Die Ananas ist heute aus unseren Supermärkten nicht mehr wegzudenken. Das ganze Jahr über können wir die exotische Frucht genießen. Aber kaum jemand macht sich beim Kauf Gedanken, welchen langen Weg sie von der Plantage in Südamerika, Thailand oder Hawaii bis zum Supermarktregal in Deutschland zurückgelegt hat - und warum sie trotzdem immer noch so frisch ist.
Das Geheimnis liegt in einer effizienten Logistik sowie richtiger Lagerung und Transport. Nordfrost, Dienstleister für Lebensmittellogistik, betreibt in ganz Deutschland Kühlhäuser und kennt die Anforderungen an die Lebensmittelkühlung. Eines seiner 40 Kühlhäuser befindet sich im Jade-Weser-Port, Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Auf 23.000 Quadratmetern werden dort frische Waren wie Obst und Gemüse, Wurst- und Molkereiprodukte sowie allgemeines Frachtgut umgeschlagen, zwischengelagert und versendet. Für das Obst und Gemüse stehen Frischekammern bereit, in denen das für jede Warenart ideale Klima für die Lagerung herrscht. Dabei spielt nicht nur die exakte Temperaturführung zwischen einem und 14 °C eine Rolle, sondern auch die Höhe der Luftfeuchtigkeit und die kontrollierte Frischluftzufuhr.
Blockheizkraftwerke liefern Energie
Um die Energie für das neue Seehafen-Terminal zu erzeugen, setzt Nordfrost auf zwei erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) von MTU Onsite Energy mit einem 12-Zylinder- und einem 20-Zylinder-Motor der Baureihe 4000. Zusammen verfügen sie über eine elektrische Leistung von rund 3,1 MW und eine thermische Leistung von etwa 3,5 MW. Der Gesamtwirkungsgrad liegt bei über 87 Prozent. Der Standort versorgt sich damit komplett selbst. Die BHKWs liefern Strom für Verbraucher wie Beleuchtung, Hallentore, Büros oder EDV. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Abwärme der BHKWs nutzt man im Winter zum Heizen, vor allem aber wird aus dieser mit Hilfe von Absorptionskältemaschinen die notwendige Kälte für die Kühlung der Hallen erzeugt.
Ammoniak als Kältemittel
Diese Kältemaschinen arbeiten in einem geschlossenen Kreislauf mit zwei Stoffen: einem Kältemittel, in diesem Fall Ammoniak, und Wasser als Lösungsmittel. Das Lösungsmittel kann Kältemitteldampf aufnehmen, also absorbieren. Mit ihrer Abwärme liefern die BHKWs die nötige Antriebskraft, damit die Absorptionskältemaschinen mittels eines chemischen Prozesses Kälte erzeugen können.
Im Einzelnen besteht der Kreislauf aus vier Schritten: Im ersten Schritt werden Wasser und Ammoniak im Desorber durch Erhitzung voneinander getrennt. Die BHKWs liefern die dazu nötige Wärme von 100°C. Aufgrund seiner geringen Siedetemperatur von -33,7°C verdampft das Ammoniak zunächst und wird dann in der Dampfphase in den Verflüssiger weitergeleitet, wo es im zweiten Schritt wieder abgekühlt und verflüssigt wird. Von dort aus gelangt das Ammoniak in den Verdampfer.
Und genau hier wird in einem dritten Schritt die Kälte erzeugt. Denn das Ammoniak verdampft nur unter Einsatz von Wärmeenergie. Die für diesen Vorgang nötige Wärme von -2 °C liefert das Gebäudekaltwasser, das aus den Rohrschlangen entzogen wird. Durch den Verdampfungsvorgang kühlt dieses Kaltwasser auf -7 °C ab und kann dann wieder zum Klimatisieren der Kühlräume verwendet werden. Der Ammoniakdampf wird anschließend in den Absorber weitergeleitet, wo ihn im vierten Schritt wieder Wasser absorbiert. Von dort aus gelangt die Ammoniak-Wasser-Lösung zurück in den Desorber, und der Kreislauf beginnt erneut.
Nach diesem Prinzip der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung kühlt Nordfrost an insgesamt sechs deutschen Standorten Lebensmittel für deutsche Supermärkte - damit wir immer frische Ananas kaufen können.