Flexible Leistungssteigerung mit AMR Eine Autonome Alternative

Die Möglichkeiten der AMR hängen entscheidend von der Umgebung ab, in der sie agieren, mehr Beweglichkeit und Leistung bringen sie fast überall.

Bild: iStock, ValleraTo
04.04.2023

Ob Personalmangel, hoher Kosten- und Leistungsdruck oder geringer Platz – auch unter ungünstigen Bedingungen lassen sich mithilfe autonomer mobiler Robotik (AMR) die Herausforderungen der Supply Chain bewältigen. Mithilfe einer individuellen AMR-Strategie und einer nahtlosen Integration in die Lagerverwaltungs- und Materialflusssysteme kann die Technologie auch in Europa so richtig in Fahrt kommen.

Mit AMR lassen sich in kurzer Zeit beachtliche Leistungssteigerungen erzielen. 200 bis 450 Picks pro Arbeitsplatz und Stunde sind bei Ware-zur-Person-Lösungen keine Ausnahme, sondern die Regel. Bei Person-zur-Ware lässt sich rund die Hälfte erreichen und auch damit deutlich mehr als mit konventionellen manuellen Methoden. Dabei reduzieren AMR nicht nur Laufwege und – speziell in Kombination mit Pick-by-Light oder Pick-by-Voice-Technologien – Suchzeiten der Mitarbeiter, sondern auch den Platzbedarf. Läger können grundsätzlich kompakter gebaut und stärker verdichtet werden. Auch für interne Transporte, in der Sortierung oder der Produktionslogistik kommen immer mehr autonome Geräte von einer Vielzahl von Anbietern zum Einsatz.

Robotics-as-a-Service (RaaS)

Wie bei anderen Entwicklungen der Lagertechnik der letzten Jahre auch, ist der E-Commerce ein wesentlicher Treiber der AMR, ein anderer der sich weiter verschärfende Personalmangel. Wenn Roboter die schweren Arbeiten im Lager übernehmen, können Mitarbeiter an attraktiveren Arbeitsplätzen eingesetzt und so an das Unternehmen gebunden werden. Vor allem bei kleineren und mittleren Volumina kann die Dynamik im Lager oder – bei größeren Anlagen die einzelner Lagerbereiche – deutlich schneller gesteigert werden als etwa mit dem Bau eines Shuttle-Lagers.

Projektlaufzeiten von wenigen Monaten sind möglich, hinzu kommt ein Maximum an Flexibilität. Denn AMR-Systeme sind per se leicht in beide Richtungen skalierbar und ermöglichen dadurch auch neue Finanzierungsmodelle. Das Weinhandelshaus Hawesko beispielsweise nutzt as-a-Service-Modelle für das Abfedern von saisonalen Spitzen. Dabei werden einzelne AMR bei Bedarf auf Monatsbasis dazu gemietet. Diese Verlagerung von CapEx zu OpEx verbessert die generell gute Rentabilität nochmals und wäre bei anderen Systemen in dieser Form nicht ohne Weiteres möglich.

Umdenken erforderlich

Die Hawesko-Gruppe und deren Logistiktochter Internationale Weinlogistik (IWL) sind ein langjähriger Kunde von Körber. Das Unternehmen erwartet starkes Wachstum im europäischen AMR-Markt. „Um die Potenziale voll ausschöpfen zu können, müssen alle Akteure – Lagerbetreiber, Planer und Technologie- und Finanzierungspartner – umdenken“, so Michael Brandl, Executive Vice President EMEA Operations Software bei Körber Supply Chain. So agiere Körber bei AMR-Projekten immer häufiger als Generalunternehmer, um verschiedene Technologien und Softwaresysteme in einer ganzheitlichen Lösung zusammenführen zu können. Dazu müsse immer das Gesamtsystem betrachtet werden. Unternehmensgröße, Lagerstrategie, Branche, Sortiment und zahlreiche andere Faktoren seien ausschlaggebend dafür, welche Technologie an welcher Stelle wirklich sinnvoll ist.

Der Einsatz von AMR in der Kommissionierung zum Beispiel hat Einfluss auf die gesamte Kette vom Warenein- zum Warenausgang, vom Regal bis zum Personal. Insellösungen sollten daher unbedingt vermieden werden. Zwar findet derjenige, der vom Roboter aus denkt, mit den verfügbaren out-of-the-Box-Systemen der meisten Hersteller grundsätzlich eine funktionierende Lösung für den Betrieb seiner Roboter. Von echter Integration kann dabei aber keine Rede sein, noch weniger von Individualisierung. Beides jedoch ist Voraussetzung für einen optimalen Prozess und ein positives Endkundenerlebnis. Wenn im Versand nicht schon ein Attribut wie „Geschenkverpackung“ die Technik an ihre Grenzen bringen soll, ist eine vollständige Integration in die Software-Umgebung nötig.

Die Möglichkeiten der AMR hängen entscheidend von der Umgebung ab, in der sie agieren. Bei der Ware-zur-Person-Kommissionierung erleichtern sie die manuellen Arbeiten, machen sie schneller, effizienter und produktiver. Aber auch die Kombination unterschiedlicher Robotertechnologien kann sinnvoll sein. Der Körber Layer Picker AMR beispielsweise führt ein Robotersystem zur vollautomatischen lagenweisen (De-)Palettierung mit der Flexibilität von AMR zusammen, indem die normalerweise starre Schienen- und Fördertechnik durch mobile Roboter ersetzt wird. Für solche Lösungen ist ein tiefes Technologieverständnis über die Grenzen von Hard- und Software und der unterschiedlichen Systeme notwendig, ebenso wie die Unabhängigkeit eines Systemintegrators und die Kompetenz eines Herstellers. Der Technologiepartner sollte daher mit Bedacht gewählt werden.

Neutral und interoperabel

Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Geräte und Hersteller von AMR fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Die Bandbreite ist groß und reicht vom Prototypenstatus bis zur bewährten Technik. Körber hat weltweit bereits mehrere tausend AMR von Anbietern wie Fetch, Locus oder Libiao und Geek+ in Lösungen mit einigen wenigen Robotern ebenso wie in großen AMR-Flotten von mehreren hundert Geräten implementiert. Dabei wird Wert auf offene Standards und durchgängige Schnittstellenintegration gelegt, um eine herstellerneutrale, kundenspezifische Umgebung für die für den jeweiligen Anwendungsfall geeigneten und ausgereiften Technologie zu schaffen.

Durch die Integration in das Körber WMS kann dessen Flexibilität für die Individualisierung auf der Steuerungsebene genutzt werden. Lagerstrategien, Attribute u.ä. können übertragen werden, eine Anbindung an überlagerte Softwaresysteme ist nahtlos möglich. Ziel sollte immer eine durchgängige Kette vom ERP bis zum autonomen System auf dem Shopfloor sein. Das Ergebnis sind eine höhere Produktivität und eine bessere Konnektivität mit durchgängiger Transparenz auch in Spitzenzeiten. Beim ungarischen 3PL-Startup Boxy konnte nach diesem Konzept ein logistisches Ökosystem geschaffen werden, das sich durch ein integriertes Zusammenspiel des K.Motion WMS, dem K.Motion UCS (Unified Control System) und einer Vielzahl automatischer Komponenten von Geek+ und Libiao auszeichnet. Körbers UCS orchestriert die gesamte AMR-Lösung und die nachgelagerten Pick-to-Light / Pick-by-Light Systeme, mit der die Produktivität gegenüber dem manuellen Picking um 233 Prozent auf 380 Picks bei der aktuellen Auftragsstruktur pro Station und Stunde gesteigert werden konnte.

Angesichts dieser Zahlen sollten sich AMR-Einführungen womöglich noch rasanter entwickeln, als von Körber erwartet. Körber selbst hat sich in den drei Hauptmärkten Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik als einer der führenden Anbieter für maßgeschneiderte AMR-Architekturen positioniert. Durch die vertikale und horizontale Integrationsfähigkeit seiner Robotik-Lösungen und die weltweiten Partnerschaften mit den Herstellern können AMR bedarfsgerecht und skalierbar auf Lagersysteme nahezu jeder Art übertragen werden. Für Michael Brandl aber liegt ein weiteres Geheimnis des Erfolgs jenseits der Technik: „Unsere Aufgabe endet nicht mit der Inbetriebnahme. Wir kümmern uns auch um das Change Management und die Schulung des Personals. Denn die Akzeptanz der Mitarbeiter ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration der autonomen Roboter in die Arbeitsprozesse.“ Werde das Personal nicht mitgenommen, könne es im Alltag haken. Wenn alles gut laufe, so Brandl, hätten die Roboter schon bald nach dem Go-live einen Spitznamen.

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  • Wenn Roboter die schweren Arbeiten im Lager übernehmen, können Mitarbeiter an attraktiveren Arbeitsplätzen eingesetzt und so an das Unternehmen gebunden werden.

    Wenn Roboter die schweren Arbeiten im Lager übernehmen, können Mitarbeiter an attraktiveren Arbeitsplätzen eingesetzt und so an das Unternehmen gebunden werden.

    Bild: Körber

  • Körbers K.Motion Warehouse Management System lässt sich auf  die individuellen Anforderung von Unternehmen zuschneiden. Es bietet eine vollständige HTML5-Nutzerschnittstelle, sodass der Zugriff über jeden Webbrowser auf jedem Gerät möglich ist.

    Körbers K.Motion Warehouse Management System lässt sich auf die individuellen Anforderung von Unternehmen zuschneiden. Es bietet eine vollständige HTML5-Nutzerschnittstelle, sodass der Zugriff über jeden Webbrowser auf jedem Gerät möglich ist.

    Bild: Körber

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