Kommentar Ohne Prozessknoten keine Digitalisierung

Dr. Thomas Steckenreiter begann seine berufliche Laufbahn bei Mettler Toledo. Es folgten weitere leitende Positionen bei Endress+Hauser sowie bei Bayer Technology Services. Bis Mai 2017 war der promovierte Chemiker zudem im Vorstand der Namur tätig. Heute verantwortet er bei Samson den Bereich Forschung und Entwicklung sowie Human Resources.

Bild: Samson
24.10.2019

Alle reden von Digitalisierung und Industrie 4.0. Es ist unbestreitbar: Wir befinden uns mitten in einem Veränderungsprozess. Unternehmen sind gezwungen, sich zu wandeln, um weiterhin zeitgemäß zu sein.

Dr. Thomas Steckenreiter war mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2019 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .

Wir stecken mitten in einem Veränderungsprozess, der alle Bereiche der Gesellschaft schon längst erfasst hat. Während viele Spezialisten aller Disziplinen den Sinn und Zweck der Digitalisierung diskutieren und sogar an ihrem messbaren Wertbeitrag für die Industrie zweifeln, schreitet diese ungebremst voran.

Wer bei diesen technologischen Veränderungen nicht mitgeht, läuft Gefahr, zurückzufallen – und riskiert, dass Produkte, Services und letztlich das eigene Unternehmen nicht mehr zeitgemäß sind.

Stahl in der Ventiltechnik intelligent machen

Doch was meint das? Was ist zeitgemäß? In meiner Zeit als Namur-Vorstand, als ich noch auf der Seite der Anwender war, hatte ich 2014 auf der Hauptsitzung folgenden Satz formuliert: „Ein smarter Sensor wird in Zukunft ein Sensorsystem sein, das mehrere Messgrößen erfasst, sich automatisch in die Anlagenarchitektur integriert, selbst kalibriert, im Netzwerk optimiert, mit Betriebsdaten korreliert und Handlungsanweisungen induziert.“

Der Realisierung dieser Anforderung sind wir durch die fortschreitende Digitalisierung näher denn je. Mit der technischen Weiterentwicklung der Automatisierungstechnik für die Produktionsprozesse der Prozessindustrie werden wir leistungsstarke Feldbusse bekommen, die es erlauben, bis in die Feldebenen in Echtzeit zu kommunizieren.

Für uns als Samson bedeutet das eine massive Veränderung unserer Produkte, unserer Services und unserer eigenen Organisation. Wir reden davon, den Stahl der klassischen Ventiltechnik intelligent zu machen. Deshalb wird Samson sowohl diverse Sensoren als auch leistungsfähige analytische Methoden in die Aktorik integrieren.

Systeme statt nur Ventile auslegen

Diese neuen Systeme nennen wir Prozessknoten, und sie werden sich auf Kundenwunsch beliebig mit der Umgebung, das heißt mit weiteren Aktoren und Sensoren, vernetzen. Damit unterstützen sie durch integrierte kognitive Systeme den Anwender bei Optimierungsaufgaben wie zum Beispiel bei der Regelkreisoptimierung oder dem Asset-Livecycle-Management.

Natürlich ist hier noch einiges zu tun! Der Weg aber ist unvermeidlich.

Mit der Anwendertechnik verändern sich wesentliche Bereiche des eigenen Unternehmens. Die Sensor- und Steuertechnik im Ventil verändert die Produktionslandschaft. Es werden neue Kompetenzen in Produktion, Entwicklung und Vertrieb gebraucht.

Wo man früher ein Ventil ausgelegt hat, werden in Zukunft Systeme zum Einsatz gebracht. Damit benötigt die eigene Organisation immer mehr Prozess-Know-how von unseren Kunden, und Samson entwickelt sich von einem Komponentenanbieter zu einem Systemlieferanten.

Samson muss sich wandeln

Unsere Geschäftsmodelle reichen in Zukunft von der Ventil- und Systemauslegung über das optimale Instandhaltungsmanagement bis hin zur Prozessoptimierung. Dabei unterstützen uns digitale Geschäftsmodelle, die alle unsere Tools online über Marktplätze verfügbar machen.

Samson stellt sich den neuen Aufgaben und ist sich bewusst, sich aus eigener Kraft wandeln zu müssen. Die Voraussetzungen als unabhängiges Unternehmen sind dafür sehr gut.

Wir bauen auf eine ausgeprägte Innovationskultur und die Fähigkeit zu Veränderungen. Diese Eigenschaften lassen uns Gestalter der digitalisierten Zukunft sein.

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