Fachbeitrag Strom laden können

26.06.2014

„Wer die Zukunft der Mobilität elektrisch denkt, muss dafür sorgen, dass diese auch Rahmenbedingungen für den breiten Einsatz erfährt und Kunden Strom laden können.“

Die Deckung des Energiebedarfs ist seit jeher eine wesentliche Antriebsfeder menschlichen Lebens: Ob für den körpereigenen Motor durch Nahrung oder in der Neuzeit für körperfremde Motoren durch die Nutzung von Energieträgern und Strom. Die ständige Suche nach der nächsten Steckdose für das Smartphone ist ein Sinnbild für die sehr konkrete Energieversorgung des frühen 21. Jahrhunderts. Parallelen zur Energieversorgung von Elektrofahrzeugen sind dabei erkennbar. Warum aber ist die eine Technologie massen­tauglich, die andere noch nicht, und inwiefern lassen sich aus dem Beispiel Smartphone Erkenntnistransfers für den Markthochlauf von E-Fahrzeugen ableiten?

Der Schlüssel zum Erfolg einer neuen Technologie liegt unter anderem im anwendungsorientierten Betrieb. Sowohl für Smartphones als auch für Elektroautos ist dabei die geeignete Versorgung mit Strom eine wesentliche Grundvoraussetzung. Die Anwendungsorientierung im Betrieb wird für beide Technologien von den Menschen allerdings noch deutlich unterschiedlich wahrgenommen. Die Situation der Energieversorgung zum Betrieb von Elektromobilen ist in der Tat nicht immer einfach. Unterschiedliche Steckervarianten, nicht kompatible Abrechnungssysteme sowie dünne Abdeckung mit Ladeinfrastruktur hemmen die Begeisterung für Elektromobilität in unserer Gesellschaft. Die Energieversorgung für Smartphones scheint demgegenüber weitgehend sichergestellt.

Betrachtet man die Situation etwas genauer, lässt sich allerdings feststellen, dass die Versorgungssicherheit beider Technologien mit Energie nur teilweise divergiert. Vor allem in ländlichen Gegenden wäre es bereits heute vielen Menschen möglich, ihr Auto zu Hause oder am Arbeitsplatz mit Strom zu versorgen. Wer dabei auf längere Reichweiten nicht verzichten möchte, ist bis zum nächsten Innovations­sprung in Sachen Reichweite gut mit einem Plug-in-­Hybrid bedient und kann damit den Großteil seines täglichen Mobilitäts­bedarfs elektrisch decken. Kritisch ist zugegebenermaßen die Abdeckung mit (halb)öffentlicher Ladeinfrastruktur. Darum gilt es in urbanen Räumen und Städten sowie in Kommunen schnellstmöglich für den bedarfsgerechten Aufbau von Ladepunkten inklusive einheitlicher Standards und Abrechnungssysteme zu sorgen. Hier sind konzertierte Maßnahmen von Industrie und öffentlicher Hand gefordert. Wer die Zukunft der Mobilität elektrisch denkt, muss dafür Sorge tragen, dass diese auch Rahmenbedingungen für den breiten Einsatz erfährt und Kunden Strom laden können.

Stellt sich noch die Frage warum Kunden in geeigneten Gegenden nicht stärker zum Elektroauto greifen? Hätte man vor 20 Jahren die Masse der Handynutzer nach Akkulaufzeiten im Jahre 2014 befragt, wären diese ob ihrer damaligen Vorausschau heute wohl sehr verblüfft. Doch die Antwort liegt auf der Hand: Der Kunde erkennt bei Smartphones eine höhere, neue Funktionalität und nimmt deswegen die Einschränkung kürzerer Laufzeiten in Kauf.

Der höhere Kundennutzen als auch der gesellschaftliche Nutzen von Elektromobilität als nachhaltiges, umweltfreundliches Mobilitätskonzept der Zukunft scheint klar, wird von vielen Menschen allerdings noch nicht erkannt. Hier muss nachjustiert werden. Der Aufbau (halb)öffentlicher Ladeinfrastruktur unterstützt hier zusätzlich. Denn für die elektromobile Zukunft ist nicht nur Strom laden können, sondern auch Strom laden wollen entscheidend.

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