Interview „Fünf Prozent günstiger pro Jahr“

15.09.2014

Batteriespeicher werden immer größer und preisgünstiger, doch der Markt dafür ist erst im Entstehen. Über den Stand und die Zukunft sprach Energy 2.0 mit Jan Teichmann, Head of Active Power Systems von Siemens in Erlangen.

Energy 2.0: Herr Teichmann, wer schafft sich heute Batteriespeicher in dieser Größe an?

Jan Teichmann: Es gibt vor allem zwei Kundengruppen: Insbesondere Energieversorger interessieren sich für Batteriespeicher zur Netzstabilisierung – auch in Deutschland, trotz der hohen Verfügbarkeit des Netzes. Da geht es um die Folgen der Energiewende, wobei wir da große regionale Unterschiede sehen.

Und die andere Kundengruppe?

Das sind potenziell Industriekunden, die allerdings oft den Nutzen von Stromspeichern noch nicht erkannt haben. Typische Anwendungsfälle sind da stark schwankende Lasten, die dazu führen, dass beispielsweise Dieselgeneratoren nicht mit höchster Effizienz laufen können. Ein Stromspeicher, der parallel zum Diesel­generator läuft, gleicht diese Schwankungen aus und sorgt so dafür, dass der Dieselgenerator immer im optimalen Betriebspunkt läuft. Solche Anwendungsfälle gibt es auch in Deutschland.

Ist der Strom dafür in Deutschland nicht zu billig, damit sich das rentiert?

Je höher die Stromkosten sind, desto besser natürlich der Business Case. Wir versuchen die Industrie zu überzeugen, zum Beispiel Unternehmen der Öl- und Gas-Förderung oder Veranstalter von großen Sport-Events.

Wie international ist Ihr Geschäft?

Der deutsche Anteil liegt etwa bei 30 Prozent, aber das Geschäft wächst überall. Der Business Case stellt sich vor allem in Ländern mit schwachen Netzen, großen Entfernungen und hohen Stromkosten gut dar. Als „Startup“ innerhalb der Siemens AG hatte die Active Power Systems bisher noch den Fokus auf Europa, aber inzwischen expandieren wir weltweit. Wir haben beispielsweise in Chile ein Angebot laufen und sehen auch Austra­lien, die Philippinen und Indien als attraktive Märkte.

Und wie sieht der Markt in Europa aus?

In Europa ist vor allem Italien aktiv, auch wenn jetzt andere südeuropäische Länder verstärkt nachfragen. Italien ist ein sehr langgestrecktes Land, in dessen Netz sehr viele Stichleitungen verlaufen. Mit wachsenden Solareinspeisungen entstehen da Probleme, weil es im Netz wenige Möglichkeiten für einen regionalen Ausgleich gibt.

Wie schätzen Sie die Kostenentwicklung bei Batterien ein?

Elektromobilität wird der Treiber für fallende Speicherpreise sein. Die statio­nären Anwendungen allein können das nicht bewirken. Wir gehen von – konservativ geschätzt – fünf Prozent günstigeren Preisen pro Jahr bei Batterien aus.

Noch geht es bei stationären Speichern dieser Größe um geringe Stückzahlen. Sind Sie eine Manufaktur, die jede Lösung individuell herstellt?

Nein. Natürlich ist jede Lösung kundenspezifisch, aber wir könnten als Manufaktur nicht profitabel sein. Deshalb haben wir uns eine Art Baukasten geschaffen, der auf Standardkomponenten aufbaut. Sie bestehen aus Umrichterschränken, die für jedes Projekt gleich aussehen, es gibt die Netzverbindungsschränke, und die Steuerschränke, in denen die Intelligenz sitzt, und die Batterieschränke.

Warum setzen Sie bei den Batterien auf Lithium-Ionen-Technologie?

Natrium-Schwefel-Batterien sind nicht in der Lage, so schnell zu reagieren. Siemens arbeitet auf speziellen Anwendungsfeldern, wo es beispielsweise um den Tag-/Nachtausgleich geht, auch mit Natrium-Schwefel. Aber bei Regelenergie geht es ja um Minuten, da sind Lithium-Ionen-Batterien ideal. Wirtschaftlich am aussichtsreichsten sind meist Projekte, bei denen die Speicherdauer unter einer halben Stunde liegt.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0.

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