Corporate News Alles im Fluss

Gregor Baumeister, Head of Palletizing & Packaging, Beumer

Bild: Beumer, Bizerba
19.02.2016

In Zeiten globaler Wirtschaftsräume ist die punktgenaue Verfügbarkeit von Materialien zum Schlüsselfaktor geworden. Doch wie lassen sich Materialströme optimal organisieren? Und welche Trends kann man in der Intralogistik für 2016 beobachten? P&A hat bei Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions bei Bizerba und Gregor Baumeister, Head of Palletizing & Packaging bei der Beumer Group, nachgefragt

P&A

Wo sehen Sie allgemein die wichtigsten Faktoren für einen optimalen Materialfluss?

Gregor Baumeister, Beumer:

Effiziente Materialflüsse und höchste Verfügbarkeit der eingesetzten Anlagen und Systeme sind wettbewerbsentscheidend. Die Anwender wollen nicht mehr nur eine Maschine haben, sondern eine Kombination mehrerer Anlagen, die optimal aufeinander abgestimmt sind. Denn um ihre Effizienz zu steigern, wollen Unternehmen mit ihren Anlagen und Systemen rationeller und sicherer arbeiten. – Gleichzeitig gilt es, Mitarbeiter von ermüdenden, monotonen und körperlich schweren Arbeiten zu entlasten – insbesondere mit Blick auf den demografischen Wandel. Unsere Kunden tragen zudem verstärkt den Wunsch an uns heran, alles aus einer Hand beziehen zu wollen. Somit können sie Schnittstellen vermeiden oder minimieren, und sie haben nach Möglichkeit nur noch einen Ansprechpartner. Für die Abfüll-, Palettier- und Verpackungstechnik präsentieren wir uns als Komplettanbieter. Bei allen Entwicklungen legen wir sehr viel Wert darauf, dass der Kunde auch die Qualität bekommt, die er von Beumer erwarten darf.

Dieter Conzelmann, Bizerba:

Ein effizienter Materialfluss beginnt beim Wareneingang. Hier gilt es, die Produkte möglichst schnell und detailliert zu erfassen. Ist es erforderlich, die Waren vor der Weiterverarbeitung oder dem Weitertransport zwischenzulagern, kommt es im nächsten Schritt auf ein großes und vor allen Dingen flexibles Zwischenlager an. Waren, die nur kurz einlagern sollen, lassen sich im Regal auf eine andere Position setzen als solche, die voraussichtlich längere Zeit im Lager sein werden. So ist es für Unternehmen möglich, vorausschauend und zeitsparend ihre Waren einzulagern. Zu guter Letzt ist ein einfacher Lagerzugriff wichtig. Das Kommissionieren sollte dabei so zeitsparend und umfangreich wie möglich ablaufen.

Mit welchen Herausforderungen haben Sie beim Materialfluss in Ihrer Branche zu kämpfen?

Dieter Conzelmann, Bizerba:

Wir stehen vor der Herausforderung, die Nachfrage nach sehr kleinen Losgrößen in Verbindung mit einem großen Produktspektrum zu meistern. Wenige Produkte aus einer großen Auswahl bestmöglich herauszufiltern und zu koordinieren ist deutlich schwieriger, als das Handling vieler Produkte. Hinzu kommt, dass wir oft kundenspezifisch kommissionieren müssen.

Gregor Baumeister, Beumer:

Flexibilität, Leistung und Redundanz sind in Materialsflusssystemen gefordert und können geplant werden. Die technische Anlagenverfügbarkeit wird in hohem Maße durch die Qualität des Systems und die Wartung zum optimalen Zeitpunkt bestimmt. Das ist nicht anders als bei modernen Autos. Damit intralogistische Prozesse reibungslos ablaufen und langfristig ein wertschöpfender Materialfluss stets sichergestellt ist, übernehmen unsere Kollegen im Rahmen des Customer Supports die Wartung sowie Modernisierung bestehender Anlagen und Systeme. Damit können die Anwender künftigen Leistungs- und Technologieanforderungen gerecht werden. Dazu steigern sie zum Beispiel bei Bedarf Leistung und Durchsatz, optimieren die Steuerungs- und Sicherheitstechnik und statten die Anlagen mit neuen Funktionen aus. Die Herausforderung hierbei ist, dass diese Maßnahmen meist im laufenden Betrieb erfolgen. Dabei darf dieser nicht gestört werden – das ist wie eine Operation am offenen Herzen.

Wie macht sich die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen bemerkbar – Stichwort „Industrie 4.0“?

Gregor Baumeister, Beumer:

Mit der stetig zunehmenden Integration von Maschinen zu modularen Systemen geht eine Verzahnung der mechatronischen Komponenten, der Informationstechnologie und Kommunikationstechnologie einher. Die durchgehende Vernetzung zwischen Information, Technik, Prozessen und der daran beteiligten Menschen ist in vielen Wirtschaftszweigen auf dem Vormarsch, in der Intralogistik aber bereits vielfach Realität. Die eingesetzten Systeme werden mit mehr Intelligenz ausgestattet, sodass sich diese Systeme immer häufiger selbst steuern. Damit nimmt auch die Automatisierung deutlich zu. Sehr anschaulich zeigen das die Abläufe in einem Verteilzentrum: Der Kunde bestellt seine Ware online, eine Plattform wickelt Bestelleingang sowie Auftragsbestätigung automatisch ab und leitet ihn an die operativen Stellen zur Erledigung weiter. Dies kann an unterschiedlichen Orten erfolgen, mündet jedoch in ein gemeinsames Produkt – in diesem Fall in eine fehlerfreie Lieferung an den Kunden. Dieser kann online über den gesamten Prozess den Bearbeitungsstatus seines Auftrages mitverfolgen.

Dieter Conzelmann, Bizerba:

Die Digitalisierung bringt einige Prozessveränderungen mit sich. Diese beeinflussen sich gegenseitig, denn es verändern sich nicht nur unsere Kunden und deren Anforderungen, sondern auch unsere eigenen Geschäftsmodelle. Dank eines virtuellen Abbilds der Produktion haben wir die Möglichkeit, unsere Kunden individueller zu beraten. Wir können gezielter Lösungen anbieten, die aufgrund dieses Abbilds der realen Welt die Produktionsqualität der Geschäftspartner verbessern. So ermöglicht uns das Konzept Industrie 4.0, nicht nur Hersteller, sondern auch Berater zu sein.

Welche großen Trends sehen Sie für 2016?

Dieter Conzelmann, Bizerba:

Ein Trend für 2016 ist die rasant fortschreitende Automatisierung von Produktionsprozessen. Maschinen werden in Zukunft immer leichter und reibungsloser miteinander kommunizieren. So kann ein Auszeichner selbstständig neue Etiketten bestellen und sich Just-in-Time beliefern lassen. Damit entsteht ein neues Geschäftsmodell, weg von B2B, Business to Business, hin zu M2M, Machine to Machine. Der Produktionsleiter überwacht und kontrolliert am Ende nur noch den Waren- und Datenfluss.

Gregor Baumeister, Beumer:

Ein umfangreicher Customer Support wird für die Kunden immer wichtiger. Anlagen und Systeme sind in zunehmendem Maße integriert und Leistungen steigen. Störungen und Maschinenstillstände sind kostenintensiv. Diese lassen sich zwar bereits im Vorfeld durch hochwertige und intelligente Anlagen vermindern, doch Wartung und Service sind trotzdem erforderlich. Zu unserem Customer Support gehört zudem ein Residential Service. Unternehmen können damit die Verantwortung für Maschinenverfügbarkeiten, Leistung und Wirtschaftlichkeit ihrer Anlagen an uns abgeben. Wir sorgen vor Ort für einen reibungslosen Betrieb und das weltweit. Um die Effizienz der Anlagen und Systeme weiter zu steigern, wird der Anwender künftig seine Wertschöpfungsketten noch besser organisieren und steuern können. Stichwort Industrie 4.0. Für eine maßgeschneiderte Lösung erarbeiten wir die Anforderungen im Dialog mit dem Kunden und gleichen sie mit unserem Systembaukasten ab.

Bildergalerie

  • Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions, Bizerba

    Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions, Bizerba

    Bild: Bizerba

Verwandte Artikel