Biogas-betriebene Kühlanlagen Lebensmittel kühlen mit Bio-Abfällen

Insbesondere in Länden der Dritten Welt ist Lebensmittelkühlung eine heikle Angelegenheit.

31.08.2017

Mit Biogas aus Abfällen kühlt eine neuartige Kälteanlage der Fraunhofer Umsicht Lebensmittel und trägt zu einer stabilen Kühlkette bei - insbesondere in Entwicklungsländern.

In Entwicklungs- und Schwellenländern verdirbt etwa ein Drittel aller erzeugten Lebensmittel, da es dort meist an Infrastrukturen für Transport, rechtzeitiger Verarbeitung oder Kühlung mangelt. Gleichzeitig stellt eine unzulängliche Abfallentsorgung in diesen Ländern ein hygienisches Problem dar und gefährdet die Gesundheit der Bewohner.

Deutsch-indische Kooperation gegen Lebensmittelkrise

Ein Beispiel für diese Situation ist das Hafengebiet der indischen Stadt Mumbai, wo es aufgrund einer unzureichenden Kälteversorgung zu einem erhöhten Ausschuss bei der Fischverarbeitung kommt. Nupur Technomy, ein indischer Kooperationspartner des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik Umsicht, wurde von Anwohnern und Betreibern der fischverarbeitenden Betriebe in Mumbai gebeten, eine Lösung für diese Situation zu finden.

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Fraunhofer Umsicht hat daraufhin ein technologisches Konzept entwickelt, das sowohl das Problem der Abfallentsorgung als auch das einer zuverlässigen Kälteversorgung von Lebensmitteln adressiert, indem biogene Abfälle wie Überschüsse aus der Fischverarbeitung oder der Landwirtschaft zur direkten Kälteerzeugung für die Lebensmittellagerung genutzt werden. Um marktübliche Kosten zu gewährleisten und den Marktzugang sicherzustellen, soll das gesamte System zur Biogas-angetriebenen Lebensmittelkühlung im Zielmarkt Indien hergestellt wie auch vertrieben werden.

Höhere Lebensmittelqualität durch effiziente Kühlung

Das übergeordnete Ziel des Projekts Biokälte ist die Einführung bioabfallbetriebener Lebensmittellager auf dem indischen Subkontinent. Diese sollen die Effizienz der Landwirtschaft verbessern, indem die Qualität der Lebensmittel erhöht, Ausschüsse verringert und die hygienische Belastung durch wilde Deponien von Bioabfällen vermieden werden.

Der technische Grundgedanke hinter einer Bio-Kälte-Anlage ist folgender: Durch Fermentation von biogenen Abfällen erzeugtes Biogas wird bereits jetzt in Entwicklungsländern zum Kochen und für die Beleuchtung verwendet. Mit Hilfe einer Absorptionskältemaschine kann dieses Gas auch für Kühlprozesse genutzt werden.

Aufbau der Biokälte-Anlage

Die von Fraunhofer Umsicht entwickelte Bio-Kälte-Anlage besteht aus den Hauptkomponenten Fermenter, Gasbrenner, Absorptionskältemaschine und Rückkühlwerk, die zusammen mit dem Lagerraum für die Lebensmittel in zwei mobilen 40 Fuß-Containern untergebracht sind. Dadurch lässt sich das System überall und auch ohne Verbindung zum Stromnetz nutzen , bei Bedarf kann es außerdem mit Solarpanelen und Wärme-Kopplungsanlagen kombiniert werden.

Die im Container enthaltene Anlage kann zwischen drei und fünf Tonnen biogene Abfälle pro Tag verarbeiten (abhängig von der Substratzusammensetzung des Abfalls). Die Überreste aus dem Fermentationsprozess lassen sich als Düngemittel weiterverwenden.

Bildergalerie

  • Kühlung der Fische und Meeresfrüchte im Fischerdorf bei Guhagar auf herkömmliche Weise.

    Kühlung der Fische und Meeresfrüchte im Fischerdorf bei Guhagar auf herkömmliche Weise.

    Bild: Fraunhofer Umsicht

  • Vortrag von Fraunhofer Umsicht über Biokälte-Anlagen im Fischerdorf bei Guhagar.

    Vortrag von Fraunhofer Umsicht über Biokälte-Anlagen im Fischerdorf bei Guhagar.

    Bild: Fraunhofer Umsicht

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