Interview über die Nortec 2020 „Wir fördern Kollaboration“

Anja Holinsky, Projektleiterin der Nortec, spricht mit der A&D über die Ziele der Fachmesse Nortec.

Bild: HMC/Michael Zapf
16.12.2019

Die Fachmesse Nortec gilt als Branchentreff für klein- und mittelständische Produktionsbetriebe in Norddeutschland. Doch „nur“ Messe reicht nicht, mit dem Campus und vielen weiteren Networking-Events will man die dringend notwendige Kollaboration in Zeiten der Digitalisierung fördern, wie Anja Holinsky, Projektleiterin der Nortec im Gespräch mit A&D erläutert.

Sind Sie bewusst auf Norddeutschland fokussiert, weil in dieser Region eine Fachmesse für Produktion fehlt?

Würde es die Nortec nicht geben, müssten wir sie heute erfinden, ganz genau. Zum Glück fiel der Startschuss aber schon 1988, damals als kleiner „Markplatz für Technik im Norden“. Inzwischen ist die Nortec seit vielen Jahren der erste und fest etablierte Branchentreffpunkt in geraden Jahren mit namhaften Ausstellern aus ganz Deutschland. Hier treffen Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet auf Entscheider aus dem Industriegebiet Norddeutschland und darüber hinaus. In drei Messehallen spiegeln wir die komplette Wertschöpfungskette moderner Produktion. Seit Anbeginn fokussieren wir uns im Angebot auf die Bedürfnisse von klein- und mittelständischen Unternehmen. Das ist gerade heute wichtig, in einer Zeit, in der sich die Branche in einem massiven Strukturwandel befindet. Auf der Nortec finden KMU die Experten, die ihnen praxisnah aufzeigen, wie sie ihren Betrieb fit machen für die Industrie 4.0.

Sie verstehen sich auch als Campus für den Mittelstand. Was steckt dahinter?

Der Campus für den Mittelstand in Halle A3 ist der Ort auf der Nortec für lockere Gespräche, für Wissenserweiterung und Ausprobieren. In Zeiten der Digitalen Transformation ist die Kollaboration zwischen Industrien zwingend notwendig. Wir laden alle Beteiligten daher ein, den Austausch auf der Nortec zu suchen und über den eigenen Tellerrand zu schauen. Die Aussteller auf dem Campus bieten Lösungen, die die Besucher ganz praktisch in ihren Betriebsablauf integrieren können. Experten beantworten individuelle Fragen. Für noch mehr Wissenstransfer sorgt das umfangreiche Angebot an Workshops, Seminaren und Networkingformaten.

Die Nortec kooperiert aber auch mit dem Digitalisierungskongress solutions.hamburg. Unterstreichen Sie damit die Wichtigkeit von Kollaborationen im Bereich Digitalisierung der Industrie?

Absolut. Wir haben hier einen starken Partner mit einem großen Netzwerk in der Digitalszene an der Seite. Für den Erfolg von morgen müssen Industrie und Digitalwirtschaft zusammenarbeiten, gemeinsam Lösungen entwickeln, um neue Geschäftsfelder zu lancieren. Diesen Austausch fördern wir unter anderem durch unser Nortec Industriegespräch, was abwechselnd auf der Nortec und auf der solutions.hamburg stattfindet. Hier diskutieren Vertreter aus Industrie und Digitalwirtschaft über die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Kontext der Produktion 4.0. Ein spannendes Format, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

In einer Start-up Area präsentiert die Nortec Gründer als Lösungspartner. Können sich hier Besucher Hilfe bei der Digitalisierung holen?

Ganz genau. Die innovativen Dienstleistungen und Produkte der jungen Firmen in der Start-up-Area sollen KMU dabei unterstützen, ihr Unternehmen für das Digitale Zeitalter fit zu machen. Damit fördern wir den Austausch zwischen der Digitalwirtschaft und Industrie – ein Muss für jedes Unternehmen, das langfristig erfolgreich sein will.

Einen speziellen Fokus widmet die Nortec der additiven Fertigung. Sehen Sie den 3D-Druck als wesentlichen Erfolgsfaktor für KMUs?

Der 3D-Druck revolutioniert die Branche schon seit geraumer Zeit und ist ein wesentlicher Treiber für die Produktion der Zukunft. Die additive Fertigung revolutioniert nicht nur das Design und die Entwicklung von Produkten, sondern kann dabei helfen, den Vertrieb von Bauteilen effizienter zu gestalten. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für KMU, wenn es darum geht, den eigenen Geschäftserfolg zu steigern und sich vom internationalen Wettbewerb abzugrenzen. Dank unseres großen Experten-Netzwerks leisten wir mit der Nortec seit Jahren Pionierarbeit und verfügen auch 2020 über eine hohe Kompetenzdichte. Neben der Ausrichtung des renommierten Fachkongresses Additive des Fraunhofer IAPT können Besucher beispielsweise auf einer Präsentationsfläche einen Blick ins Labor werfen und 3D-gedruckte Bauteile am Beispiel unterschiedlichster Anwendungen genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem stehen ihnen 3D-Druck Spezialisten für individuelle Fragen zur Verfügung.

Ein besonderes Highlight der Nortec sind auch die Hanse Suppliers, ein Verbund von Auftragsfertigern aus Norddeutschland. Welche Zielgruppe adressieren Sie damit?

Die Hanse Suppliers haben sich auf einer Fläche in Halle A1 zusammengeschlossen, um die passende Anlaufstelle für interessierte Kooperationspartner zu bieten. Zielgruppe sind sämtliche Unternehmen, die auf der Suche nach passenden Zulieferern in den Schlüsselindustrien Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Luftfahrt, Medizintechnik, maritime Technologie, Anlagenbau, erneuerbare Energien, Nahrungsmittel sind. Vom Einzelauftrag über Baugruppen, bis hin zur Fertigung kompletter Produktfamilien stehen die Hanse Suppliers zur Verfügung und bieten Lösungen an – von der Konstruktion und Berechnung bis zum geprüften und dokumentierten Bauteil.

Wandelt sich die Nortec von der Messe immer mehr zu einem Vermittler von Kollaboration?

Die Nortec war und ist der Ort, an dem Entscheider und Experten der produzierenden Industrie zusammenkommen; und das face-to-face und nicht virtuell im Netz. In Zeiten der Digitalisierung kommt es gerade auf solche analogen, persönlichen Treffen an, um Kooperationen anzubahnen, den Horizont zu erweitern, Fragen zu stellen usw. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, haben wir den Nortec Campus in Halle A3 ins Leben gerufen, der unsere Fachmesse für Produktion in Halle A1 und A4 perfekt ergänzt.

Nach Jahren des Wachstums im Industriebereich herrscht derzeit eine angespannte Konjunkturlage. Was sind Ihre Prognosen hinsichtlich ¬der Marktentwicklung für das kommende Jahr?

Wir spiegeln mit der Nortec immer auch die Wirtschaft und sind Bühne für die industrielle Produktion. Prognosen hinsichtlich konjunktureller Entwicklungen überlassen wir den Branchenexperten, zum Beispiel vom VDMA. Sie veranstalten 2020 bereits zum vierten Mal die gefragte VDMA-Workshopreihe „Auf dem Wege zu Fertigung 4.0“.

Worin sehen Sie den Mehrwert der Nortec gegenüber anderen Automatisierungsmessen?

Der Mehrwert der Nortec liegt in unserer einzigartigen Fokussierung auf die Bedürfnisse von KMU. Seit Gründung der Nortec steckt dieses Ansinnen in unserer DNA. Wir verfügen über ein großes Kompetenz-Netzwerk im Bereich der modernen Fertigung mit all ihren Sonderthemen, von Automatisierung, über Elektronikfertigung, bis hin zu Supply Chain Management, um einige zu nennen. Durch den kontinuierlichen Austausch mit Ausstellern und Besuchern sind wir mit unserem Format immer am Puls der Zeit und entwickeln uns ständig weiter. Auf der Nortec erleben Besucher die gesamte Wertschöpfungskette moderner Produktion und erfahren von Experten auf Augenhöhe, was sie konkret auf ihrem Weg in die Industrie 4.0 benötigen.

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