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„Endlich von IO-Link richtig profitieren“ Interview mit Dr. Thomas Sebastiany über ganzheitliche Kommunikationslösungen

Pepperl+Fuchs SE

Coverinterview mit Dr. Thomas Sebastiany, Leiter Geschäftsfeld Systeme bei Pepperl+Fuchs.

Bild: Pepperl+Fuchs
30.05.2019

Geht es um Sensoren, führt der Weg oft automatisch zu Pepperl+Fuchs. Doch nur Sensoren reichen Kunden zunehmend nicht mehr aus, sie wollen ganzheitliche Kommunikationslösungen aus einer Hand. Darum setzt der Hersteller voll auf IO-Link und verstärkt seine Kommunikationslösungen durch die Übernahme der Geschäftstätigkeit des Industrial Ethernet Pioniers Comtrol. Welche Mehrwerte sich daraus ergeben und wie Pepperl+Fuchs seine Kunden über IO-Link hinaus unterstützt, erklärt Dr. Thomas Sebastiany, Leiter Geschäftsfeld Systeme, im Gespräch mit A&D.

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Warum sehen Sie IO-Link als die ideale Basis für die Kommunikation mit intelligenter Sensorik in Industrie-4.0-Szenarien?

Das fängt schon bei einem ganz wesentlichen Punkt an: IO-Link hat als einziges System alle wichtigen Sensorhersteller hinter sich. Als weltweit standardisierte Technologie ermöglicht IO-Link dabei eine durchgängige und vor allem bidirektionale Kommunikation zwischen der Steuerungsebene und der untersten Sensor-/Aktorebene. Mit dieser zukunftsfähigen Schnittstelle können Anwender die Sensoren im laufenden Betrieb ganz einfach parametrieren, umfangreiche Diagnosen durchführen und mehr als nur die reinen Prozessdaten auslesen. Außerdem lassen sich die Datenpakete von IO-Link sehr gut über Industrial Ethernet weitertransportieren, so dass wir eine durchgängige Kommunikation möglich machen – wenn Sie wollen, bis hoch in die Cloud. Und letztendlich – das ist für Kunden auch ein entscheidendes Argument – können Sie mit IO-Link auf allen Ebenen nachhaltig Kosten senken.

Dennoch stößt IO-Link beim Anwender oft noch nicht auf die erwartete Akzeptanz. Was sind die Gründe und ändert sich das gerade?

Sensoren mit IO-Link wurden in den letzten Jahren von vielen Herstellern ohne Ende auf den Markt geworfen und mit „Cloud-ready“ tituliert – der Anwender wurde dann aber mit der Technologie alleine gelassen. Welche Vorteile hat er wirklich und vor allem wie kann er sie einfach nutzen? Deshalb schreckten viele vor der Investition in die Technologie zurück; was sich derzeit allerdings gerade stark ändert. Wir bei Pepperl+Fuchs haben uns deshalb von Anfang an darauf fokussiert, unseren Kunden auch die notwendige Infrastruktur und Software-Tools zur Verfügung zu stellen, damit die Mehrwerte von IO-Link sofort greifbar sind. Dadurch sehen die Anwender auch den Nutzen von intelligenter Sensorik, die eben mehr kann als beispielsweise nur einen Abstand auslesen, sondern auch den Verschmutzungsgrad des Sensors ausgibt und so sehr einfach eine vorausschauende Wartung möglich wird.

Aber nicht alles kann jetzt mit IO-Link auf Sensorebene realisiert werden?

Das stimmt, aber das meiste! Und für Fälle wie lange Förderstrecken oder Verbindung mehrerer Maschinen, wo IO-Link als Punkt-zu-Punkt-Verbindung weniger geeignet ist, stellt ASi die perfekte Ergänzung dar. Genau deshalb haben wir neben IO-Link schon sehr lange auch ein umfangreiches und bewährtes Produktportfolio rund um das AS-Interface. Dieses Bussystem ist extrem simpel in der Verwendung und ideal, um einfache binäre Sensoren und Aktuatoren per Durchdringungstechnik an das ASi-Kabel anzuschließen. Aus meiner Sicht ergänzen sich IO-Link und AS-Interface ideal.

Jetzt bietet Pepperl+Fuchs bereits eine große Bandbreite von Lösungen für die industrielle Kommunikation an. Warum wurde nun Comtrol – die jetzt P+F-Comtrol heißen – übernommen?

Vor allem wenn es um Ethernet-basierte Kommunikation geht, wollen wir uns noch umfänglicher aufstellen. Darum ergänzen die Lösungen von P+F-Comtrol, einem Pionier im Bereich Industrial Ethernet, unser bisheriges Lösungsportfolio ideal. P+F-Comtrol hat sehr intelligente Lösungen rund um IO-Link-Master, Gateways und Switches. Durch diese Kommunikationslösungen und dem Know-how der Mannschaft von P+F-Comtrol können wir unsere Kunden jetzt noch besser auf jede Anforderung individuell zugeschnittene industrielle Netzwerke anbieten. Hinzu kommt, dass P+F-Comtrol ein Spezialist für das Handling von Daten aller Art ist; wir haben jetzt mit Ihnen die perfekten Dolmetscher zwischen den Netzwerkwelten. P+F-Comtrol hilft uns, alle Sensordaten an den Rand des Produktionsnetzwerkes zu bekommen, der sogenannten Edge. Von hier aus steht dann der Kommunikation mit der IT- und Cloud-Ebene nichts mehr im Wege.

Auf der anderen Seite macht es aber doch auch Sinn, die von intelligenten IO-Link-Sensoren gewonnen Daten gleich vor Ort zu verarbeiten?

Hier gebe ich Ihnen absolut recht, nur ist die Akzeptanz beim Kunden für diese dezentralen Ansätze noch sehr unterschiedlich – nicht, weil sie nicht wollen, aber oft kann die vorhandene übergeordnete Automatisierungsebene diese dezentralen Intelligenzen nicht managen. Dennoch führt der Weg in flexiblen und modularen Produktionen zunehmend in diese Richtung. Deshalb setzen wir in Zukunft in unseren IO-Link Mastern, ASi-Gateways und Feldbusmodulen auch auf die Möglichkeiten, lokale Operationen und einzelne Automatisierungsaufgaben autark im Modul durchzuführen. Das entlastet nicht nur die zentrale Steuerung, weitere Vorteile zeigen sich zum Beispiel in Förderanlagen: Dort werden Teile nach korrekter Position oder Größe geprüft, sortiert und Ausschüsse gegebenenfalls mithilfe einer Druckluftregelanlage aussortiert. Bei solch extrem schnellen Prozessen muss die Qualitätssicherung innerhalb von Millisekunden geschehen. Mit den Ethernet-IO-Modulen laufen diese Programme autark im Modul ab, unnötige Abhängigkeiten mit anderen Prozessen werden gekappt und kostbare Zeit eingespart.

Jetzt eignet sich IO-Link sehr gut, Sensordaten über eine durchgehende Kommunikation in die höheren Ebenen zu transportieren. Doch was mache ich, wenn aus Security-Gründen keine Verbindung mit der IT- oder Cloud-Ebene gewünscht ist? Ist dann IO-Link die falsche Wahl?

Nein, denn auch in abgeschotteten Produktionsumgebungen profitieren Sie von den Vorteilen von IO-Link, denken Sie nur an die einfache Parametrierung und Diagnosemöglichkeiten – da benötigen Sie ja keine Cloud. Aber wollen Sie dennoch wissen, wie bestimmte Prozesse laufen, so können Sie an jeden IO-Link-Sensor unsere SmartBridge einklinken. So werden absolut sicher und ohne jeglichen Eingriff in die laufende Prozesskette die Sensordaten sowie die ebenso wertvollen Parameter- und Zustandsdaten direkt via Bluetooth auf ein Smartphone oder Tablet übertragen. Hier kann dann autark und gegebenenfalls mithilfe von Cloud-Services die Analyse erfolgen.

Sind gerade diese vollumfänglichen Kommunikationslösungen rund um IO-Link, ASi und Industrial Ethernet der große Mehrwert von Pepperl+Fuchs im Wettbewerbsumfeld?

Die Besonderheit von Pepperl+Fuchs liegt in der Kombination aus 70 Jahren Know-how bei Sensoren und dem umfassenden Lösungsangebot moderner industrieller Kommunikationstechnik. Wir lassen unsere Kunden eben nicht mit dem Sensor alleine, sondern bieten ihm die für seine Automatisierungsumgebung passende Kommunikationstechnik gleich mit an. Und hier können wir von IO-Link und AS-Interface über Profinet, EtherCAT, Ethernet/IP bis hin zu OPC-UA alles bieten. Unser Kunde kann das gleiche Sensorprinzip über verschiedene Kommunikationswege an seiner Wahlsteuerung nutzen. Außerdem helfen wir bei Bedarf über unsere Tochter Neoception dem Kunden auch dabei, Mehrwerte aus seinen Produktionsdaten zu generieren.

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