Kooperation bei digitalen Geschäftsmodellen Digitale Mehrwertdienste rücken in den Vordergrund

Die Vernetzung mit dem Kunden ist der nächste bedeutende Schritt für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau.

21.09.2020

Erst 0,7 Prozent der Umsätze in Europa werden mit digitalen Plattformen und Mehrwertdiensten erzielt. Dabei besagt eine gemeinsame Studie von VDMA und McKinsey, dass 80 Prozent der Unternehmen eine Notwendigkeit sehen, bei digitalen Geschäftsmodellen zu kooperieren.

Nach der Vernetzung von Systemen und Anlagen ist nun die Vernetzung mit dem Kunden der nächste bedeutende Schritt für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. In einer gemeinsamen Studie haben VDMA und die Unternehmensberatung McKinsey & Company untersucht, wie weit die Digitalisierung des Produkt- und Serviceportfolios im Maschinenbau vorangeschritten ist. 

Das Ergebnis: Aktuell liegt der Umsatzanteil für digitale Plattformen und Mehrwertdienste erst bei rund 0,7 Prozent (etwa 6 Milliarden Euro) des Gesamtumsatzes im europäischen Maschinenbau (rund 850 Milliarden Euro). Um dieses Potential besser zu nutzen, setzen viele Unternehmen auf eine stärkere Öffnung für Kooperationen.

Zusammenarbeit als erfolgversprechender Weg

Laut der Studie „Kundenzentrierung als Chance für den digitalen Durchbruch“ von VDMA und McKinsey, für die gut 200 Maschinen- und Anlagenbauer befragt wurden, geben 77 Prozent der Firmen an, die Zusammenarbeit in Anbieterkonsortien sei ein erfolgversprechender Weg für den Aufbau digitaler Plattformen.

71 Prozent nennen darüber hinaus Kooperationen mit Startups als gute Lösung, 24 Prozent können sich auch Kooperationen mit Wettbewerbern vorstellen.

Digitalisierung ist Mittel gegen Krisen

Beispiele für die Digitalisierung sind die Vernetzung der Produktion sowie der Einsatz von Sensoren in den Anlagen und deren Fernwartung. Hinzu kommt die Digitalisierung bereits in der Entwicklungsphase, etwa durch den Einsatz eines digitalen Zwillings.

„Hier wird frühzeitig das Verhalten im realen Betrieb simuliert, um ein schon fast perfekt parametriertes System bei der Inbetriebnahme installieren zu können. Insgesamt ist Digitalisierung im Maschinenbau ein wichtiger Baustein, um Resilienz gegen Krisen aufzubauen“, erläutert Prof. Claus Oetter, Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung.

Die Maschinenbaufirmen sehen sich mehrheitlich selbst als am besten in der Lage, die wesentlichen Bedürfnisse ihrer Kunden hinsichtlich digitaler Plattformen zu erfüllen. Auch weitere industrienahe Lösungen mithilfe ausgegründeter Start-ups werden als geeignete Vehikel zur Digitalisierung angesehen.

Wichtigste Funktionalitäten digitaler Plattformen sind laut den befragten Unternehmen Verfügbarkeit, Performance und Sicherheit. Für die Kunden spielen laut Interviews die Themen Offenheit und Kompatibilität der Plattformen allerdings eine größere Rolle als von den Maschinen- und Anlagenbauern angenommen.

Hürden und Strategien

Als größte Hürden für die Entwicklung eigener digitaler Dienste werden von den Unternehmen fehlende Geschäftsmodelle (61 Prozent), fehlende Standards (59 Prozent) und mangelnde strategische Relevanz (57 Prozent) angesehen. Allerdings haben bereits 52 Prozent der befragten Unternehmen Software und Apps für eigene oder fremde digitale Plattformen programmiert. Jedes zehnte Unternehmen konnte diese bereits erfolgreich skalieren.

„Es gibt nicht die eine gültige Strategie, wie Maschinen- und Anlagenbauer die Digitalisierung angehen sollten“, erläutert VDMA-Experte Prof. Oetter. Diese unterscheide sich je nach Endkundenbranche voneinander – jedoch lassen sich neben den industriespezifischen auch generelle Empfehlungen aus der Studie ableiten.

Oetter: „Für den Großteil der Unternehmen wird sich eine eigene Plattform nicht auszahlen – hier sollten sie vielmehr auf Kompatibilität und gemeinsame Standards setzen.“ Bei den Mehrwertdiensten gelte es, die Kundenbedürfnisse genau zu kennen, um maßgeschneiderte Angebote für die Zielgruppe zu entwickeln.

„Hier sind europäische Maschinenbauer aktuell in einer hervorragenden Ausgangsposition – vor allem durch ihre tiefes Maschinenverständnis und ihre Prozessnähe, bei gleichzeitig geringerem Investitionsrisiko und einem potenziell großen Markt“, sagt Herring.

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