Siemens enthüllt die erste Straße Großbritanniens, die vollständig für das Laden von Elektrofahrzeugen umgerüstet wurde. In einem Projekt mit Ubitricity und dem Westminster City Council wurden in der Sutherland Avenue 24 Straßenlaternen unter Nutzung der vorhandenen städtischen Infrastruktur in Ladestationen umgewandelt. Demnächst sollen zwei benachbarte Straßen hinzukommen.
Die Technologie, die in den umgerüsteten Straßenlaternen eingesetzt wird, soll Elektroautos über Nacht eine Reichweite von circa 200 bis 300 km liefern, abhängig von dem Batterieladesystem im Fahrzeug. Hybridfahrzeuge sind laut Siemens oft schon nach zwei bis drei Stunden voll aufgeladen.
„Das Laden von Elektroautos per Straßenlaterne ist für Autobesitzer ohne eigene Einfahrt eine praktische, kostengünstige, regenerative und energiefreundliche Lösung“, erklärt Daniel Bentham, Managing Director bei Ubitricity UK. „Autos sind zu 95 Prozent ungenutzt. Es ist also nur sinnvoll, sie zu laden, während der Fahrer etwas anderes tut, zum Beispiel schlafen oder arbeiten.“
Die Technologie sei außerdem auf niedrige Installations- und Wartungskosten ausgelegt. Das hält die Kosten für Besitzer von Elektroautos und Kommunen gering.
Einstellung gegenüber E-Autos wandelt sich
Die Electric Avenue zeigt, wie sich die Einstellung gegenüber Elektrofahrzeugen in der britischen Hauptstadt wandelt. Umfragen zufolge ist für 80 Prozent aller Autofahrer die Verbesserung der Luftqualität in der Londoner Stadtmitte „sehr wichtig“; 83 Prozent machen sich heute mehr Gedanken über ihren CO2-Fußabdruck als vor fünf Jahren. Im Stadtteil Westminster ist die Anzahl von E-Fahrzeugen, die dort geladen werden, im Jahr 2019 um 40 Prozent gestiegen.
Laut Untersuchungen von Siemens planen außerdem mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller britischen Autofahrer den Kauf eines Hybrid- oder Elektroautos als nächstes Fahrzeug. Zwei von fünf Befragten (40 Prozent) wären schon früher umgestiegen, wenn es ausreichend Lademöglichkeiten gäbe. Damit ist dies der wichtigste Faktor, der Autofahrer am Kauf eines Hybrid- oder Elektroautos hindert.
Autofahrer meinen zudem, es gäbe in London zurzeit nur 100 bis 200 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. Das entspricht nach Angaben von Siemens aber nur zehn Prozent der von Siemens durchgeführten Installationen. Und durch die Umrüstung der Sutherland Avenue entsteht nun ein neues, einfaches und schnelles Netzwerk zum Laden der voraussichtlich 8.000 Elektrofahrzeuge, die bis 2025 im Bezirk Westminster zugelassen sein sollen.
Luftverschmutzung in London reduzieren
Westminster City Council hat heute mehr öffentliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge als jede andere Kommune in Großbritannien: insgesamt 296 in Ladestationen umgewandelte Straßenlaternen, davon 24 in der Electric Avenue. Innerhalb des nächsten Jahres soll es in Westminster 1.000 Ladepunkte geben, da in diesem Stadtbezirk doppelt so viele Elektrofahrzeuge wie in anderen innerstädtischen Bezirken registriert sind – und die meisten im Großraum London.
„Wir alle wissen, dass die Luftverschmutzung in London zur Hälfte auf den Straßenverkehr zurückzuführen ist“, sagt Cedrik Neike, Mitglied des Siemens-Vorstands und CEO von Siemens Smart Infrastructure. Westminster sei dabei ein besonders stark befahrener Bezirk. „Wir können die Problematik der Luftqualität zwar nicht über Nacht lösen, aber die ‚Electric Avenue, W9‘ zeigt auf beeindruckende Weise, was wir mit der Nutzung vorhandener städtischer Infrastruktur erreichen können. Sie verdeutlicht, wie Wohnstraßen schon in naher Zukunft aussehen werden.“
So sieht es auch Andrew Smith, der im Stadtrat von Westminster für Umwelt und Verkehrswege zuständig ist. „In einer Stadt, in der die Luftverschmutzung höher ist als in den meisten anderen Orten Großbritanniens, müssen wir alles tun, um den Umstieg auf grüne Technologien zu fördern“, sagt er. „Wir möchten unseren Bürgern dort die Infrastruktur bereitstellen, die für die Umstellung auf saubereren und grüneren Transport nötig ist.“