Fachbeitrag Kraftvolles Duo

Pepperl+Fuchs SE



09.04.2015

Maschinen sollen so miteinander kommunizieren, dass sie sich „verstehen“. Das ist der Grundgedanke von Industrie 4.0. Prolist hatte ihn mit den maschinenverarbeitbaren Merkmalleisten bereits vor zehn Jahren aufgegriffen. Eine ähnliche Zielrichtung hat das Klassifizierungsschema von eCl@ss. Zusammen sind beide Ansätze besonders wirkungsvoll.

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Die unterschiedlichen Gewerke, die im Lebenszyklus einer prozesstechnischen Anlage zusammenarbeiten, nutzen unterschiedliche Arbeitsmittel und -methoden. Planer und Hersteller spezifizieren die Geräte durch Merkmalleisten, Einkäufer und Lieferanten nutzen überwiegend eine Eingruppierung in Klassen. Die Zusammenführung des Klassifizierungsschemas von eCl@ss und des Prolist-Merkmalleisten-Lexikons bindet alle diese Funktionen in einen effektiven gemeinsamen Workflow ein. Planer, Hersteller und Lieferanten von Prozessautomatisierungsgeräten sowie Betreiber von Anlagen benötigen leistungsfähige Rechnerunterstützung für Funktionen wie Anlagenplanung, Beschaffung, Lieferung, Montage und Instandhaltung. Innerhalb der Gewerke sind sie üblicherweise vernetzt, beispielsweise Vertrieb und After Sales Service beim Hersteller oder Betriebsbetreuung und Instandhaltung beim Betreiber. Zwischen den Gewerken jedoch geschieht der Datenaustausch händisch, aufwändig und fehlerträchtig. Es scheint anachronistisch, dass der Planer die benötigten Geräte mittels seines CAE-Systems spezifiziert, dann aber die Spec-Sheets händisch abtippt, im besten Fall aus dem System heraus ausdruckt, um sie als technische Anfrage dem Hersteller auf Papier zu senden oder zu faxen. Dessen Vertrieb findet passende Geräte in seiner elektronischen Produktdatenbank, die vernetzt mit der Entwicklungsdatenbank stets auf dem neusten Stand ist. Der große Nutzen des automatisierten Datenaustauschs endet, wenn die Daten der angebotenen Geräte auf Papier zurückgesendet werden. Der Planer muss sie wiederum händisch in sein CAE-System eingeben. Es ist leicht einzusehen, dass auch der Versand der Daten per E-Mail keine entscheidende Verbesserung bringt, solange sich die unterschiedlichen Software-Tools nicht „verstehen“. Die Fehlerquellen und der Aufwand durch wiederholtes Abschreiben der Daten bleiben dieselben. Um Daten automatisiert zwischen unterschiedlichen Rechnersystemen auszutauschen, bietet Prolist für Prozessautomatisierungsgeräte eine erprobte Lösung. Eine normierte XML-Schnittstelle dient zum Export und Import der Daten. Die Generation der Daten mittels international standardisierter Merkmalleisten nach Prolist NE 100, IEC 61987-10 und eCl@ss 8.0 ist die Voraussetzung dafür, dass die unterschiedlichen Rechnersysteme die Daten einheitlich interpretieren, dass sie sie im Sinne von „maschinenlesbar“ und „maschinenverarbeitbar“ verstehen. Auf diese Weise kann beispielsweise der Planer seine Gerätespezifikation als technische Anfrage aus seinem CAE-System direkt in das Vertriebssystem des Herstellers speisen. Dessen Maschine listet automatisch die passenden Geräte auf, woraus der Vertriebssachbearbeiter seine Auswahl für das Angebot trifft. Quasi auf Knopfdruck schickt er die Antwortdaten aus seiner Produktdatenbank direkt in das CAE-System des Planers. Automatisch und fehlerfrei zeigt dies einen Soll-Ist-Vergleich zwischen den angefragten und angebotenen Gerätedaten, wobei auch nur die Abweichungen angezeigt werden und nicht mehrere hundert Daten händisch verglichen werden müssen. Auf ähnliche Weise automatisiert funktioniert der Austausch der Funktions- und Materialspezifikation sowie der Datenblätter und Dokumentationen zwischen den übrigen Gewerken und Funktionen.

20 Minuten sparen pro Produkt

Für den Anwender wird dabei eine Reduktion der Transaktionskosten um fünf bis 15 Prozent geschätzt; gleichzeitig wird die Datenqualität erhöht, vor allem, da Abschreibfehler wegfallen. Durch die Übermittlung vollständiger und eindeutiger Spezifikationen kann ein Teil der Verantwortung für die richtige Auswahl des Produkts auf den Hersteller verlagert werden. Beim Aufbau einer eigenen Stammdatenbasis bringt die Übernahme der Originaldaten der Hersteller in das eigene CAE-System eine weitere Erhöhung der Datenqualität. Die Erzeugung eigener Datensätze birgt das Risiko, die Geräte nicht vollständig und fehlerhaft zu beschreiben, vom Aufwand für die Erstellung der Datenbasis ganz zu schweigen. Ein effizienter Anfrageprozess mit vollständigen Datensätzen bringt dem Hersteller schätzungsweise 20 Minuten Zeitersparnis pro Produkt. Anfrage und Verlauf werden automatisch dokumentiert, was auch eine erhöhte Rechtssicherheit bringt. Letztendlich verbessert sich auch beim Hersteller die Qualität der operativen Prozesse, weil Fehler durch eine manuelle Dateneingabe vermieden werden. Das Prolist-Merkmallexikon bietet einen erprobten Lösungsansatz, optimal, wenn möglichst alle Funktionen in einen gemeinsamen Workflow mit automatisierter Datenübertragung eingebunden sind. Doch arbeiten nicht alle Beteiligten gemeinhin mit Merkmalen. Funktionen wie Planung, Herstellung, Instandhaltung und Montage spezifizieren und beschreiben die Automatisierungskomponenten durch Merkmalleisten. Der Beschaffer akzeptiert die vorgegebenen Beschreibungen quasi als Anhang zu seinen Vorgängen. In der Regel wird er sie nicht beeinflussen. Natürlich muss er verstehen, was zu beschaffen ist. Hier hilft ihm ein Klassifizierungssystem, wie eCl@ss es bietet. „27-20-04-02“ sagt ihm, dass es sich um einen Durchflussmesser (Masse-, Coriolis) handelt. Auch der Weg zur Verallgemeinerung über „27-20-04 Messgerät, Durchfluss, Menge“ und „27-20 Messtechnik, Prozessmesstechnik“ zu „27 Elektro-, Automatisierungs- und Prozessleittechnik“ sorgt für ein strukturiertes Verständnis. �?hnlich klassifiziert ein Händler oder Lieferant sein Produktspektrum, wohingegen er das Gerätedatenblatt vom Hersteller übernimmt, mit dem dieser sein Gerät mittels der Prolist-Merkmalleisten beschreibt. Auf einer Seite steht die standardisierte Klassifikation einer breiten Palette von Produkten durch eCl@ss, auf der anderen die detaillierte Beschreibung von Prozessautomatisierungsgeräten durch Prolist-Merkmalleisten. Die Anwendung beider in einem gemeinsamen Workflow bringt optimalen Nutzen.

Prolist, eCl@ss, FDI - die Rädchen greifen ineinander

Vor diesem Hintergrund hat der Prolist International e.V. seine Aktivitäten dem eCl@ss e.V. übertragen. Unter dem Dach des größeren Vereins lassen sich die unterschiedlichen Funktionen einbinden und die zukünftigen und erweiterten Anwendungen unterstützen. Mittels der FDI-Technologie (Field Device Integration) wird es für Hersteller und Inbetriebnehmer künftig möglich sein, die Geräte direkt mit den Parametersätzen zu konfigurieren, die aus den CAE-Daten des Planers stammen. Der automatische Austausch von Gerätedaten im elektronischen Engineering-Workflow ist, wie Tests gezeigt haben, mit Merkmalleisten der DIN PAS 1040 (Publicly Available Specification) auch für die Verfahrenstechnik möglich. Davon profitieren können nun Planungsabteilungen der Verfahrenstechnik chemischer Unternehmen, Anlagenbauer und Instandhaltungs-Abteilungen.

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