Chinas gewaltiger Stromhunger wächst: Seit 2010 ist der Stromverbrauch im Reich der Mitte um 41 Prozent gestiegen - von 4200 auf 5920 Terawattstunden. Somit verbraucht China das Zehnfache des Stroms, den Deutschland produziert. Das Bruttoinlandsprodukt ist im gleichen Zeitraum jedoch um beinahe 90 Prozent gestiegen. Infolgedessen hat sich die Energieeffizienz der chinesischen Wirtschaft um 17 Prozent verbessert. Das besagt der Bericht Energy Transition in the Power Sector in China: State of Affairs in 2016, den Agora Energiewende gemeinsam mit dem China National Renewable Energy Centre (CNREC) vorgelegt hat.
China setzt verstärkt auf Erneuerbare
In China übernehmen laut Bericht Erneuerbare Energien einen größeren Anteil an der Stromproduktion: 2016 lieferten regenerative Quellen 25 Prozent des Stroms, das entspricht einem Anstieg um 8 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2010. Gleichzeitig ist in diesem Zeitraum der Kohle-Anteil am Energiemix um 11 Prozent gesunken. Damit liegt dsr Kohle-Anteil im Strommix nun bei 65 Prozent.
Wind und Solar auf dem Vormarsch
Im Bereich der Erneuerbaren Energien haben sich Wind und Photovoltaik in China als weitere Quellen etabliert - neben der Wasserkraft, die mit einer Produktion von 1181 Terwattstunden immer noch die stärkste Säule bei den Erneuerbaren Energien bleibt. Windstrom trug im Jahr 2016 zu 241 Terawattstunden zum chinesischen Verbrauch bei, bei Solarstrom sind es 66 Terawattstunden.
Bei der Photovoltaik hat ein Großteil des Wachstums in den vergangenen drei Jahren stattgefunden, alleine 2016 wurden Anlagen mit einer Leistung von 34 Gigawatt installiert – annähernd so viel wie in Deutschland insgesamt in Betrieb sind. In Sachen PV zeigt sich China auch besonders kreativ, so machte das Land mit dem ersten Solarark der Welt in Panda-Form kürzlich Schlagzeilen.
Bis 2020 soll sich die Stromproduktion sowohl aus Wind als auch aus Photovoltaik nochmals ungefähr verdoppeln - das hat sich China im aktuellen Fünf-Jahres-Plan vorgenommen.
China schleicht sich aus der Kohle
Infolge der Erneuerbaren-Wachstums sind die Betriebsstunden der Kohlekraftwerke seit 2010 um etwa 20 Prozent zurückgegangen. In diesem Zusammenhang stagnieren die CO2-Emissionen des Landes seit 2013. Dieser Trend könnte von Dauer sein, denn: Bis 2020 sollen Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 20 Gigawatt stillgelegt werden. Die verbliebenen Kohlekraftwerken werden dann strengeren Vorgaben in punkto Energieeffizienz unterliegen.
„China ist zwar weiterhin der weltgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen, es stimmt allerdings hoffnungsvoll, dass die Bedeutung der Kohleverstromung bereits abgenommen hat und das weitere Verschärfungen hier geplant sind“, sagt Markus Steigenberger, der das internationale Programm bei Agora Energiewende leitet. „Wir beobachten zudem, dass China inzwischen einer der wichtigsten Investoren in Windkraft und Photovoltaikanlagen ist. Und das Land unternimmt große Anstrengungen, um die Erneuerbaren Energien immer besser ins Stromsystem zu integrieren. Damit besteht die Chance, dass China ähnlich wie Deutschland zum Rollenmodell für andere Nationen wird, die in der Vergangenheit ebenfalls stark auf fossile Energien gesetzt haben.