Offener Entwicklungsansatz Umfrage: Wie lassen sich die Vorteile des Digitalen Zwillings nutzen?

ABB AG Pepperl+Fuchs SE Turck – Hans Turck GmbH & Co. KG

Wir haben nachgefragt: Ist der Digital Twin eine proprietäre Lösung und wie kann man ihn trotzdem jetzt schon richtig nutzen?

Bild: iStock, VPanteon
01.12.2020

Die Industrial Digital Twin Association (IDTA) soll parallel verlaufende Entwicklungsstränge des Digitalen Zwillings zusammenzubringen und als Open-Source-Lösung entwickeln. Heißt das, momentan laufen Maschinen- und Anlagenbauer in die Gefahr, bei aktuellen Lösungen rund um den Digital Twin auf eine proprietäre Lösung zu setzen? Welche Empfehlung geben Sie, wenn man bereits jetzt die Vorteile des Digitalen Zwillings nutzen will?

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Das sagen die befragten Experten.

Bildergalerie

  • Armin Wallnöfer, Digital Leader Motion Deutschland, ABB Automation Products: Anwender können bereits heute vom vielfältigen Nutzen des Digitalen Zwillings profitieren, ohne sich an proprietäre Lösungen zu binden. Vorausgesetzt, er basiert auf Standards und offenen Schnittstellen. Hier setzt der von der Plattform Industrie 4.0 geprägte Begriff der Verwaltungsschale an. Diese bietet ein standardisiertes Austauschformat, um Infor-mationen zu Geräten und Systemen herstellerübergreifend zur Verfügung zu stellen. Dadurch sind Maschinen- und Anlagenbauer nicht von einer proprietären Lösung abhängig, sondern können beispielsweise unsere Produkte und Lösungen mit denen von Marktbegleitern kombinieren. Natürlich nur, wenn auch für diese die entsprechenden Standards gelten. Die Daten können dabei in der Cloud oder an einem physikalischen Ort liegen – standardisierte Schnittstellen gewährleisten deren problemlose Zusammenführung.

    Armin Wallnöfer, Digital Leader Motion Deutschland, ABB Automation Products: Anwender können bereits heute vom vielfältigen Nutzen des Digitalen Zwillings profitieren, ohne sich an proprietäre Lösungen zu binden. Vorausgesetzt, er basiert auf Standards und offenen Schnittstellen. Hier setzt der von der Plattform Industrie 4.0 geprägte Begriff der Verwaltungsschale an. Diese bietet ein standardisiertes Austauschformat, um Infor-mationen zu Geräten und Systemen herstellerübergreifend zur Verfügung zu stellen. Dadurch sind Maschinen- und Anlagenbauer nicht von einer proprietären Lösung abhängig, sondern können beispielsweise unsere Produkte und Lösungen mit denen von Marktbegleitern kombinieren. Natürlich nur, wenn auch für diese die entsprechenden Standards gelten. Die Daten können dabei in der Cloud oder an einem physikalischen Ort liegen – standardisierte Schnittstellen gewährleisten deren problemlose Zusammenführung.

    Bild: ABB

  • Dr. Katharina Eylers, Referentin Industrie 4.0 & Technische Regulierung, Bitkom: Die Entwicklung der Verwaltungsschale durch die Plattform Industrie 4.0 ist ein großer Erfolg. Die in den letzten Jahren von der Industrie entwickelten Spezifizierungen des Digitalen Zwillings sollen die Interoperabilität über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen. Auf Basis des heute vorliegenden Technologiekonzepts entstehen erste Demonstratoren und damit eben auch mehrere Ausprägungen des industriellen Digitalen Zwillings. Grundsätzlich ist dies ein gutes Signal. Durch den offenen Entwicklungsansatz können die gewonnenen Erkenntnisse der einzelnen Demonstratoren genutzt werden. Davon profitieren sowohl kleine und mittelständische Ausrüster wie auch Anwender, die sich gleichberechtigt in die Technologieentwicklungen einbringen können. Die bisher von der Plattform Industrie 4.0 veröffentlichten Dokumente und Tools ermöglichen bereits heute allen Interessenten den Einstieg in den Digitalen Zwilling.

    Dr. Katharina Eylers, Referentin Industrie 4.0 & Technische Regulierung, Bitkom: Die Entwicklung der Verwaltungsschale durch die Plattform Industrie 4.0 ist ein großer Erfolg. Die in den letzten Jahren von der Industrie entwickelten Spezifizierungen des Digitalen Zwillings sollen die Interoperabilität über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen. Auf Basis des heute vorliegenden Technologiekonzepts entstehen erste Demonstratoren und damit eben auch mehrere Ausprägungen des industriellen Digitalen Zwillings. Grundsätzlich ist dies ein gutes Signal. Durch den offenen Entwicklungsansatz können die gewonnenen Erkenntnisse der einzelnen Demonstratoren genutzt werden. Davon profitieren sowohl kleine und mittelständische Ausrüster wie auch Anwender, die sich gleichberechtigt in die Technologieentwicklungen einbringen können. Die bisher von der Plattform Industrie 4.0 veröffentlichten Dokumente und Tools ermöglichen bereits heute allen Interessenten den Einstieg in den Digitalen Zwilling.

    Bild: Bitkom

  • Michael Burghardt, Head of Product Marketing, Danfoss Drives: Hersteller stehen momentan vor der Herausforderung, Produkte für den Digitalen Zwilling zu entwickeln, obwohl viele dieser Technologien selbst noch in der Entwicklung sind. Aber genau das treibt die Innovation im Markt voran. Dadurch besteht natürlich die Möglichkeit, dass sich proprietäre Standards bilden. Allerdings setzen zahlreiche Hersteller auf offene Technologien wie OPC UA für ihre Lösungen. Entscheiden sich Kunden dann für solche Lösungen, profitieren sie von offenen Ansätzen für den Digitalen Zwilling, sammeln bereits heute Erfahrung und machen sich fit für die Zukunft. OPC UA ist allerdings nur ein kleiner Teilbereich der notwendigen technischen Abstimmungen für einen herstellerunabhängigen Digitalen Zwilling. Das Zusammenführen der verschiedenen Ansätze durch die Nutzerorganisation IDTA ist deshalb der richtige Schritt. So schaffen wir gemeinsam sichere Lösungen für die Zukunft der industriellen Kommunikation – branchen- und unternehmensübergreifend.

    Michael Burghardt, Head of Product Marketing, Danfoss Drives: Hersteller stehen momentan vor der Herausforderung, Produkte für den Digitalen Zwilling zu entwickeln, obwohl viele dieser Technologien selbst noch in der Entwicklung sind. Aber genau das treibt die Innovation im Markt voran. Dadurch besteht natürlich die Möglichkeit, dass sich proprietäre Standards bilden. Allerdings setzen zahlreiche Hersteller auf offene Technologien wie OPC UA für ihre Lösungen. Entscheiden sich Kunden dann für solche Lösungen, profitieren sie von offenen Ansätzen für den Digitalen Zwilling, sammeln bereits heute Erfahrung und machen sich fit für die Zukunft. OPC UA ist allerdings nur ein kleiner Teilbereich der notwendigen technischen Abstimmungen für einen herstellerunabhängigen Digitalen Zwilling. Das Zusammenführen der verschiedenen Ansätze durch die Nutzerorganisation IDTA ist deshalb der richtige Schritt. So schaffen wir gemeinsam sichere Lösungen für die Zukunft der industriellen Kommunikation – branchen- und unternehmensübergreifend.

    Bild: Danfoss

  • Maik Arnzen, Produktmanager Simulation, Kuka Deutschland: Das Thema Digitaler Zwilling umfasst eine Vielzahl an verfügbaren Softwareprodukten im Markt, angefangen von der 3D-Darstellung der gesamten Anlage, der Verhaltensemulatoren bis hin zur virtuellen SPS oder einer virtuellen Robotersteuerung. Dies sind in der Regel proprietäre, aber etablierte Lösungen und bieten somit den Anwendern heute schon viele Vorteile. Grundsätzlich bedarf es immer eines interdisziplinären Teams aus Mitarbeitern mit dem umfassenden Domänenwissen (zum Beispiel SPS Programmierer), um einen Digitalen Zwilling entsprechend zu planen und um die Vorteile hinsichtlich der Wertschöpfung, wie geringe Integrationszeiten und -kosten, in Verbindung mit der realen Anlage optimal zu nutzen.

    Maik Arnzen, Produktmanager Simulation, Kuka Deutschland: Das Thema Digitaler Zwilling umfasst eine Vielzahl an verfügbaren Softwareprodukten im Markt, angefangen von der 3D-Darstellung der gesamten Anlage, der Verhaltensemulatoren bis hin zur virtuellen SPS oder einer virtuellen Robotersteuerung. Dies sind in der Regel proprietäre, aber etablierte Lösungen und bieten somit den Anwendern heute schon viele Vorteile. Grundsätzlich bedarf es immer eines interdisziplinären Teams aus Mitarbeitern mit dem umfassenden Domänenwissen (zum Beispiel SPS Programmierer), um einen Digitalen Zwilling entsprechend zu planen und um die Vorteile hinsichtlich der Wertschöpfung, wie geringe Integrationszeiten und -kosten, in Verbindung mit der realen Anlage optimal zu nutzen.

    Bild: Kuka

  • Benedikt Rauscher, Leiter globale IoT/Industrie-4.0-Projekte, Pepperl+Fuchs:  Selbst wenn man die Technologie lediglich als maschinenlesbare Datensammlung betrachtet, bietet der Digitale Zwilling immenses Potenzial für die Industrie. Detaillierte Informationen zu Komponenten stehen zentral zur Verfügung und müssen nicht umständlich aus verschiedenen Medien zusammengesucht werden. In industriellen Anlagen agieren Komponenten unterschiedlicher Hersteller miteinander. Um dabei mit digitalen Zwillingen arbeiten zu können, müssen auch diese zueinander kompatibel sein. Zur Umsetzung einer solchen Interoperabilität erarbeitet die Industrial Digital Twin Association (IDTA) eine übergreifende Open-Source-Lösung für den industriellen digitalen Zwilling. Wir bei Pepperl+Fuchs arbeiten in der Plattform Industrie 4.0 maßgeblich am Konzept der Verwaltungsschale sowie des digitalen Zwillings mit und sind auch Gründungsmitglied der IDTA.

    Benedikt Rauscher, Leiter globale IoT/Industrie-4.0-Projekte, Pepperl+Fuchs: Selbst wenn man die Technologie lediglich als maschinenlesbare Datensammlung betrachtet, bietet der Digitale Zwilling immenses Potenzial für die Industrie. Detaillierte Informationen zu Komponenten stehen zentral zur Verfügung und müssen nicht umständlich aus verschiedenen Medien zusammengesucht werden. In industriellen Anlagen agieren Komponenten unterschiedlicher Hersteller miteinander. Um dabei mit digitalen Zwillingen arbeiten zu können, müssen auch diese zueinander kompatibel sein. Zur Umsetzung einer solchen Interoperabilität erarbeitet die Industrial Digital Twin Association (IDTA) eine übergreifende Open-Source-Lösung für den industriellen digitalen Zwilling. Wir bei Pepperl+Fuchs arbeiten in der Plattform Industrie 4.0 maßgeblich am Konzept der Verwaltungsschale sowie des digitalen Zwillings mit und sind auch Gründungsmitglied der IDTA.

    Bild: Pepperl+Fuchs

  • Olaf Ophoff, Leiter Geschäftsbereich Automation Systems, Turck: In der IDTA sitzen durch ZVEI und VDMA zum ersten Mal Elektroindustrie und Maschinenbau an einem Tisch und können gemeinsam die Wertschöpfung der digitalen Zukunft prägen. Im Kontext neuer Anwendungsfälle besteht häufig ein Spannungsfeld zwischen Standardisierung und früher Nutzbarkeit von Technologien. Dabei zeigt die Erfahrung, dass sich offene Standards meist gar nicht ohne proprietäre Lösungen und Early Adopters ableiten lassen. Gerade für das Thema Digitaler Zwilling werden praxisrelevante Umsetzungen von hoher Bedeutung sein. Wir empfehlen Anwendern, entsprechend ihrer Anforderungen, bereits heute verfügbare Lösungen zu nutzen – idealerweise im Erfahrungsaustausch mit der IDTA, damit wir dort die wichtigsten Aspekte in Standards überführen können.

    Olaf Ophoff, Leiter Geschäftsbereich Automation Systems, Turck: In der IDTA sitzen durch ZVEI und VDMA zum ersten Mal Elektroindustrie und Maschinenbau an einem Tisch und können gemeinsam die Wertschöpfung der digitalen Zukunft prägen. Im Kontext neuer Anwendungsfälle besteht häufig ein Spannungsfeld zwischen Standardisierung und früher Nutzbarkeit von Technologien. Dabei zeigt die Erfahrung, dass sich offene Standards meist gar nicht ohne proprietäre Lösungen und Early Adopters ableiten lassen. Gerade für das Thema Digitaler Zwilling werden praxisrelevante Umsetzungen von hoher Bedeutung sein. Wir empfehlen Anwendern, entsprechend ihrer Anforderungen, bereits heute verfügbare Lösungen zu nutzen – idealerweise im Erfahrungsaustausch mit der IDTA, damit wir dort die wichtigsten Aspekte in Standards überführen können.

    Bild: Turck

  • Dr. Christian Mosch, Verantwortet den Aufbau der IDTA, VDMA-Forum Industrie 4.0: Die Industrie ist schon seit Jahren an der Spezifizierung und Entwicklung des Digitalen Zwillings für Industrie 4.0 dran. Diese Entwicklung wird mit der IDTA eine Heimat im sicheren Verbändeumfeld finden. Das Ziel ist es, die Interoperabilität über Unternehmensgrenzen hinweg zu ermöglichen. Ein abgestimmtes Technologiekonzept des Digitalen Zwillings liegt vor. Erste Demonstratoren entstehen. Um die Schwarmintelligenz der Industrie zu nutzen, setzen wir auf einen offenen Entwicklungsansatz. Umsetzungshilfen in Form von Leitfäden, Beispielen und Schulungen werden den Digitalen Zwilling in die Breite bringen. Davon profitieren sowohl kleine und mittelständische Fabrikausrüster wie auch End­anwender. In der IDTA können sich alle gleichberechtigt in die Technologieentwicklungen einbringen. Das gibt den Firmen Investitionssicherheit. Mitmachen lohnt sich.

    Dr. Christian Mosch, Verantwortet den Aufbau der IDTA, VDMA-Forum Industrie 4.0: Die Industrie ist schon seit Jahren an der Spezifizierung und Entwicklung des Digitalen Zwillings für Industrie 4.0 dran. Diese Entwicklung wird mit der IDTA eine Heimat im sicheren Verbändeumfeld finden. Das Ziel ist es, die Interoperabilität über Unternehmensgrenzen hinweg zu ermöglichen. Ein abgestimmtes Technologiekonzept des Digitalen Zwillings liegt vor. Erste Demonstratoren entstehen. Um die Schwarmintelligenz der Industrie zu nutzen, setzen wir auf einen offenen Entwicklungsansatz. Umsetzungshilfen in Form von Leitfäden, Beispielen und Schulungen werden den Digitalen Zwilling in die Breite bringen. Davon profitieren sowohl kleine und mittelständische Fabrikausrüster wie auch End­anwender. In der IDTA können sich alle gleichberechtigt in die Technologieentwicklungen einbringen. Das gibt den Firmen Investitionssicherheit. Mitmachen lohnt sich.

    Bild: VDMA

  • Bernd Vojanec, Experte Kooperierende I4.0-Systeme, Digitalization Center, Wittenstein: Mit der Verwaltungsschale als Digitaler Zwilling für Industrie 4.0 wird eine nahtlose Zusammenarbeit hersteller-, aber auch technologie-, produkt- und lebenszyklusübergreifend angestrebt. Pragmatische Implementierungen und abgesteckte Anwendungsfälle helfen zunächst Nutzenpotenziale und Busi­ness Cases eines Digitalen Zwillings aufzuzeigen und somit Investitionen abzusichern. Mit der IDTA wird eine zentrale Anlaufstelle für Anwender und Experten geschaffen, um Erfahrungen auszutauschen und diese in Form von neuen Spezifikationen zugänglich zu machen. Die Verwaltungsschale schärft also bereits heute das gemeinsame Verständnis zum Digitalen Zwilling und ermöglicht eine zukunftssichere Implementierung in Produkte, Prozesse und Services.

    Bernd Vojanec, Experte Kooperierende I4.0-Systeme, Digitalization Center, Wittenstein: Mit der Verwaltungsschale als Digitaler Zwilling für Industrie 4.0 wird eine nahtlose Zusammenarbeit hersteller-, aber auch technologie-, produkt- und lebenszyklusübergreifend angestrebt. Pragmatische Implementierungen und abgesteckte Anwendungsfälle helfen zunächst Nutzenpotenziale und Busi­ness Cases eines Digitalen Zwillings aufzuzeigen und somit Investitionen abzusichern. Mit der IDTA wird eine zentrale Anlaufstelle für Anwender und Experten geschaffen, um Erfahrungen auszutauschen und diese in Form von neuen Spezifikationen zugänglich zu machen. Die Verwaltungsschale schärft also bereits heute das gemeinsame Verständnis zum Digitalen Zwilling und ermöglicht eine zukunftssichere Implementierung in Produkte, Prozesse und Services.

    Bild: Wittenstein

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