Alles im Zugriff; sicherer denn je Fernwartung von Fertigungsanlagen

Mit einer ganzheitlichen Fernzugriffslösung lassen sich nicht nur Probleme schneller beheben und Ausfallzeiten reduzieren, auch die Cybersecurity steigt.

Bild: iStock, Koldunova_Anna
28.02.2023

In der Ära von Industrie 4.0 stellt eine automatisierte Fertigungslinie einen essenziellen Teil moderner Prozesse dar. Der Fernzugriff auf Anlagen und Linien stellt dabei einen wichtigen Bestandteil dar – mit signifikanter Zeit- und Kostenersparnis. Mit einer ganzheitlichen Lösung können die Servicetechniker Probleme nicht nur schneller beheben und somit die Ausfallzeiten reduzieren, auch die Cybersecurity steigt.

Automatisierte Prozesse erfordern eine perfektionierte Koordination – jeder Ablauf hat ein klares Ziel, für Verzögerungen ist keine Zeit. Damit alles mit maximaler Zuverlässigkeit und ohne jegliche Fehler funktioniert, bedarf es eines Qualitätssicherungssystems, welches sowohl die Steuerung der Produktionslinie als auch die Verbindung verschiedener Sensoren, Peripheriegeräte, RFID, optischer Lesegeräte und so weiter ermöglicht. Allerdings steht eine maßgeschneiderte Produktionslinie stellvertretend für höhe Anschaffungskosten, weshalb standardisierte Automationskomponenten, die sich kundenspezifisch an den jeweiligen Anwendungsfall anpassen lassen, als Lösung wünschenswert sind.

Eine der möglichen standardisierten Automatisierungslösungen kann Sinema Remote Connect zusammen mit einigen dazugehörigen Hardware-Elementen, zum Beispiel der Industrial Security Appliance Scalance S, sein. Zu den Schlüsseleigenschaften dieser Lösung gehört nicht nur die Möglichkeit einer maximalen Vernetzung aller produktionsrelevanten Systeme unter Einhaltung der Sicherheitsstrategien zur Separation einzelner Technologien, sondern auch der einfache Fernzugriff von nahezu überall.

Managementplattform

Ein Unternehmen, welches die Managementplattform für Remote Networks  Sinema Remote Connect in Tschechien einsetzt und alle Vorteile des Systems für sich zu nutzen weiß, ist die deutsche Firma Witte Automotive, die Produktionsstätten in Nejdek und Ostrov nad Ohří betreibt und deren Fokus auf der Produktion von Komponenten für Pkws liegt. Täglich werden hier Türverriegelungen, Sicherheitshaken, Türgriffe und so weiter produziert. Aufgrund des Umfangs der produzierten Palette ist es essenziell, dass das Steuerungssystem flexibel ist und sich schnell aus der Ferne neu konfigurieren lässt. Eine vollständige Standardisierung ist eine weitere Schlüsselanforderung für die größtmögliche Effizienz bei der Produktion einer solch vielfältigen Palette.

„Bevor wir Sinema Remote Connect entdeckt haben, hatten wir ein ziemlich hartnäckiges Problem. Wir haben eine Menge Zeit dafür verwendet, um nach einem Weg zu suchen, wie wir die Maschinen und Linien mit übergeordneten Systemen verbunden bekommen. In der Hauptsache benötigten wir eine Vereinheitlichung hinsichtlich der IP-Adresse und Struktur, während jedes Gerät weiterhin als einzelne Einheit mit der Möglichkeit des Fernzugangs und der Wartung fungiert. Das System musste also nicht nur für uns passend sein, sondern auch die Anforderungen der IT erfüllen.Wir wollten, dass die Produktionslinien miteinander verbunden sind, so dass übergeordnete Systeme die notwendigen Daten mit der Produktion teilen konnten und dabei die Möglichkeiten der Fernwartung trotzdem bewahrt werden würde.

Die Lösung mit Sinema Remote Connect von Siemens in Kombination mit den Scalance-Produkten war die Einzige, die es uns ermöglichte, diese Anforderungen zusammenzuführen unter gleichzeitiger Einhaltung der Sicherheitsanforderungen der IT-Abteilung. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, diese Lösung nicht nur in Nejdek, sondern auch in Ostrov und in einer weiteren Fabrik in Ruse, Bulgarien, zum Einsatz zu bringen“, erklärt Vít Stoklasa, Leiter der technischen Abteilung bei Witte Automotive Nejdek.

Erhöhte Cybersecurity

Firmen mit einer Größe, wie sie Witte Automotive hat, müssen ein großes Maß an Achtsamkeit in Sachen Cybersecurity an den Tag legen. Diese Lösung ist dafür gemacht. Das Herz des Systems, der Sinema Remote Connect Server, kann direkt im Werk des Kunden stehen. Es kann aber auch an kleinere Produktionsanlagen angepasst werden, die kein eigenes internes Servermanagement benötigen. Solche Werke bevorzugen gegebenenfalls den Einsatz von verfügbaren Cloud-Lösungen, bei denen es keinerlei Änderungen an der Fernwartungslösung selbst bedarf. Worauf es aber ankommt, ist deren Verfügbarkeit.

„In der Vergangenheit kam bei uns eine andere Lösung zum Einsatz, aber wir wollten nicht, dass sich der Server für die Fernwartung außerhalb unserer Firma befindet. Siemens war der einzige Anbieter auf dem Markt, der diese Anforderung erfüllen konnte. Mit der jetzigen Lösung können wir den Server für die Fernwartung und die individuellen Anlagen völlig isoliert innerhalb der Firma betreiben, in unserem eigenen Netzwerk und unter unserer Aufsicht. Das bedeutet, dass alle Verbindungen aller Bediener der Maschinen immer durch den Sinema Remote Connect Server laufen. Individuelle Anlagen und Linien befinden sich hinter Hardware-Firewalls.

So berücksichtigen wir die Empfehlung von Siemens hinsichtlich der Sicherstellung der Cybersicherheit durch die Trennung einzelner Produktionslinien. Jede Produktionslinie hat eine eigene Firewall und eine Industrial Security Appliance der Produktfamilie Scalance S. Des Weiteren liegt die Nutzerverwaltung aller Maschinen in unserer Hand, so dass wir in Echtzeit verfolgen können, wer wann auf welche Anlage zugreift. Alle Daten werden protokolliert und können jederzeit abgerufen werden. Bei uns kommen keine auswärtigen Datencenter oder Cloud-Lösungen zum Einsatz“, erklärt Stoklasa anerkennend.

Unbefugten Zugriff verhindern

Zu den Hauptvorteilen der Lösung mit Sinema Remote Connect gehören dessen Vielseitigkeit und die Tatsache, dass bei der Managementplattform für Remote Networks der bewährte technische Standard OpenVPN zum Einsatz kommt. Grundlegende Eigenschaften der Lösung umfassen hoch komfortable Einstellmöglichkeit von Zugriffsberechtigungen auf die einzelnen Geräte. Nutzer haben lediglich Zugriff auf die Bereiche, die sie für ihre Arbeit benötigen – außerhalb davon haben sie keine Zugriffsrechte.

Diese Art der Sicherheit eliminiert potenziell gefährliche Situationen, die durch unbefugten Zugriff entstehen können, schützt die Anlagen effektiv und leistet einen Beitrag zu signifikanten Kosteneinsparungen. Viele Werke erfordern auch die Verwendung des gleichen IP-Adressenbereichs für alle Produktionslinien. Diese wichtige Systemeigenschaft stellt einen weiteren Vorteil der Lösung dar – es erspart die IP-Adressen, da es sogar den Zugriff auf Systeme mit nicht eindeutigen IP-Adressen erlaubt. Das System kann zudem Optionen für den Fernzugriff mit verschiedenen Berechtigungen für verschiedene Abschnitte der Produktionslinie zuweisen, was wiederum zu einer weiteren Verbesserung der Sicherheit führt.

„Wir haben alle unsere Linien mit Sinema Remote Connect verbunden und bis jetzt haben wir noch nichts gefunden, was nicht mit dem System kompatibel wäre. Wir konnten sogar ältere Linien mit dem System verbinden, ohne dass wir die Standardeinstellungen der Router-Gateways ändern mussten. Ab und an hatten wir Probleme mit älteren Kameras, da es nicht möglich war, eine IP-Adresse direkt einzugeben und die Suche wurde aus Sicherheitsgründen deaktiviert. Aber das aktuelle System unterstützt diese Technologie“, ergänzt Stoklasa.

Fernwartung – zu jeder Zeit

Die hohe Flexibilität scheint das herausragende Merkmal des gesamten Systems zu sein. Die Möglichkeit des Zugriffs auf alle relevanten Daten sowie der Einsatz einer gänzlich unbegrenzten Managementplattform für Remote Networks von jedem Ort mit Internetzugang werden für ein modernes Produktionsmanagement immer unverzichtbarer. Fernzugriff ist für alle Produktionstechnologien über alle Produktionswerke der Muttergesellschaft sowie ihrer Tochtergesellschaften hinweg verfügbar. Verschiedene Zugriffsrechte können für die einzelnen Systeme vergeben werden, sodass nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch Zulieferer und Partner von dem Fernzugriff profitieren. Der gesamte Kommunikations- und Produktionsablauf wird somit noch effizienter und mögliche Ausfälle in der Produktion können schnellstmöglich behoben werden.

„Während der Pandemie nutzten wir die Managementplattform für Remote Networks täglich, nicht nur für die Linien, sondern auch, um beispielsweise neue Spannvorrichtungen zu testen. Das System stellt keine besonderen Ansprüche an die Hardware. Man kann es problemlos von einem Heim-PC aus bedienen. Hierfür genügt eine ausreichend schnelle Internetverbindung. Der Zugriff über ein Tablet oder Smartphone ist ebenso möglich. Hierfür gelten dieselben Zugriffsberechtigungen wie beim Zugriff vom Computer im Werk. So ist es möglich, aus der Ferne nicht nur auf die Steuerungssysteme, sondern auch auf die Kamerasensoren und die Webserver der einzelnen Komponenten zuzugreifen und Einstellungen vorzunehmen. Ein weiterer Vorteil ist die Fernzuweisung von IP-Adressen an Profinet-Geräte mittels der DCP Discovery Funktionalität“, freut sich Stoklasa.

Schneller Service

Die technische Komplexität der gesamten Lösung erfordert häufig das schnelle Handeln eines Servicetechnikers. Häufig muss aber nicht mehr auf das Eintreffen einer Person gewartet werden, da eine professionelle Intervention im System mittels Fernzugriff ausreichend sein kann. Dies wiederrum spart Zeit und Kosten. Sinema Remote Connect ermöglicht allen Servicetechnikern einen effizienten und schnellen Fernzugriff auf die Maschinen und Linien.

Zukünftige Erweiterung

Die Kooperation zwischen Witte Automotive und Siemens besteht bereits seit vielen Jahren. Sie ist so erfolgreich, dass die Muttergesellschaft darüber nachdenkt, sie auf die deutschen Betriebsabläufe auszuweiten. „Unsere Firma ist vor kurzem auf die aktuelle Version V3 des Sinema Remote Connect Server umgezogen, welche eine Vielzahl an neuen Funktionen bietet. Die Umsetzung erfolgte reibungslos dank der Unterstützung der Kollegen von Siemens in Prag, die alles für die Migration vorbereiteten und bei allen Fallstricken aushalfen.

Das System ist jetzt auf dem aktuellsten Stand und erfüllt gleichzeitig die Anforderungen unserer IT-Kollegen. Für die Zukunft rechnen wir natürlich mit Erweiterungen, aber im Moment hat es für uns Vorrang, dass das System unabhängig seines Standorts funktioniert und den ortsunabhängigen Fernzugriff erlaubt“, sagt Stoklasa im Hinblick auf weitere Pläne für die zukünftige Kooperation mit Siemens.

Bildergalerie

  • Die Industrial Security Appliance Scalance S615 im Schaltschrank erhöht die Cybersecurity an jeder Produktionslinie.

    Die Industrial Security Appliance Scalance S615 im Schaltschrank erhöht die Cybersecurity an jeder Produktionslinie.

    Bild: Siemens

  • Für größere Anlagen eignet sich die leistungsfähigere Industrial Security Appliance Scalance SC646-2C.

    Für größere Anlagen eignet sich die leistungsfähigere Industrial Security Appliance Scalance SC646-2C.

    Bild: Siemens

  • Vít Stoklasa, Leiter der technischen Abteilung bei Witte Automotive Nejdek, vergibt Zugriffsberechtigungen mittels Sinema Remote Connect.

    Vít Stoklasa, Leiter der technischen Abteilung bei Witte Automotive Nejdek, vergibt Zugriffsberechtigungen mittels Sinema Remote Connect.

    Bild: Siemens

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