Kommentar von Rolf Aschhoff, SE Spezial-Electronic Den Kondensator in den Fokus nehmen

Rolf Aschhoff ist Vice President Sales and Marketing bei SE Spezial-Electronic.

Bild: SE Spezial-Electronic
21.10.2016

Obwohl passive Elektronikbauteile nicht als Innovationstreiber gelten, gibt es gerade bei Kondensatoren immer wieder überraschende Neuerungen. Diese betreffen neben dem Dielektrikum auch elektrische, konstruktive und klimatische Parameter. Daher sollten Entwickler genau prüfen, welcher Kondensator sich am besten für ihr Projekt eignet.

Mit der Leidener Flasche war bereits 1745 eine erste Bauform des Kondensators entstanden. Da die Elektrotechnik zu dieser Zeit jedoch noch ganz am Anfang stand, gab es zunächst keine wirklich nützlichen Anwendungen. Immerhin hat mit Hilfe der Leidener Flasche ein breites Publikum das Phänomen Elektrizität näher kennen gelernt.

Damals war es üblich, dass sich Menschenketten elektrischen Schlägen aus einer solchen Flasche aussetzten. Die dabei auftretenden unwillkürlichen Zuckungen dienten zwar vor allem der allgemeinen Erheiterung, sie lieferten den Beteiligten aber auch erste Erkenntnisse zu den Wirkungen der Elektrizität auf den menschlichen Körper.

Inzwischen hat sich das Bild drastisch gewandelt. Mit der Entwicklung von Elektrotechnik und Elektronik ist eine Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten für Kondensatoren entstanden. Sie glätten Spannungen, speichern Energie, kompensieren Phasen, unterdrücken Störungen, halten Spannungswerte, koppeln Signale und bilden gemeinsam mit Spulen Filter und Schwingkreise. Kondensatoren werden aktuell in nahezu jedem elektronischen Gerät und in vielen elektrischen Maschinen und Anlagen eingesetzt.

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten haben darüber hinaus zur Entwicklung diverser Kondensatorarten geführt. So gibt es mittlerweile neben Kondensatoren aus Keramik, Folien und Elektrolyten (Aluminium, Tantal) auch Polymer- und Superkondensatoren. Wir bei SE Spezial-Electronic haben eine umfassende Expertise zu Kondensatoren und ein umfangreiches Kondensatorportfolio aufgebaut. Die Liste der Lieferanten führt der Hersteller
Kemet an.

Von diesem Hersteller hat SE zum Beispiel keramische Kondensatoren (MLCCs) mit hoher Kapazität im Programm. Viele Industrieanwendungen erfordern Kondensatoren mit immer höheren Kapazitätswerten. Die Produkte der Serie „High CV MLCC“ erreichen eine Kapazität von 100 µF. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung sorgt Kemet dafür, dass MLCC-Versionen mit immer höheren Kapazitätswerten zur Verfügung stehen.

Auch Kondensatoren für Temperaturen bis zu 260 °C sind heutzutage zunehmend gefragt. Das gilt vor allem für keramische und Tantal-Kondensatoren. Diese Produkte unterstützen die Montagetechniken SMT und THT und eignen sich für Einsatzfälle mit extremen thermischen Beanspruchungen, zum Beispiel in der Erdölförderung, im Kfz oder in der Raumfahrt.

Und schließlich ist ein geringer ESR in nahezu jeder Kondensatoranwendung erwünscht. Der aktuelle Kemet Organic Capacitor (KO-CAP) ist ein Bauteil mit einer Tantal-Anode, einem Tantalpentoxid-Dielektrikum und einer Kathode aus einem leitfähigen organischen Polymer. Dieser Aufbau bewirkt einen sehr niedrigen ESR-Wert und verringert zusätzlich den Abfall der Kapazität bei hohen Frequenzen. Außerdem gibt es kein Risiko für eine Selbstentzündung, das man bei Tantal-Kondensatoren mit herkömmlicher Mangandioxid-Kathode nicht ganz ausschließen kann.

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