Interview über Low-Cost-Robotik „Schneller rechnet sich Automatisierung nicht“

igus GmbH

Alexander Mühlens, Leiter Automatisierungstechnik bei Igus

Bild: Igus
22.04.2022

Mit dem ReBeL bietet Igus einen besonders günstigen Kunststoff-Cobot an. Doch kann günstig für Automatisierungsaufgaben auch wirklich gut sein? Alexander Mühlens, Leiter Automatisierungstechnik bei Igus, erklärt im Interview mit A&D, warum Vorbehalte hier unbegründet sind.

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Wie entkräften Sie Befürchtungen, Ihre Kunststoff-Roboter könnten in der Lebensdauer und Zuverlässigkeit nicht konkurrenzfähig sein?

Unsere Roboter sind bereits auf einen ununterbrochenen Volllastbetrieb von mindestens 2 Millionen Lebenszyklen ausgelegt, dies entspricht einer üblichen Lebensdauer von 2 Jahren. Doch in den wenigsten avisierten Anwendungen laufen die Roboter im Dauerbetrieb. Darum verzichten wir auf eine überdimensionierte Auslegung, die den Preis dann schnell in den höheren fünfstelligen Preisbereich treiben würde. Und durch die Verwendung von Kunststoff statt Metall agieren unsere Low-Cost-Roboter sogar unempflindlicher, wenn es in Richtung Schmutz, Feuchtigkeit oder Korrosion geht. Auch hier gibt es natürlich speziell ausgelegte Roboter, aber die kosten dann eben schnell das Zehnfache im Vergleich zu einem ReBeL. Außerdem bewegen wir keine schweren Lasten, wo extreme Steifigkeit der Roboter notwendig ist. Mit dem ReBeL ermöglichen wir Traglasten von bis zu 5 kg, im Cobot-Modus 2 kg.

Wie präzise kann denn der ReBeL arbeiten, auch über die gesamte Lebensdauer?

Eines ist ganz klar: Wir sind mit dem ReBeL in einem ganz anderen Markt unterwegs als Roboter mit Positioniergenauigkeiten im Hundertstelbereich. Für diese Hochpräzisionsanwendungen braucht es weiter spezielle Robotik, die aber auch ihren Preis hat. Für unsere avisierten Anwendungen in der Low-Cost-Automation positionieren wir mit einer Genauigkeit von weniger als +/- 1 Millimeter. Das reicht für typische Applikationen wie das Bewegen von Inspektionskameras, dem Umladen von Objekten oder der Kaffeezubereitung und kontaktlosen Bars völlig aus. Außerdem lässt sich die Positioniergenauigkeit in sehr vielen Anwendungen durch konisch zulaufende Passelemente sehr einfach und effizient verbessern. Werkstücke werden dann über diese Führungen sehr exakt zum Ziel positioniert, der Greifer des Roboters muss sich nur in einen groben Korridor hineinbewegen. Diese sehr effiziente und einfache Automation kommt aus dem japanischen Karakuri-Gedanken.

Worin unterscheidet sich eigentlich der neue ReBeL vom bisherigen Low-Cost-Roboter RoboLink-DP?

Der große Unterschied besteht darin, dass der ReBeL neben seinen kollaborativen Eigenschaften ein vollintegrierter Roboter ist, der keine externe Steuerung benötigt und überall ohne Schaltschrank sofort einsetzbar ist. Ansonsten sind sich die Modelle bezüglich Positioniergenauigkeit, Reichweite und Traglast relativ ähnlich.

Den ReBeL gibt es ab 3.900 Euro in der Open Source Variante. Geht es künftig sogar noch günstiger?

Unser nächstes Ziel für einen Roboter sind sogar Preise im Bereich von 1000 bis 1500 Euro. Dann amortisiert sich der Preis in vielen einfachen Automatisierungsanwendungen bereits nach wenigen Wochen.

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