Interview über aktive Verteiler für AS-Interface von Bihl+Wiedemann Aktive Verteiler für AS-i: Vielfältige Einsatz- und Einflussmöglichkeiten

Désirée Oestreicher, Produktmanagerin bei Bihl+Wiedemann

Bild: Bihl+Wiedemann
06.02.2018

Mit den aktiven Verteilern für AS-i erweitert sich die Einsatzbreite des Netzwerks für Sensoren und Aktuatoren erheblich. Désirée Oestreicher, Produktmanagerin bei Bihl+Wiedemann, verrät im Gespräch mit der A&D mehr über die Einsatzmöglichkeiten der Produkte und die Einflussmöglichkeiten der Kunden bei deren (Weiter-)Entwicklung.

A&D:

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff „aktive Verteiler AS-i“?

Désirée Oestreicher:

Bei den aktiven Verteilern für AS-i handelt es sich um kleine Module mit integriertem AS-i Chip, mit denen sich beliebige Schalter, Taster, Sensoren oder Aktuatoren AS-i fähig machen lassen. Will ein Kunde zukünftig etwa Komponenten, die er schon lange im Einsatz hat, auch in AS-i Netzen verwenden, kann er das mit unseren aktiven Verteilern jetzt ohne großen Aufwand machen. Er kann damit aber auch ganz neu auf den Markt gekommene Sensoren oder Aktuatoren in Maschinen und Anlagen einsetzen, für die es noch gar keine Variante mit AS-i Anschluss gibt. Mit unseren aktiven AS-i Verteilern kann der Kunde in Zukunft also immer das Gerät verwenden, das aus seiner Sicht für die jeweilige Applikation am besten passt.

Wie wurden bisher Module ohne AS-i Anschluss an ein AS-i Netzwerk angeschlossen?

Das lief entweder über komplizierte Adapter oder über unsere IP67-Module. Auch da haben wir schon verschiedene Varianten, die jedoch zum einen in größeren Gehäusen untergebracht sind, zum anderen nur über begrenzte Anschlussmöglichkeiten verfügen. Die aktiven Verteiler besitzen Kabel anstelle der Stecker und sind wesentlich kleiner als die gängigen IP67-Module.

Die aktiven Verteiler wurden für den Einsatz in Kabel­kanälen optimiert. Schränkt die Kompaktheit die Funktionalität oder Leistungsfähigkeit ein?

Überhaupt nicht. Für die Fertigung unserer aktiven Verteiler nutzen wir ein innovatives Verfahren, das sogenannte „Low Pressure Molding“. Das bedeutet, dass wir innerhalb des Moduls eine Masse einziehen, in die wir jede Platine einbetten können. Das komplette Oberteil besteht damit aus einem Guss. Dementsprechend können wir alles hineinlegen, was wir möchten und jedes notwendige Kabel anbinden. Das ermöglicht eine sehr hohe Flexibilität. Weil es auch zu keinen Lufteinschlüssen kommt, wird die Wärmeleitfähigkeit innerhalb des Moduls nicht beeinträchtigt.

Das heißt, die Module sind auch für den Einsatz in rauen Umgebungen geeignet?

Absolut! Grundsätzlich erfüllen unsere aktiven Verteiler die Anforderungen für IP67-Module, da das Oberteil in sich geschlossen und dicht ist. Einzig bei den Varianten mit Federzugklemmen gibt es nur Module für die Schutzkategorie IP20. Damit realisieren wir aber Kundenwünsche und erhöhen die Einsatzflexibilität.

Bieten Sie die aktiven Verteiler schon mit fertig konfektionierten Anschlusskabeln an?

Natürlich, weil zum einen unsere Kunden die Module dann noch einfacher verbauen können und zum anderen die Kompaktheit und Robust­heit erhöht wird. Auch bei den Kabellängen können wir individuell auf Kundenwünsche eingehen, weil wir die Module selbst produzieren und so sehr schnell und flexibel reagieren können.

Sie bieten die aktiven AS-i Verteiler auch für dedizierte Geräte an, wie den Lenze Smart Motor oder Türzuhaltungen von Schmersal oder Pilz. Ab wann lohnt sich eine eigene fixe Produktvariante?

Werden bestimmte Varianten etwa für den Anschluss spezieller Geräte vermehrt nachgefragt, dann können wir diese auch schnell realisieren und in unser Sortiment aufnehmen. Wir besitzen bereits ein breites Portfolio an Platinen und Anschlusskomponenten, so dass für Bihl+Wiedemann in vielen Fällen nur ein überschaubarer Aufwand entsteht, diese auf individuellen Kundenanfragen basierenden neuen Verteilervarianten zu machen – etwa dann, wenn zum Beispiel „nur“ eine Pin-Belegung angepasst werden müsste.

Worin unterscheiden sich eigentlich die aktiven Verteiler für AS-i von denen für AS-i Safety at Work?

Der AS-i Safety Verteiler dient für die Übertragung sicherer Informationen über AS-Interface. Die Safety Slaves sind deshalb wesentlich aufwendiger und besitzen eine komplexere Technik. Allerdings sieht der Kunde davon nichts, weil die Installation unverändert einfach bleibt.

Kristallisieren sich beim Einsatz der aktiven Verteiler bestimmte Branchen oder Anwendungen heraus?

Eine hohe Nachfrage finden unsere Produkte beispielsweise in der Fördertechnik, weil die aktiven Verteiler perfekt in den Kabelkanal passen, der am Förderband schon entlang­läuft. Wenn man darin das gelbe AS-i Flachkabel verlegt, kann man den I/O-Punkt einfach genau an die Stelle setzen, an der man ihn braucht. Das spart nicht nur Verdrahtungsaufwand, sondern auch Platz und Zeit. Ein IP67-Slave müsste dagegen irgendwo außerhalb des Kabelkanals befestigt und verdrahtet werden. Auch im Maschinenbau werden die aktiven Verteiler verstärkt eingesetzt, vor allem in Richtung der Robotik, wo kleine und leichte Teile genutzt werden müssen, um den Roboterarm nicht zusätzlich zu belasten.

Wie wurden die aktiven Verteiler generell im Markt angenommen?

Wir waren extrem überrascht über die große Nachfrage nach unseren aktiven AS-i Verteilern. Aktuell sind wir dabei, weitere Varianten zu entwickeln. Die Kreativität unserer Kunden ist dabei noch lange nicht erschöpft. Solange sie sich etwas wünschen, das wir noch nicht haben, werden wir über weitere Modelle nachdenken. Und weil wir mittlerweile auch bis zu acht Kabel in die aktiven Verteiler bekommen, ergeben sich noch einmal ganz andere Einsatzmöglichkeiten.

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