Sechs wichtige Punkte So gelingt die SD-WAN-Migration

Diese sechs Punkte gilt es bei der Einführung von SD-WAN zu beachten.

Bild: iStock, wacomka
02.02.2022

Mit Software-defined Networking virtualisieren Unternehmen ihre Netzwerkinfrastruktur und sparen damit Kosten, können agil auf neue geschäftliche Anforderungen reagieren und vereinfachen und optimieren den Betrieb des gesamten Netzwerks. Der Weg vom herkömmlichen Netzwerk zum SD-WAN ist allerdings alles andere als einfach. NTT nennt die zentralen Punkte, die bei einer SD-WAN-Migration zu beachten sind.

SDN im Weitverkehrsnetz (SD-WAN) hat sich als optimaler Ansatz für Unternehmen herauskristallisiert, die die Vorteile von Cloud- und Internetdiensten voll ausschöpfen möchten. Für die Implementierung von SD-WAN gibt es jedoch kein fertiges Konzept. Und angesichts der in vielen großen Unternehmen weit verzweigten und komplexen IT-Infrastruktur bedarf es einer sorgfältigen Planung: Ein SD-WAN muss mehrere Arten von Netzwerkzugängen verwalten, wie Wireless, Multiprotocol Label Switching (MPLS) und Breitband-Internet sowie viele verschiedene Arten von Datenverkehr in Übereinstimmung mit den Unternehmensrichtlinien sicher übertragen.

Die Vorteile dieser Vorgehensweise liegen auf der Hand. Unternehmen erhalten einen besseren Einblick und Kontrolle über ihre Anwendungen und ein optimiertes Sicherheitskonzept für die Hybrid-Workplace-Kommunikation bei gleichzeitiger Verbesserung der Enduser-Experience.

Die sechs wichtigsten Punkte


Für eine reibungslose Einführung von SD-WAN sollten Unternehmen folgende Aspekte beachten. Sie beruhen auf Erfahrungen von NTT mit der Bereitstellung dieser Technologie in unterschiedlichen Branchen:

1. Infrastruktur analysieren und Anforderungen beachten

In einem ersten Schritt müssen Unternehmen ihre IT-Infrastruktur vollständig analysieren. Dazu gehören Geschäftsanwendungen und die damit verbundenen Prioritäten, Verkehrsmuster und -ströme, genutzte Cloud-Dienste sowie Software-as-a-Service-Modelle.

Außerdem ist es wichtig, dass sie die Qualität und Leistungsfähigkeit der Zugangsleitungen berücksichtigen, um die Anforderungen an die Anwendungsleistung erfüllen zu können. So müssen sie beispielsweise für eine Sprachübertragung einen Zugang mit geringer Latenz garantieren, während Videoübertragungen genügend Bandbreite benötigen.

2. Integrationsmöglichkeiten und Cloud-Anbindung prüfen

Die meisten SD-WAN-Lösungen unterstützen heute keine rechenintensiven Funktionen wie Remote-Access-, Anwendungsbeschleunigung und -optimierung sowie keine Sicherheitsfunktionen, die über VPN-Tunneling hinausgehen. Deshalb sollten Unternehmen beim Design ihres geplanten SD-WAN auch die Nutzung von Network-Functions-Virtualization-Diensten (NFV) im Service-Provider-Netz mitberücksichtigen.

Ein entscheidender Punkt betrifft die Cloud-Anbindung: Hier müssen Verantwortliche überprüfen, ob die SD-WAN-Lösung lediglich einen zentralen Cloud-Zugang für alle Standorte bietet oder auch lokale Zugangspunkte erlaubt.

3. Datenfluss-Diagramm erstellen und Sicherheitsrichtlinien anpassen

Die Analyse der Datenflüsse beim Zugriff der Enduser auf die Applikationen ist für die Einrichtung von Routing-Richtlinien bei der Implementierung von SD-WAN unerlässlich. Unternehmen sollten einen detaillierten Plan aufstellen und Regeln festlegen, um sicherzustellen, dass die Bandbreite so zugewiesen wird, dass sie den Sicherheits- und Geschäftsanforderungen entspricht.

Außerdem sollten sie überprüfen, ob die Änderungen an der Pfadsteuerung mit den aktuellen und zukünftigen Sicherheits- und Compliance-Richtlinien des Unternehmens übereinstimmen. Da Unternehmen durch ein SD-WAN das öffentliche Internet stärker nutzen, sollten sie mit leistungsfähigen Verschlüsselungs- und Sicherheitsrichtlinien den Datenverkehr absichern.

4. SD-WAN-Anbieter auswählen und Qualifikationsdefizit berücksichtigen

Unternehmen sollten die verschiedenen Leistungsmerkmale und Supportmöglichkeiten der Anbieter, einschließlich Appliances und uCPE-Optionen, sorgfältig analysieren. Sie müssen abwägen, inwieweit diese mit den Anforderungen, die sie an ihr SD-WAN und dessen Verwaltung stellen, übereinstimmen. Außerdem müssen sie mögliche Qualifikationsdefizite ihres IT-Personals berücksichtigen. Ein Netzwerk-Overlay erfordert Expertenwissen zu SD-WAN-Richtlinien und Konfigurationsparametern, einschließlich der Gruppierung, Weiterleitung und Priorisierung von Unternehmensanwendungen auf äußerst granulare und flexible Weise.

Außerdem ist eine kontinuierliche Feinabstimmung der Richtlinien wichtig, um sicherzustellen, dass das Netzwerk auch weiterhin die Unternehmensanwendungen unterstützt, während sie sich weiterentwickeln. Dieses SD-WAN-Richtlinien-Lebenszyklusmanagement erfordert Fähigkeiten und Kenntnisse in mehreren Disziplinen.

5. Pilotprojekt durchführen und Migration vorbereiten

Mit einem Pilotprojekt können Unternehmen etwaige Problemfelder bei der Implementierung einer SD-WAN-Lösung entdecken und feststellen, ob das Netzwerkdesign die erforderlichen Anwendungsprioritäten unterstützt und die korrekten Netzwerkzugangsarten verwendet. Darüber hinaus sollten Verantwortliche ermitteln, welche ihrer wichtigsten Anwendungen und Standorte am meisten von einer frühen SD-WAN-Migration profitieren.

Ein Migrationsplan sollte diese Bedingungen enthalten, sodass Unternehmen beispielsweise regionale Zweigstellen zu Cloud-Gateways oder regionalen Breakout-Points zusammenfassen können, um eine kostengünstige Public-Cloud-Anbindung oder einen sicheren Internet-Breakout nutzen zu können.

6. Effiziente Netzwerküberwachung verwenden

Eine Verifizierung und Validierung der SD-WAN-Lösung während der Einführungsphase ist unerlässlich, um zu prüfen, wie das Netzwerk unter Last funktioniert. Für eine verbesserte Gesamtbandbreite sollten Unternehmen kontrollieren, ob der Datenverkehr von entfernten Zweigstellen sowohl öffentliche als auch private Verbindungen in einem Active/Active-Modus (Load Balancing) nutzen kann.

Verantwortliche verwenden die von ihren SD-WAN-Überwachungssystemen gesammelten Daten, um einen vollständigen Überblick über ihre WAN- und Anwendungsleistung zu erhalten. Anhand dieser umfangreichen Daten können sie Anwendungs- und Netzwerkrichtlinien optimieren und sicherstellen, dass das Netzwerk mit den Prioritäten des Unternehmens und dessen Bedürfnissen übereinstimmt.

In der Cloud und als Software

„Da Unternehmen für neue Anwendungen Cloud-first- oder sogar Cloud-only-Strategien verfolgen, benötigen sie ein Netzwerk, das kontinuierlich wechselnde Verkehrsarten, Leistungs- und Sicherheitsanforderungen unterstützt. Ein SD-WAN erfüllt diese Bedingungen“, erklärt Jörg Jakobi, Director ICT Infrastructure Solution bei NTT.

„Zusätzliche Kostenvorteile bietet eine solche Lösung, wenn Organisationen Network-Function-Virtualization-Dienste des SD-WAN-Anbieters nutzen. Diese NFV-Dienste gestatten Unternehmen, Netzwerkfunktionen entweder in der Cloud – in der Regel am PoP des Dienstanbieters – oder vor Ort als Software auf virtualisierten CPEs zu implementieren“, so Jakobi weiter.

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