Verschwindetrick für Kratzer Biopolymere sagen Kratzern den Kampf an

Statt „Der Lack ist ab“ heißt es vielleicht bald nur noch „Der Kratzer ist ab“.

25.05.2018

Wer jetzt beim Frühjahrsputz auch sein Auto auf Vordermann bringt, möchte eines sicher nicht sehen: Kratzer im Lack. Wie praktisch wäre es, könnte man die ungeliebten Lackschäden einfach in der nächsten Waschanlage abspülen. Mit Hilfe der Wissenschaft könnte ein solcher Verschwindetrick bald praxistauglich werden.

Wenn bei der Fahrt durch die Waschanlage nicht nur Pollenstaub und Regenmatsch im Abfluss verschwinden, sondern auch Kratzer im Lack, wären viele Automobilhersteller und –besitzer wesentlich glücklicher. Könnte der Wagen so doch noch nach Jahren „wie neu“ aussehen.

Die Hemmelrath Lackfabrik und die Universität Paderborn wollen für diese Aufgabe nun einen biobasierten und gleichzeitig hochkratzfesten Klarlack entwickeln. Das Konzept sieht vor, mit speziellen, funktionalen Biomolekülen neuartige Komplexverbindungen zu bilden. Diese werden nicht durch klassische chemische Bindungen zusammengehalten, sondern durch reversible Van-der Waals-Kräfte, also zwischenmolekulare Kräfte, die zwischen Atomen oder Molekülen auftreten.

Diese Komplexverbindungen bilden reversible cross-links im vernetzten Lacksystem. Unter mechanischer Beanspruchung, etwa durch die Borsten einer Waschbürste, lösen sich bevorzugt diese schwachen Bindungen, um nach Entlastung spontan wieder in den Ausgangszustand zurückkehren: Die Oberfläche bleibt so unversehrt. Im Projekt sollen geeignete biobasierte Bausteine für den Aufbau dieser Komplexe identifiziert und zu einem technischen Produkt entwickelt werden.

Ein weiteres Ziel der Wissenschaftler ist es, das gesamte Lacksystem zu 80 bis 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen und hierzu Quellen ohne Nahrungsmittelkonkurrenz, wie Abfallstoffe der Nahrungsproduktion, zu verwenden. Erste Automobilhersteller haben bereits Interesse an dem Produkt bekundet.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel