Methanisierungskonzept Bioverfahren zur Gasreinigung gewinnt Innovationswettbewerb

Beim BiON-Verfahren verstoffwechseln Mikroorganismen H2 und CO2 zu Methan.

Bild: Microbenergy
28.07.2021

Die Schwandorfer Firma Microbenergy ist für ihre biobasierte Lösung zur Reinigung von Hochdruckgasen prämiert worden. Mithilfe des Verfahrens lassen sich die in Synthesegasen enthaltenen Wasserstoff- und Kohlenstoffdioxidkomponenten in Methan umwandeln und Geschäftsmodelle für grüne Gase aufbauen.

Der französische Fernleitungsnetzbetreiber GRTgaz hat das BiON-Methanisierungskonzept zum Sieger der Innovations-Challenge „Open Innovation Factory“ erklärt. Mit dem Verfahren der bayerischen Firma Microbenergy lassen sich Hochdruckgase auf biologischer Basis reinigen.

Das Konzept basiert auf der Aufbereitungstechnologie BiON, die mittels biologischer Methanisierung Synthesegase konditioniert und die enthaltenen Wasserstoff- und Kohlenstoffdioxidkomponenten in Methan umwandelt. Das daraus entstehende methanreiche Synthesegas entspricht als erstes den Erdgas-Spezifikationen von GRTgaz und lässt sich somit ins Erdgasnetz einspeisen.

„Unser BiON-Verfahren ist gegenüber Störstoffen besonders robust, sodass wir Gase direkt aus Klär- und Biogasanlagen verwenden können“, sagt Manuel Götz, Geschäftsführer von Microbenergy. „Im Gegensatz dazu sind katalytische Systeme bisweilen sehr empfindlich hinsichtlich Verunreinigungen im Rohgas – bestimmte Schwefelverbindungen sind für Katalysatoren geradezu Gift.“

Vergasung ohne Katalyse

GRTgaz unterstützt die Entwicklung hydrothermaler Verfahren, die nasse oder flüssige Biomasseabfälle wie Klärschlamm, Gülle oder Gärreste aus der anaeroben Vergärung in Hochdruck-Synthesegas umwandeln. Bisher gibt es für diesen Schritt kein Verfahren auf dem europäischen Markt. Mit der „Open Innovation Factory“ sollten deshalb Unternehmen gefunden werden, die den fehlenden Baustein beisteuern können.

Robert Muhlke, Project Director bei GRTgaz, lobt die biologische Lösung von Microbenergy: „Dieses Verfahren, das aus einer hydrothermalen Vergasung ohne Katalyse resultiert, ist sehr interessant. Es basiert auf einem natürlichen Prozess. Hier erledigen spezialisierte Mikroorganismen die ganze Arbeit. Dadurch entstehen keine negativen Wechselwirkungen, und die Lösung ist äußerst flexibel einsetzbar.“

Bis zu 138 TWh erneuerbares Methan

Nach Angaben von GRTgaz ergeben sich allein in Frankreich bei der Verwendung von leicht verfügbaren organischen Abfallstoffen wie Abwässern aus der Milchviehhaltung, Flüssigschlamm aus Kläranlagen und Gärresten aus der anaeroben Vergärung erhebliche Produktionsperspektiven von erneuerbarem Gas über hydrothermale Vergasungstechnologien. So könnten bis 2050 jährlich bis zu 138 TWh an erneuerbarem Methan durch hydrothermale Vergasung hergestellt werden.

Für den Einsatz des BiON-Verfahrens als Gasaufbereitungstechnologie sieht Robert Böhm, Business Development Manager bei Microbenergy, viel Potenzial: „Wir haben das Verfahren der biologischen Methanisierung entwickelt und freuen uns jetzt, dass die Technologie auch in innovativen Anwendungen Einsatzmöglichkeiten findet, bei denen für grüne Gase sinnvolle und tragbare Geschäftsmodelle entstehen können.“

Notwendigkeit neuer Energielösungen

Thierry Trouve, Generaldirektor der GRTgaz, unterstreicht zum Abschluss der digitalen Veranstaltung eindringlich die Notwendigkeit für den Energiesektor, schnell, agil und pragmatisch zu handeln. Es gehe GRTgaz mit der Auswahl der sieben besten Teilnehmer der „Open Innovation Factory“ darum, Ideen, Inspiration und unternehmerische Entfaltungsmöglichkeiten zu fördern, um nachhaltige und gewinnbringende neue Technologien für eine CO2-neutrale Zukunft zu schaffen. Der Wettbewerb des Netzbetreibers findet seit 2016 jährlich statt.

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