiv, sicher und zuverlässig. Aus einem Leistungsschalter wird die Schaltzentrale der An-lage – bereit für die Herausforderungen von morgen.

    SACE Emax 3: adaptiv, sicher und zuverlässig. Aus einem Leistungsschalter wird die Schaltzentrale der An-lage – bereit für die Herausforderungen von morgen.

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