Elektrische Anlagen für Gebäude Zuviel veraltete Technik im Gebäudebestand

Elektroinstallation in Bestandswohngebäuden: Mehr als zwei Drittel der installierten Elektrik soll älter als 35 Jahre sein.

Bild: Initiative Elektro+
04.11.2015

Elektroinstallationen in Wohngebäuden sind nicht zukunftstauglich, so das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.

Die Elektroinstallationen der Bestandswohngebäude sind großteils weder tauglich für die Energiewende noch für Elektromobilität. Zu diesem Ergebnis kommt der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) auf Grundlage der Studie „Zustandserhebung elektrischer Anlagen für Gebäude“, die im Auftrag des Verbands von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest und der Leuphana Universität in Lüneburg durchgeführt wurde.

1360 Befragungen von Mietern und Eigentümern haben demnach ergeben, dass 70 Prozent der Gebäude die vor 2006 errichtet wurden, nicht die heutigen, in einer Norm festgelegten Anforderungen an eine Mindestausstattung erfüllen. Solche, die zwischen 1950 und 1979 errichtet wurden, kommen am schlechtesten weg. Diese Gebäude machen den größten Teil der heutigen Wohngebäude aus. Viele noch ältere Gebäude wurden bereits elektrisch saniert, jüngere – ab 1980 errichtet – haben modernere Ausstattungen.

Bei Renovierungen wird vielfach lediglich der sichtbare Teil der Installation – Schalter und Steckdosen – erneuert, die Verkabelung bleibe die alte. „Wenn Nutzungsänderungen wie beispielsweise die Integration von Batterie- oder Warmwasserspeicher, Photovoltaik-Anlagen oder Ladesäulen für Elektromobile hinzukommen, sinkt die elektrische Sicherheit der Installation“, sagt Andreas Bettermann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektroinstallationssysteme. „Die Elektroinstallationen in vielen Wohngebäuden sind eindeutig nicht energiewendefähig, und häufig haben sie die normale Lebensdauer längst überschritten.“ Mehr als zwei Drittel der installierten Elektrik sei älter als 35 Jahre.

Heute würden deutlich mehr Stromverbraucher die Elektroinstallation mit einer anderen Lastcharakteristik als zur Zeit der Bauphase belasten. Die veraltete Technik sei zudem nicht in der Lage, Messwerte zu erfassen, sei nicht regel- und steuerbar. „Daher laufen im Gebäudebestand auch Smart-Meter- und Smart-Home-Funktionalitäten wie Preissignale vom Netzbetreiber oder Einspeisesignale vom Gebäude kommunikativ ins Leere“, kritisert Betterman: „Ich stelle mir die Frage: Scheitern Energieeffizienz, Digitalisierung und Smart Home an den existierenden Elektroanlagen in Wohngebäuden?“

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