Technologische Baustellen auf der Schiene Digitalisierung bei der Bahn: Wo gibt es Nachholbedarf?

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Auch in der Bahntechnik schreitet die Digitalisierung voran. Dennoch gibt es an vielen Stellen noch Nachholbedarf.

Bild: iStock, geogif
08.09.2020

Die Digitalisierung durchdringt aktuell alle Industriezweige und macht natürlich auch vor der Deutschen Bahn nicht Halt. Zwar darf man davon ausgehen, dass das Unternehmen seine Prozesse in den Leitstellen, Stellwerken und natürlich im Zug standardisiert und formalisiert hat. Technologisch sind aber noch einige Baustellen offen.

Gerade wenn es um den Umgang mit Störfällen im Bahnbetrieb geht, herrscht akuter Nachholbedarf. Denn täglich kämpft die Deutsche Bahn mit Verspätungen, zum Beispiel aufgrund von Stellwerkstörungen, Ausfällen der Bahnelektronik oder Signaldefekten.

Deshalb hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, Lösungen zu entwickeln, um den Bahnbetrieb sicherer zu machen, die Auslastung des komplexen Schienennetzwerks zu optimieren und somit die Kundenzufriedenheit zu steigern. Ein besonderes Anliegen der Bahn ist die Überarbeitung beziehungsweise Weiterentwicklung der veralteten Leit- und Sicherungstechnik mithilfe aktueller Technologien wie Edge Computing und Künstlicher Intelligenz.

Hin zur digitalen Leittechnik

Zurzeit betreibt die Deutsche Bahn etwa 2.600 Stellwerke mit unterschiedlichen Technologien. So arbeiten einige Anlagen noch mechanisch und elektromechanisch sowie mit Relaistechnik, selbstverständlich auch einige mit der neuen Form des Elektromechanischen Stellwerkes (ESTW).

Die nächste Ausbaustufe ist das Digitale Stellwerk (DSTW), welches die Technologievielfalt reduzieren und eine Vereinheitlichung schaffen soll. Zusammen mit den standardisierten Schnittstellen des DSTWs bildet es das Herzstück der Digitalen Leit- und Sicherungstechnik (DLST). Sie soll, ausgestattet mit modernster und zuverlässiger Technologie, die Probleme der Deutschen Bahn in Zukunft spürbar reduzieren.

Hohe Ansprüche an Bahnelektronik

Im Bahnbereich werden an die elektronischen Komponenten besonders hohe Anforderungen gestellt, denn sie müssen über Zeitspannen von 25 bis 50 Jahren funktionieren und verfügbar sein, inklusive Versorgung mit Ersatz- und Erweiterungsteilen. Zudem bedeutet das für die Hersteller, kleine Losgrößen preiswert zu fertigen, wobei hohe Qualitätsstandards eingehalten werden müssen. Diese lassen sich nur erfüllen, wenn spezielle Bauelementetypen, die einen qualifizierten Freigabeprozess durchlaufen haben, eingesetzt werden. Diese Bauelemente sind oft an bestimmte Hersteller gebunden.

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