Die Mischprozess-Verbesserer (Promotion) Badischer Anlagenbauer entdeckt versteckte Potenziale

Ystral GmbH Maschinenbau + Prozesstechnik

In der Gemeinde Ballrechten-Dottingen hat sich eine kleine Truppe von Verfahrens- und Anwendungstechnikern ganz dem Prozess des Mischens verschrieben.

Bild: Ystral
20.10.2020

Eine kleine Truppe von leidenschaftlichen Verfahrens- und Anwendungstechnikern sorgt für Außergewöhnliches: Lösungen für anspruchsvolle Misch-Anforderungen mit nachweisbarem Mehrwert.

Ganz im Südwesten von Deutschland, im kleinen südbadischen Dorf Ballrechten-Dottingen, kann man ein Phänomen beobachten: Da begeistert sich eine kleine Truppe von Verfahrens- und Anwendungstechnikern für etwas auf den ersten Blick völlig Abstraktes – den technischen Prozess. Genauer gesagt, den Prozess des Mischens. Dabei kratzen sie nicht nur an der Oberfläche, sondern begeben sich in die Tiefen von Physik, Chemie und Fertigungstechnik.

Bei Ystral, einem Mittelständler mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hat man sich auf die Entwicklung und technische Realisierung, also den Bau, von Mischmaschinen und -anlagen für die Industrie spezialisiert. Das Mischen von beispielsweise Laminierharzen und Schleifsuspensionen, Farben und Lacken, Hustensaft und Tabletten-Coatings, Eiscreme und Sportlernahrung, Rasierschaum und Duschgel sind anspruchsvolle mischtechnische Herausforderungen.

In Ballrechten-Dottingen, das im Dreiländereck zwischen Freiburg und Basel liegt, wird diese Spezialdisziplin der deutschen Paradebranche Maschinenbau in besonderer Weise weiterentwickelt, ja man könnte sagen: gelebt.

Deutsche Ingenieure: humorlos und eigenbrötlerisch?

Nun hat man ja von Ingenieuren, insbesondere von deutschen, ein bestimmtes Bild. Der stereotype „Techie“ ist detailorientiert und präzise, er gibt nicht so schnell auf („ihm ist nichts zu schwer“ – so sagt das Sprichwort) und er neigt schon mal zu Humorlosigkeit und Eigenbrötlerei.

Begeisterung? Lust auf Technik? Liebe zum Prozess? Das klingt in einer Republik, die laufend versucht, mehr Schüler und Schülerinnen für die MINT-Fächer und Naturwissenschaften im Allgemeinen zu begeistern, doch ziemlich überraschend. Handelt es sich bei den besagten Mischprozess-Experten vielleicht um ein paar liebenswerte Nerds in der Provinz, die – abgekapselt von der großen, weiten Welt – ihrem Spezialistentum frönen?

Dieser These widerspricht die Tatsache, dass Ystral wie die meisten „Hidden Champions“ des Mittelstands weltweit Geschäfte macht. Bei Ystral wird die Hälfte des Umsatzes durch Export generiert, Tendenz steigend. Das belegt, dass die Suche nach dem „perfect fit“, der exakt maßgeschneiderten technischen Lösung, zwar fern der Metropolen und Industriegebiete stattfindet, dass man aber in Südbaden die Realitäten der überregionalen und internationalen Märkte sehr gut kennt.

Ideenlabor für Mischtechnik

Was uns zurückführt zu den Menschen, die sich – nach eigener und Kundenaussage – so sehr für den Mischprozess als solchen begeistern, dass sie das Nachdenken über die Lösung auch außerhalb der Arbeitszeiten anscheinend einfach nicht lassen können. „Wenn ich einen Lösungsansatz im Kopf habe, arbeitet das halt einfach weiter in mir. Und das Beste an meinem Job ist, wenn ich einen Kunden mit einer Idee überraschen kann, auf die er nie gekommen wäre“, sagt Dr. Hans-Joachim Jacob, langjähriger Vordenker und Entwickler bei Ystral.

Was also im Silicon Valley das „business model on a napkin” ist, die Geschäftsmodell-Skizze auf der Serviette, zeigt sich zwischen den malerischen Hügeln des Markgräflerlands in einem Ideenlabor in Sachen Verfahrenstechnik und Mischprozesse. Und dieses Labor beinhaltet ein umfassendes Paket von Leistungen und miteinander verzahnten Projektschritten.

„Anwendungsbetrachtung“ nennen die Ystral-Entwickler zum Beispiel die Phase, wenn man sich im Dialog mit dem Kunden über konkrete Fragen wie die Herstellungsmenge, das aktuelle verwendete Verfahren und den konkret gewünschten Mehrwert austauscht. Noch konkreter wird es dann im firmeneigenen Versuchszentrum. Gemeinsam mit dem Kunden wird getestet, gelernt und optimiert, bis das genau passende Verfahren identifiziert und dokumentiert wurde.

Und natürlich wird hier auch die Grundlage für die Herstellung eines zuverlässigen Endprodukts, in Form einer Maschine oder Anlage, gelegt. Ziel ist die oben erwähnte positive Überraschung jedes einzelnen Kunden. In der Firmenkommunikation pflegt man dafür die Maxime „110% Mixing Solutions“. Ob das mathematisch so richtig ist oder nicht: Darüber sehen die Ystral-Verfahrenstechniker mit einem Augenzwinkern hinweg.

„Entscheidend“, so Vertriebsleiter Dominik Seeger, „ist, dass wir möglichst viel über die Rezepturbestandteile und das Endprodukt des bisherigen Kundenprozesses erfahren. Denn unsere Lösungen sorgen vor allem dann für Mehrwert, wenn wir sie ganz individuell auf die Anforderungen unserer Kunden zuschneiden können.“ Und in diesem ebenso wichtigen Prozess, dem Kommunikationsprozess, zeigt sich, was die Fachleute bei Ystral wirklich ausmacht.

Weltweit variierende Wahrnehmung

Die Verfahrens- und Anwendungstechniker haben das bloße Entwickeln und Produzieren von hochqualitativen Maschinen zu einer besonderen Kunst entwickelt. Die Kunst bestehe darin, so Bernd Weber, Leiter Verfahrens- und Anwendungstechnik bei Ystral, „erst das Maximum an Wissen aus dem Kunden und anschließend das Optimum für seinen einzigartigen Prozess herauszuholen.“

Dann muss die Begeisterung der Techniker sogar schon mal gebremst werden: Denn es kommt eben nicht auf maximale Umsetzung alles technisch Möglichen an, sondern auf den oben erwähnten „perfect fit“. Die passgenaue Lösung mit dem Ergebnis der höchsten Effizienz und Profitabilität.

Es ist also eine doppelte Herausforderung, denen sich die Mischprozess-Experten gegenübersehen: Die kommunikative Seite, sprich, das intensive Zuhören in Gesprächen mit dem Kunden, das Nachfragen und das tiefe Verständnis. Auf der anderen Seite die vielen kreativen Ideen, die in der täglichen Arbeit entstehen – hier kann die Wahl schon zur Qual werden. Denn die Frage ist:
Welche sind denn die, die wirklich zu genau dieser einzigartigen Kundenanforderung passen und echten Mehrwert beim ihm stiften?

Als relativ kleines Unternehmen ist diese Individualisierung alles andere als selbstverständlich. „Dazu kommt“, sagt Dominik Seeger, „dass wir je nach Markt und Land, in dem wir präsent sind, ganz verschieden wahrgenommen werden. Bei den einen sind wir einfach nur der Produzent sehr hochwertiger Mischmaschinen. Insbesondere in Asien werden wir aber als Prozesslösungsanbieter wahrgenommen.“

Woher kommt dieser Unterschied in der Wahrnehmung? Den Unterschied macht die spezielle Kombination aus Begeisterung für das Optimum einerseits und der pragmatischen Konzentration auf messbaren Kundennutzen aus. „Tatsächlich haben wir zuletzt mit Führungskräften und Mitarbeitern über unsere Werte nachgedacht“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Peter Manke. „Dabei haben wir uns einfach angeschaut, wie unsere Mitarbeiter am erfolgreichsten für den Kunden aktiv sind.“

Die zentralen Begriffe im daraus entstandenen Leitbild sind „Herzblut“, „Leidenschaft“ und „Expertise“. In Summe, so Vertriebsleiter Seeger „die Extrameile, die wir mit ,110% Mixing Solutions‘ ausdrücken wollen.“

Suche nach dem Optimum

Es gibt sie also doch, die spezielle Formel des Mischprozess-Optimierers. Und es steckt mehr dahinter als reines Spezialistentum in Sachen Verfahrens- und Anwendungstechnik. Um echte Könner zu werden, mussten die Ystral-Mitarbeiter immer wieder unbekanntes Terrain betreten. Und ihre Kunden dorthin mitnehmen. Daraus, aus der kombinierten Expertise und Erfahrung der beiden Partner, entsteht das, was man bei Ystral „Meister seines Fachs“ nennt.

Es ist dieses Streben nach Meisterschaft, die Suche nach dem nächsten Optimum, die das Unternehmen wach und erfolgreich hält. Und immer mehr große Industrieunternehmen dazu in die Lage versetzt, noch effizienter, profitabler und erfolgreicher zu werden.

Mehr dazu erfahren Sie hier.

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