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Echtzeitintegration von Unternehmensprozessen Wissen ist Macht

Selten zeigten sich Branchenverbände und Beratungshäuser so einig wie derzeit in der positiven Einschätzung zu Industrie 4.0: Kosten sparen und Auslastung optimieren, Umsatzchancen erhöhen durch neue Geschäftsmodelle und individualisierte Produkte oder flexiblere Fertigung sind nur einige der Argumente.

Bild: iStock, mladn61
05.11.2016

Technik ist nicht alles: Die Umsetzung von Industrie 4.0 erfordert viel Prozesswissen und einen organisatorischen Wandel. Neben der Automatisierung und Vernetzung ist die intelligente Bereitstellung und Auswertung von relevanten Daten aus allen Bereichen wichtig.

Selten zeigten sich Branchenverbände und Beratungshäuser so einig wie derzeit in der positiven Einschätzung zu Industrie 4.0: Kosten sparen und Auslastung optimieren, Umsatzchancen erhöhen durch neue Geschäftsmodelle und individualisierte Produkte oder flexiblere Fertigung sind nur einige der Argumente. Und tatsächlich stellen erste Pilotprojekte bei Vorreitern in der Fertigungsindustrie die Vorteile vernetzter Systeme und digitalisierter Prozesse unter Beweis.

Doch das ist erst der Anfang. Denn die momentan sehr maschinennahe Betrachtung von Industrie 4.0 vernachlässigt einen großen Teil der eigentlichen Idee. Dies unterstreicht insbesondere die Unternehmensberatung Oliver Wyman in der Studie „Digital Industry, The True Value of Industry 4.0“. Es erfordert mehr als nur technologische Durchbrüche zu identifizieren, um den wahren Wert der vierten industriellen Revolution zu verstehen. Es gehe um die Fähigkeit vorauszusehen, auf welche Weise diese technologischen Veränderungen Wertschöpfung, Prozesse und Geschäftsmodelle transformieren.

Das klingt zunächst akademisch, ist es aber keineswegs. Man muss sich nur bewusst machen, was aus der Echtzeitintegration der Unternehmensprozesse mit dem gesamten operativen Betrieb, also der Verbindung von Büro und Produktion, entstehen kann. Oder technisch gesagt: aus der Verknüpfung von ERP (Enterprise Resource Planning) und MES (Manufacturing Execution Sytems). Es geht also darum, unternehmerische Aktivitäten im Zusammenhang mit den Zwängen und Anforderungen aus der Produktion zu betrachten, zu analysieren und vernetzt zu agieren. Dies kann in zwei Richtungen gehen: Automatisierung bis hin zu autonomen beziehungsweise selbstlernenden Systemen oder – in der anderen Richtung – die intelligente Bereitstellung von Daten, Wissen und Prognosen für bessere und schnellere Entscheidungen.

Aus Vernetzung entsteht Wissen

Ein Beispiel: Strategische Ziele wie etwa Einsparungen im Energie- und Ressourcenverbrauch können anhand automatisch verfügbarer historischer und aktueller Daten aus der Produktion realistisch geplant und umgesetzt werden. Es ist möglich, sie in Echtzeit auf ihre Wirkung hin zu überprüfen und entsprechend anzupassen. Außerdem werden Engpässe bei Zulieferern in intelligent vernetzten Unternehmen verzögerungsfrei mit ihren Konsequenzen direkt in den betroffenen Geschäftsbereichen sichtbar: ob in der Produktion, Lagerhaltung, Beschaffung und Logistik bis hin zu Vertrieb, Marketing, Finanzwesen und Rechtsabteilung. Wesentlich ist bei allen Industrie 4.0 Initiativen, dass aus der Vernetzung rollenbasiert relevantes Wissen entsteht und ein Unternehmen nicht von Datenmassen überrollt wird. Technisch ist das mit modernen Systemen lösbar.

Allein diese beiden Beispiele zeigen, dass Industrie 4.0 in vielerlei Hinsicht ein Unternehmen in seiner Organisation beeinflusst. Zum einen erfordert sie ein tiefes, detailliertes Verständnis für Prozesse mit all ihren Abhängigkeiten und Einflussfaktoren. Erst daraus kann eine digitale Transformation entwickelt werden, die intelligent ist. Zum anderen wird mit Industrie 4.0 das Management mit der Produktion auf eine Weise vernetzt, die mit einer nicht zu unterschätzenden organisatorischen Veränderung verbunden ist. Dies erfordert ein strategisches Change Management.

Aktuelle Daten einbeziehen

Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmensmanagement und operativem Geschäft wird enger, Entscheidungswege kreuzen sich. Bei Planungs- und Investitionsentscheidungen können – und müssen – nun aktuelle Daten aus den Produktionsanlagen einbezogen werden. Auf der anderen Seite steht der Produktionsbetrieb vor der Aufgabe, eigene Zwänge unmittelbar mit Auftrags- und Kundenanforderungen, Leistungskennzahlen und Forecasts abzustimmen.

Zwar liegen die Vorteile aus dieser neuen, engen Zusammenarbeit auf der Hand. Um sie als solche für Wachstum auch auszuschöpfen, braucht es beides: Veränderungsprozesse, die gezielt gefördert und begleitet werden und Systeme, die diese neue Art der vernetzten Zusammenarbeit und den Einsatz von erweitertem Wissen unterstützen.

Sich dieser Herausforderung zu stellen, lohnt sich. Schließlich bietet Industrie 4.0 völlig neue Wege, sich zu differenzieren und schneller, flexibler und individueller auf Kunden- und Marktanforderungen zu reagieren. Das bringt gleichzeitig höhere Produktivität, engere Kundenbindung und verbesserte Fähigkeiten mit sich, die durch leistungsfähigere Datenanalysen Entwicklungen vorauszusehen sind, um entsprechend zu handeln.

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  • Mit der Vernetzung wird eine große Menge an Daten gesammelt und verarbeitet, um Wissen und Prognosen für bessere und schnellere Entscheidungen bereitzustellen.

    Mit der Vernetzung wird eine große Menge an Daten gesammelt und verarbeitet, um Wissen und Prognosen für bessere und schnellere Entscheidungen bereitzustellen.

    Bild: iStock, EtoileArk

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