„Wir schaffen ein Innovationsökosystem“ Wissens- und Technologietransfer im Digital Hub Industry

Christoph Ranze, Geschäftsführer von encoway: „Wir schaffen einen Ort, wo die Kultur gelebt wird, Dinge auszuprobieren, Wissen zu vermitteln und in Kooperationen zusammenzuarbeiten als selbstverständlich gilt.“

03.11.2020

Mit dem Digital Hub Industry entsteht in Bremen ein Ökosystem für den Wissens- und Technologietransfer zwischen Unternehmen und Forschungsabteilungen. Lenze wird in dem neuen Gebäude seine Digitalkompetenzen bündeln. Was sich hinter dem Projekt verbirgt und wie Industrieunternehmen davon profitieren können, erläutert Christoph Ranze, Geschäftsführer der Lenze-Tochter encoway und Ideengeber des Digital Hub Industry.

Wenn Sie kurz zusammenfassen, worum es sich beim Digital Hub Industry handelt?

Der Digital Hub Industry ist ein Innovationsökosystem. Hier werden wir fortführen, was wir in unserem Hause bei encoway mit dem Digitallabor DOCK.ONE die letzten zwei Jahre sehr erfolgreich praktiziert haben. Im DOCK.ONE führen wir mit dem Kunden zusammen Realitäts-Check von Digitalisierungsprojekten durch. Wir bieten im DOCK.ONE unkonventionelle Denkräume, in denen mit hoher Geschwindigkeit Prototypen entstehen sowie neue Ideen und Trends erprobt werden können. Mit einem dann vergrößerten DOCK.ONE und der Einbindung in den Digital Hub werden wir einen extrem attraktiven Schmelztiegel für Innovation und Zusammenarbeit rund um die digitale Transformation schaffen. Der Clou daran: Wir laden unsere Kunden ein, Teil dieses Innovationsökosystems zu werden. Ob CPQ, IIoT oder Künstliche Intelligenz – das Know-how unseres Hub-Netzwerkes ist schon jetzt beeindruckend. Ich bin sicher, dass wir mit dieser neuen Form der zukunftsgerichteten Kooperation Strahlkraft weit über die Landesgrenzen erzielen werden. Der Digital Hub Industry soll also Industrieunternehmen jeder Größe, Start-ups sowie die forschungsstarke Universität Bremen an einem Ort zusammenbringen. Wir schaffen somit einen Ort, an dem die Zusammenarbeit in Kooperationen als selbstverständlich gilt. So können wir digitale Innovation im Maschinenbau oder der Zulieferindustrie viel besser forcieren und sehr viel schneller zu erfolgreichen Anwendungen kommen.

Ein wichtiger Bestandteil des Digital Hub Industry ist also die Anbindung der Universität Bremen?

Die Integration der Universität ist von zentraler Bedeutung! Denn wir wollen Technologie aus der Universität heraus in die Unternehmen hinein transferieren, um neue Geschäftsmodelle, Innovationen und erfolgreiche digitale Produkte zu generieren. Gleichzeitig wollen wir aber forschungsrelevante Fragestellungen – beispielsweise der Einsatz von 5G in schwierigen Produktionsumgebungen – zurück in die Universität bringen. Für anwendungsnah forschende Wissenschaftler ist das ein unglaublich wertvolles „gefundenes Fressen“. Im Digitial Hub Industry soll also ein bidirektionaler Transfer stattfinden – raus aus der Forschung, rein in die Forschung. Dann bedenken Sie einen weiteren Aspekt, wenn Unternehmen wie Lenze mit seinen über 15.000 Maschinenbaukunden in diesem Hub aktiv sind. Hier können wir in einem Innovationsraum die typischen Problemstellungen unseres sehr großen Marktes und unseren Kundenzugang mit Absolventen aus der Universität, mit Wissenschaftlern zusammenbringen. Das bietet auch ein hohes Potenzial für Ideen von Start-up-Gründungen.

Das klingt aber auch sehr danach, den Hub für Talent Scouting zu nutzen…

Absolut! Denn neben Forschungstransfer und Start-up-Gründung lebt der Erfolg der Digitalisierung davon, dass wir genügend Fachkräfte haben. Und junge Talente werden auf absehbare Zeit die knappste Ressource bleiben, nicht nur im weiten Umfeld von IT und Softwareentwicklung, sondern auch im Projektmanagement und bei den Ingenieurswissenschaften. Nehmen wir nochmal als Beispiel das schon erwähnte Thema 5G in der Produktion. Die Universität Bremen verfügt über das Industrial Radio Lab und forscht an der 5G-Technologie in der Anwendung. Wir bringen das Test Lab jetzt in den Digital Hub Industry. Unternehmen, die sich also mit 5G im industriellen Umfeld beschäftigen müssen, finden so sofort Know-how und Talente. Das ist nur ein Beispiel, es gibt viele weitere wichtige Innovationsthemen wie KI oder Blockchain, wo der Kampf um Talente und Fachkräfte entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens sein werden. Die universitäre Inte­gration in den Digital Industry Hub gewährt den beteiligen Unternehmen einen sehr wertvollen Zugriff auf diese Talente. Wir bei encoway selbst sind das beste Beispiel: Zusätzlich zu unseren über 200 Kolleginnen und Kollegen beschäftigen wir über 50 Studierende – das wertvollste Kapital für künftiges Wachstum.

Sie sprechen von beteiligten Unternehmen am Digital Hub Industry. Wie sieht denn eine Beteiligung aus? Können sich Kunden für Projekte Räumlichkeiten buchen oder nur dauerhaft einmieten?

Hier wird die komplette Bandbreite angeboten! Der Digital Hub Industry ist in einem Neubau mit dem Namen Neos angesiedelt. Dieses siebenstöckige Gebäude bietet auf insgesamt mehr als 12.000 m2 Fläche moderne Coworking- und Tagungsräumen, innovative Lab-Facilities sowie Büro- und Technikflächen. Es kann sich ein Interessent für nur einen Tag einmieten, Projektteams finden hier Fläche für einen oder mehrere Monate, Firmen sind aber auch als Dauermieter willkommen. Der Hub bietet insbesondere auch den Entwicklungsabteilungen von Industrieunternehmen den idealen Kreativraum über flexible Zeiträume. Wir selbst ziehen mit der encoway, unserem Digitallabor DOCK.ONE und mit der kompletten Digitalsparte von Lenze fest in den neuen Hub. Das Land Bremen wird in einer Coworking-Area auf einer Fläche von 1.700 m2 verschiedene Transfer- und Gründungsinitiativen einbringen. Der Hub schafft somit ein attraktive Netzwerk aus Wissenschaftlern, Nachwuchstalenten und Unternehmen. Zusätzlich werden wir im Digital Hub Industry verschiedene Services anbieten. Will ein Unternehmen beispielsweise ein IoT-Geschäftsmodell entwickeln, dann kann es bei uns einen Geschäftsmodell-Workshop buchen. Zusammen generieren wir Ideen, führen Machbarkeits-Checks durch und bauen einen Prototypen – wie bereits im DOCK.ONE, nur dann mit einem noch größerem Know-how-Netzwerk.

Besitzt Lenze mit seiner Digitalsparte – zu der auch Sie mit encoway zählen – eine Art „Monopol“ für die Vermittlung von Maschinenbauwissen im Digital Hub Industry?

Das ist gut, dass Sie Monopol sagen, denn so fällt mir die Antwort noch leichter. Bei der Digitalisierung in der Industrie mit der wahrlich epischen Themenbreite ist es illusorisch, auch nur ansatzweise auf Monopolstellung zu pochen – denn dann werden wir scheitern. Wir brauchen eine interdiziplinäre Zusammenarbeit und clevere Kooperationen. Und das funktioniert wunderbar mit Marktbegleitern, wenn wir beispielsweise Hersteller von Sensoren, Antriebs- und Verbindungstechnik zusammenbringen und an Lösungen arbeiten, wie sich Daten fusionieren lassen, so dass alle Beteiligen Mehrwerte erhalten. Kein mittelständisches Unternehmen, selbst viele große Unternehmen, hat die Kompetenz und Ressourcen, alles alleine zu machen. Wir bieten über den Hub ein breites Know-how der Digitalisierung und über Lenze das tiefe Verständnis für den Maschinenbau an, verknüpfen es mit einem großen Netzwerk und schließen niemanden aus!

Welchen Schub erwarten Sie sich vom Digital Hub Industry für das eigene Business?

Aus der Sicht von encoway ist der Digital Hub Industry natürlich ein unfassbares Geschenk, weil wir dann mit unseren Kunden, den mittelständischen Maschinenbauern, noch viel umfassender nach links und rechts blickend Digitalisierungslösungen umsetzen können. Außerdem platzen wir in unserem aktuellen Gebäude mit unserem Wachstum schon jetzt aus allen Nähten. Meine feste Überzeugung ist auch, dass innerhalb der nächsten Jahre in der westlichen Hemisphäre alle Maschinen an die Cloud angeschlossen sein werden. Aber die Wertschöpfungen, die sich daraus ableiten lassen, sind durchaus noch 'tricky' und benötigen eine Menge Hirnschmalz. Mit dem Digital Hub Industry schaffen wir jedoch einen Ort, der die idealen Voraussetzungen für agiles experimentieren an innovativen Lösungen bietet. Und der Bedarf der Industrie an wirklich wertschöpfenden digitalen Services und Lösungen steigt stetig, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu sichern. Und dieser Bedarf spielt natürlich auch unserem Wachstum voll in die Hände.

Wie sieht der Zeitplan für den Digital Hub aus?

Es gibt zwei Zeitpläne. Das Gebäude Neos des Digital Hub Industry beziehen wir voraussichtlich im März 2022. Die Angebote, über die wir jetzt gesprochen haben, die können Interessierte ab jetzt schon schrittweise nutzen oder sich bereits Fläche reservieren. Wenn Sie beispielsweise morgen kommen und sagen, ich möchte gerne IoT mit 5G ausprobieren, so sind wir zusammen mit der Universität Bremen voll handlungsfähig.

In einem Satz zusammengefasst: Warum empfehlen Sie Unternehmen, sich am Digital Hub Industry aktiv einzubinden?

Weil der Ort, das Netzwerk und die Themenfokussierung auf Industrie die Chance bietet, sich dem Thema Digitalisierung auf eine leichtgängige Art ohne großes Buhei zu nähern und schnell mit steiler Lernkurve Innovationen in das eigene Unternehmen zu bringen.

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  • „Das Gebäude Neos des Digital Hub Industry beziehen wir voraussichtlich im März 2022. Die Angebote, über die wir jetzt gesprochen haben, die können Interessierte ab jetzt schon schrittweise nutzen oder sich bereits Fläche reservieren“, sagt Ranze.

    „Das Gebäude Neos des Digital Hub Industry beziehen wir voraussichtlich im März 2022. Die Angebote, über die wir jetzt gesprochen haben, die können Interessierte ab jetzt schon schrittweise nutzen oder sich bereits Fläche reservieren“, sagt Ranze.

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