Fachbeitrag Optimale Vernetzung verspricht bessere Gesundheit

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09.09.2015

Konnektivität bietet nicht nur für die Industrie große Chancen, sondern auch für den Medizinbereich. Dabei versprechen Telemedizin und mobile vernetzte Geräte wie etwa Wearables eine bessere Gesundheitsversorgung. Damit die vernetzte Healthcare-Vision sich auf breiter Front durchsetzen kann, kommt es vor allem auf Interoperabilität und Sicherheit an.

Führungskräfte der Gesundheitsbranche beschäftigen sich täglich mit vielen verschiedenartigen strategischen Fragestellungen. Die Ausarbeitung einer Connectivity-Strategie gehört jedoch normalerweise nicht dazu. Das sollte es aber. Denn die zunehmende Konnektivität von Geräten und Daten kann helfen, viele der dringendsten Herausforderungen der Gesundheitsbranche zu meistern: explodierende Kosten im Gesundheitswesen sowohl von Geräte- als auch Personalseite, steigende Lebenserwartung der Menschen. Die beste Möglichkeit, um die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, besteht darin, Effizienz und Produktivität zu steigern. Die beste Möglichkeit dies umzusetzen ist, die Geräte-Intelligenz zu nutzen. Sie hilft, Aufgaben zu straffen und zu automatisieren und somit teure und zeitraubende manuelle Prozesse möglichst einzusparen, während sich Risiken durch menschliche Fehler effizient reduzieren lassen.

Eine weiteres Problem für das künftige Gesundheitswesen ist, die Entwicklung, dass Menschen in ländlichen Gebiete einen immer schlechteren Zugang zu Ärzten haben – weil es immer weniger Ärzte gibt, die auf dem Land praktizieren wollen. Die Herausforderung besteht nun darin, ein ausgewogenes Verhältnis der Krankenversorgung für junge Menschen, die in prosperierenden städtischen Ballungsräume leben, und für die ältere, weniger gesunde Landbevölkerung zu finden.

Telemedizin als Problemlöser

Telemedizinische Lösungen können helfen, diese Herausforderung zu meistern, indem sie ohne physische Präsenz den Zugang zur Medizin erhöhen. So können Patienten in ländlichen Gebieten die richtige Behandlung zur richtigen Zeit erhalten. Die Zahl fehlender Diagnosen und damit verbundene Komplikationen lässt sich so reduzieren. Das Internet of Things (IoT) erhöht die Möglichkeiten zur Einrichtung neuer, innovativer Healthcare Services. Bis 2020 werden laut Morgan Stanley 75 Milliarden Geräte mit dem IoT verbunden sein. Heute sind über 99 Prozent der Dinge in der physikalischen Welt noch nicht an das Internet angebunden. Die Kombination dieser beiden Tatsachen repräsentiert eine enorme Chance für die Gesundheitsbranche. Im Laufe der Geschichte hat mehr Konnektivität stets zu mehr Innovation geführt – und obwohl sich Umfang und Ausmaß der resultierenden Veränderungen nicht vorhersagen lassen, bringt Innovation meist immer Positives hervor. Für Menschen und Unternehmen.

Verbraucher übernehmen mittlerweile mehr Kontrolle über ihre eigene Betreuung. Über Internet, Suchmaschinen, Social Media und Online verfügbare Healthcare Services haben Verbraucher direkten Zugang zu großen Mengen medizinischer Informationen, Diagnosetools sowie Meinungen und Erfahrungen anderer Menschen. Diese Maß an Konnektivität wird weiter steigen und das herkömmliche Geschäftsmodell für Healthcare-Anbieter verändern.

Gesundheit interaktiv

Telemedizin bietet auch den Vorteil, dass Menschen eine Behandlung erhalten, ohne einen Arzt oder eine Pflegeeinrichtung persönlich aufzusuchen. Es gibt mehrere Arten der Telemedizin, zum Beispiel das Remote Monitoring von Patientendaten, die Übertragung medizinischer Bilder und elektronischer Berichte an Ärzte, damit diese bei Bedarf darauf zugreifen können. Auch interaktive Besuche in Echtzeit via Telekonferenz, Online Chat oder andere Kanäle gehören dazu. Möglich macht all dies die Geräte-Connectivity. Der jüngste Anstieg bei so genannten Pop-up-Kliniken, Remote-Beratungsdienste und Remote-Point-of-Care-Angebote unterstreicht die schnell wachsende Zahl telemedizinischer Dienste unter Patienten und Betreuern gleichermaßen. Für Patienten bietet die Telemedizin Gesundheitsmaßnahmen auf Abruf. Langes und unbequemes Sitzen im Wartezimmer entfällt. Für Ärzte verlagert die Telemedizin den Arbeitsablauf auf günstigere Zeiten, damit sie ihre Arbeit entsprechend priorisieren können. Für Krankenhäuser und Kliniken beschleunigt die Telemedizin die Arbeitsbelastung und senkt die Kosten. Gleichzeitig verbessert sich die Patientenzufriedenheit.

Es ist wichtig zu wissen, dass die finanzielle Unterstützung für die Telemedizin ebenfalls steigt. In den USA gibt es Regelungen zum Bezahlen des Remote Chronic Care Managements mit einem neuen Current Procedural Terminology (CPT) Code. Die Situation in Europa ist noch in der Entwicklung; bisher hat nur Spanien den CPT-Code zugelassen.

Optimierte Diagnose

Je mehr Geräte und Daten vernetzt sind, desto schneller und genauer wird die Diagnose. Mobilgeräte gewähren Ärzten Zugang zu allen erforderlichen Informationen innerhalb von Sekunden – von Informationen zu Einnahme von Medikamenten bis hin zu kürzlich erfolgten Untersuchungen. All dies verkürzt und optimiert die Diagnose. Zusätzlich werden kontinuierlich neue Anwendungen entwickelt: vom Lesen von Röntgen- und CT-Scans bis zur proaktiven Identifikation kommender Gesundheitsgefahren. Gleich wichtig ist, dass dieser Zugang zu Informationen Verbrauchern die Möglichkeit gibt, mit einem hohen Grad an Genauigkeit initiale Selbstdiagnosen durchzuführen. So haben Verbraucher Online-Zugang zu riesigen medizinischen Datenbanken und können kommerzielle Online-Diagnose-Dienste nutzen und vom Wissen und der Erfahrung von Millionen Menschen über Social Media profitieren.

Vernetzte Geräte und integrierte, intelligente Maschinen können ebenfalls die Qualität der Behandlung verbessern. Zum Beispiel sind heute Roboter-gestützte Operationen möglich. In manchen Fällen muss sich der Arzt während der Operation noch nicht einmal im Operationssaal aufhalten. Chirurgen können über Remote operieren und Patienten die OP an einem für sie angenehmen Ort durchführen lassen. Sich in eine spezielle Klinik zu begeben, kann so in manchen Fällen entfallen. Dies wiederum verbessert für Menschen aus ländlichen Gebieten den Zugang zu Spezialisten. Diese Technologie wird auch verwendet, um minimalinvasive Eingriffe durchzuführen, bei denen sich die Narbenbildung verringert, Risiken von Infektionen und Genesungszeiten reduzieren.

Eine andere Priorität im Gesundheitswesen besteht darin, einen größeren Wert auf Vorbeugung statt Behandlung zu legen. Heute steht Behandlung statt Vorbeugung noch eindeutig im Vordergrund. Vernetzte Geräte können dazu beitragen, dieses Verhältnis zu ändern. Zum Beispiel können Verbraucher mit Wearables, etwa Home EKG-Sensoren oder Fitbit Activity Monitors, ihre täglichen Aktivitäten aufzeichnen, um damit die Umsetzung ihrer persönlichen Gesundheitspläne zu unterstützen. Ferner bietet Konnektivität eine Möglichkeit, Daten von Patienten, die aus elektronischen, medizinischen Berichten, deren persönlichen Health Devices und anderer Telemetrie stammen, sicher zusammenzuführen und Patienten auf ihren Mobilgeräten neue Dienste bereitzustellen.

Anforderungen an vernetzte Geräte

Ein entscheidender erster Schritt besteht darin, die Kern-Eigenschaften zu berücksichtigen, über die vernetzte Geräte verfügen müssen – aus unternehmerischer und aus technischer Sicht. Nur so lassen sich die Anforderungen der vernetzten Healthcare-Vision erfüllen.

Einer der wichtigsten Aspekte zur Umsetzung dieser Vision ist Interoperabilität. Medizingeräte sind zunehmend an öffentliche Netzwerke für eine große Vielzahl an Applikationen angebunden. Dies bedeutet, dass sie zahlreiche Kommunikationsstandards und Protokolle, wie CAN, Bluetooth, Continua, 802.15.4, Wi-Fi und Ethernet, unterstützen und leistungsstarke Netzwerkfunktionen quasi „Out of the box“ liefern müssen. Hinzu kommt, dass verschiedene Gerätetypen über drahtlose und leitungsgebundene Netze anschließbar sein und untereinander sowie mit vorhandenen Geräten und Daten interagieren müssen. Dies gilt besonders für medizinische Anwendungen, die Big Data und Analysen beinhalten, da die Quellen der Daten stark variieren und geografisch verteilt sind.

Sicherheit ist das A und O

Security ist das vordringliche Anliegen im Zeitalter der Vernetzung. Geräte müssen umfassende und eng integrierte Security-Funktionen aufweisen, die die Privatsphäre von Patienten gewährleisten und die Integrität und Verfügbarkeit von Daten schützen. Außerdem müssen die Security-Funktionen vor Bedrohungen durch Malware, Zero-day-Angriffe und Viren sowie vor anderen externen Angriffen schützen.

Software für Medizinsysteme muss sicherstellen, dass Daten sicher gespeichert und übertragen werden. Und sie sollte manipulationssichere Designs ermöglichen. Die Unterstützung dieser Leistungsmerkmale auf Betriebssystemebene ist entscheidend, da es ineffizient, teuer und riskant ist, sie auf Anwender- oder Applikationsebene zu implementieren. Und da sich Security-Bedrohungen ständig ändern, muss die Systemsoftware sichere Upgrades, Downloads und die Authentifizierung von Applikationen unterstützen, damit sich Geräte sicher weiterentwickeln können.

Das Thema Security spielt bei Medizingeräten auch aus dem Grund eine entscheidende Rolle, weil sich Patienten durch Fehlfunktionen verletzen oder – schlimmer noch – sogar zu Tode kommen können. Doch nicht alle Medizingeräteapplikationen sind gleichermaßen lebenskritisch. Vernetzte Geräte sollten erlauben, dass mehrere Applikationen mit unterschiedlichen Anforderungen auf der gleichen Hardware-Plattform laufen können. Die Funktionssicherheit der Geräte darf nicht beeinträchtigt werden, wenn man sie zum Beispiel um neue Funktionen erweitert oder es Änderungen an Tools und Technologien gibt. Die Hard- und Software von Medizingeräten muss im Hinblick auf die Funktionssicherheit strenge gesetzliche Richtlinien, zum Beispiel die dritte Version von EN60601 für Stromversorgungen, erfüllen.

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  • Telemedizin bietet den Vorteil, dass Menschen eine Behandlung erhalten, ohne einen Arzt oder eine Pflegeeinrichtung persönlich aufzusuchen. Essenziell hierbei ist allerdings, dass die mobilen Geräte umfassende und eng integrierte Security-Funktionen besitzen.

    Telemedizin bietet den Vorteil, dass Menschen eine Behandlung erhalten, ohne einen Arzt oder eine Pflegeeinrichtung persönlich aufzusuchen. Essenziell hierbei ist allerdings, dass die mobilen Geräte umfassende und eng integrierte Security-Funktionen besitzen.

    Bild: Martin McCarthy, iStock

  • Mobilgeräte gewähren Ärzten Zugang zu allen erforderlichen Informationen innerhalb von Sekunden – von Informationen zu Einnahme von Medikamenten bis hin zu kürzlich erfolgten Untersuchungen. All dies verkürzt und optimiert die Diagnose.

    Mobilgeräte gewähren Ärzten Zugang zu allen erforderlichen Informationen innerhalb von Sekunden – von Informationen zu Einnahme von Medikamenten bis hin zu kürzlich erfolgten Untersuchungen. All dies verkürzt und optimiert die Diagnose.

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