Straßenbau mit Bioasphalt Asphalt ohne fossiles Bitumen – ist das möglich?

Asphalt ist ein Gemisch aus Gesteinskörnungen und dem schwarzen Erdölderivat Bitumen. Der Bioasphalt soll nahezu vollständig aus aufbereitetem Ausbauasphalt bestehen, ergänzt durch biologische Bindemittel, wie Lignine, Harze und Pflanzenöle.

Bild: Johannes Büchner, TU Braunschweig
04.04.2024

Asphalt ist weltweit das wichtigste Material im Straßenbau. In Deutschland besteht das Material – ein Gemisch aus Gesteinskörnungen und dem schwarzen Erdölderivat Bitumen – zu rund 95 Prozent aus Asphalt. In einem Forschungsprojekt wird nun ein Bioasphalt entwickelt.

Am Ende ihrer Nutzungsdauer nach planmäßig 30 Jahren werden Asphaltstraßen erneuert. Der alte ausgebaute Asphalt als Abfallmaterial kann dabei nach entsprechender Aufbereitung wiederverwendet werden. In Deutschland arbeitet die Asphaltbranche bereits mit einem Kreislaufsystem, bei dem 80 Prozent aller anfallenden Ausbauasphalte weiter genutzt werden. Bei der Wiederverwendung ist allerdings immer ein gewisser Anteil an Frischbitumen notwendig, um eine zufriedenstellende Leistungsfähigkeit des Asphaltbelags zu gewährleisten.

Bitumen im Straßenbau – vollständig abhängig von der Erdölindustrie

Bitumen ist der Klebstoff, der die Gesteinskörner im Asphalt zusammenhält. Es ist ein schwarzes Erdölderivat, das an Raffinerien bei der Erdölverarbeitung anfällt. Damit ist der Asphaltstraßenbausektor derzeit vollständig von der Nutzung fossiler Brennstoffe abhängig. In Europa werden pro Jahr zehn Millionen t Bitumen für den Bau und die Instandhaltung von Asphaltbelägen verbraucht.

„Für die Herstellung einer t Bitumen werden rund 1.000 l Wasser und 15.000 kWh Energie benötigt – das entspricht etwa dem durchschnittlichen jährlichen Energieverbrauch eines Haushalts in der EU“, sagt Professor Michael Wistuba, Leiter des Instituts für Straßenwesen der TU Braunschweig und Koordinator des Projekts. Darüber hinaus werden bei der Herstellung einer t Bitumen 712 kg Kohlendioxid in die Luft abgegeben, was zu einem jährlichen Ausstoß von fast elf Millionen t Klimagas bei der Bitumenherstellung in Europa führt.

Recycelter Asphalt mit biologischen Bindemitteln

Im Forschungsprojekt NOBIT (No Bitumen), das von der VolkswagenStiftung unterstützt wird, wollen die Wissenschaftler*innen ein Technologiekonzept für einen sogenannten Bioasphalt entwickeln. Dieser nachhaltigere Baustoff soll nahezu vollständig aus aufbereitetem Ausbauasphalt bestehen, ergänzt durch biologische Bindemittel.

Projektleiter Johannes Büchner: „Das Projekt verfolgt im Grunde genommen zwei Ziele: die maximale Erhöhung der Recyclinganteile im Asphalt sowie der Ersatz des bisher benötigten fossilen Bitumens durch nachhaltige Ressourcen.“ Aus internationaler Forschung sind bereits einige vielversprechende Rohstoffe für Biobindemittel bekannt, zum Beispiel Lignine, Harze und Pflanzenöle, die alle aus Industrieabfällen recycelt werden.

An dem Projekt arbeiten interdisziplinär das Institut für Straßenwesen der TU Braunschweig, das Institut für Materialchemie der TU Wien und das Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik der Ostschweizer Fachhochschule. Neben der Untersuchung materialtechnologischer Fragestellungen werden die Forschenden auch eine Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsbewertung des neuartigen Technologiekonzepts zur Überprüfung der ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen vornehmen. Am Ende des Projekts soll der neuentwickelte Bioasphalt in einer großtechnischen Mischanlage produziert und im Straßenbau auf zwei Testabschnitten validiert werden.

Projektdaten

Das Projekt „Technology Concept for Bioasphalt: 100 Prozent Recycling @ 0 Prozent Fresh Fossil Fuels“ oder kurz NOBIT (No Bitumen) wird für drei Jahre bis 31. Januar 2027 von der VolkswagenStiftung in der Förderinitiative „Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen“ gefördert. Projektpartner sind das Institut für Straßenwesen der TU Braunschweig, das Institut für Materialchemie, Physikalische Chemie der Atmosphäre der TU Wien und das Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik der Ostschweizer Fachhochschule. Die Fördermittel belaufen sich auf 707.500 Euro, davon gehen 340.800 Euro an die TU Braunschweig.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel