Informations- und Kommunikationstechnologie Fraunhofer-Institut erhält Förderung vom BMBF

Hochfrequenzverstärker auf Basis von Aluminium-Scandium-Nitrid haben das Potenzial, die Leistungsdichte und Effizienz von Hochfrequenzverstärkern in 5G-Basisstationen zu verbessern.

Bild: Fraunhofer IAF
31.08.2021

Das Fraunhofer-Institut hat in Kooperation mit der Universität Freibug den zweiten Platz bei einem vom BMBF geförderten Innovationspreis gewonnen. Das Ziel der Zusammenarbeit ist eine Halbleitertechnologie zu einer energiesparenden Mobilfunkbasisstationen.

Mit dem Ziel, innovative Lösungsansätze für energiesparsame Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu befördern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im vergangenen Jahr den Innovationswettbewerb „Elektronik für energiesparsame IKT“ im Rahmen seiner Green ICT Initiative ausgerufen.

Das Fraunhofer IAF konnte sich gemeinsam mit seinen Partnern Fraunhofer IIS und der Universität Freiburg/INATECH mit ihrem Vorhaben für energiesparsame Mobilfunkbasisstationen gegen zehn hochkarätige Forschungsteams durchsetzen und den zweiten Platz belegen. Damit erhält das Verbundprojekt „EdgeLimit“ zur Durchführung exklusive Förderung durch das BMBF.

Anja Karliczek, Bundesforschungsministerin, sagt: „Der Ressourcenverbrauch der fortschreitenden Digitalisierung nimmt immer größere Dimensionen an. Wir müssen durch Forschung und Entwicklung dafür sorgen, dass die Digitalisierung beim Kampf gegen den Klimawandel ein Teil der Lösung wird und nicht ein Teil des Problems.“

Das trifft insbesondere auf Informations- und Kommunikationstechnologien zu, die künftig deutlich energiesparsamer werden müssen. Dazu bedarf es neuer Leittechnologien und einem Umdenken hin zu bedarfsgerechter Leistungsanforderung an IKT. Genau hier setzen das Fraunhofer IAF und seine Partner mit ihrem Projekt „EdgeLimit“ an.

Das Projektkonsortium erforscht im prämierten Vorprojekt „EdgeLimit – Grenzbetrachtung der Leistungselektronik in modernen Edge-Cloud Systemen“ innovative Halbleitertechnologien und Ansätze, unter anderem für energieeffizientere Mobilfunkantennensysteme. Neue Mobilfunksysteme erreichen enorme Steigerungen der Datenraten, jedoch müssen mindestens im gleichen Maße die Energieaufnahmen der Systeme gesenkt werden.

Das Vorhaben „EdgeLimit“ legt ein Konzept zum Einsatz neuartiger Leistungshalbleiter für Hochfrequenzverstärker in 5G-Basisstationen im neuen mm-Wellen Frequenzbereich bei 26-34 GHz auf Basis von Aluminium-Scandium-Nitrid (AlScN) vor. Dabei überzeugt das Projektvorhaben nicht nur mit einem enormen Einsparpotenzial für Energieverbrauch und CO2-Emissionen, sondern auch mit einer außerordentlichen Innovationshöhe im Bereich der Hochfrequenzelektronik mit großer Hebelwirkung für die Mikroelektronik in Deutschland.

Halbleitertechnologie für effizientere Antennenverstärker

Moderne vernetzte IKT-Systeme besitzen neben den zentralen Datenverarbeitungs-Infrastrukturen zunehmend Kapazitäten zur Sammlung und Verarbeitung von Informationen am Rand des Netzwerks sowie Systeme für den Datentransfer zwischen Cloud und Edge.

„Hier setzen wir mit unserem Projekt „EdgeLimit“ an. Unser Ziel ist es, ein komplettes Antennensystem, einen sogenannten Remote Radio Head, zu realisieren, der eine energieeffizientere Übertragung im Millimeterwellenbereich von 5G ermöglicht und dabei die Verluste halbiert“, erklärt der Projektkoordinator Prof. Dr. Rüdiger Quay, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF und Professor für Energieeffiziente Hochfrequenzelektronik.

„Konkret arbeiten wir zum Beispiel an intelligenten Edge-Lösungen, die den Energieverbrauch bereits beim Entwurf mitdenken und auf ein Minimum reduzieren“, erläutert Prof. Dr. Albert Heuberger, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen. Mit der Energiebetrachtung der Radio-Units (massive MIMO-Antennen) im 5G-Testbed-Industrie-4.0 des Fraunhofer IIS können energieeffiziente, verteilte, sichere Edge-Cloud-Systeme aufgebaut und getestet werden.

Die Projektpartner setzen bei der Entwicklung wegweisender Hochfrequenzkomponenten auf den Einsatz des neuartigen Leistungshalbleiters AlScN. „Die von uns verfolgte Halbleitertechnologie, mit der wir am IAF bereits viel Erfahrung sammeln konnten, hat das Potenzial, die Leistungseffizienz in integrierten Schaltungen (MMICs) durch besser Anpassung, höhere Verstärkung und höhere Leistungsdichte grundsätzlich zu erhöhen“, erklärt Quay.

AlScN erlaubt durch seine hohe Stromtragfähigkeit gegenüber etablierten Halbleitern wie Silizium, GaAs und AlGaN/GaN deutliche Vorteile. Basierend auf diesem Material strebt »EdgeLimit« mindestens eine Verdopplung der Leistungseffizienz auf Verstärkerebene bei neuen Mobilfunkfrequenzen und eine Halbierung der Verluste in Leistungswandlern an.

Intelligente und bedarfsgerechte IKT

Mit energieeffizienterer Elektronik alleine lässt sich dem exponentiell steigenden Energieverbrauch der IKT nicht begegnen. Der Horizont der physikalischen Energieeffizienz ist näher als der des realisierbaren Datendurchsatzes, der schneller wächst und dadurch einen Rebound-Effekt befördert. Eine Lösung bietet intelligentes und adaptives Management von Mobilfunksystemen, das für einen bedarfsgerechten Energieeinsatz sorgt und dadurch ein enormes Energiesparpotenzial besitzt.

Um eine intelligente IKT zu ermöglichen, werden innovative Leistungselektronikarchitekturen benötigt, die ein bedarfsbestimmtes Ein- und Ausschalten der Elektronik ermöglichen, ohne dabei die Latenz der Datenübertragungen zu beeinträchtigen.

„Auf Netzebene sollen durch eine intelligente Vernetzung von Sendemodulen und Antennen mit bedarfsgerechter Steuerung große Mengen an Energie eingespart werden, zum Beispiel in Fabriknetzen wie die neue Bosch-Halbleiter-Fab in Dresden oder bei schneller Videoübertragung ins Auto“, verdeutlicht Quay.

„Dafür entwickeln wir in „EdgeLimit“ die passende Hochfrequenzelektronik, die in der Lage ist, an ein intelligentes Netzmanagement angeschlossen zu werden. Denn eines ist unerlässlich: Bei der Weiterentwicklung von IKT müssen wir der Ressourceneffizienz mindestens denselben Stellenwert einräumen wie der Leistungssteigerung. Nur so lassen sich CO2-Emissionen bei voranschreitender Digitalisierung reduzieren.“

Über das Projekt „EdgeLimit“

Das Verbundprojekt „EdgeLimit - Grenzbetrachtung der Leistungselektronik in modernen Edge-Cloud Systemen“ will auf Basis von Aluminium-Scandium-Nitrid (AlScN) die Leistungsdichte und Effizienz von Hochfrequenzverstärkern in 5G-Basisstationen deutlich verbessern und damit nachhaltig zu einer ressourcenschonenderen IKT beitragen.

Über den Innovationswettbewerb „Green ICT“

Der Innovationswettbewerb „Elektronik für energiesparsame Informations- und Kommunikationstechnik“ gehört zur Initiative „Green ICT“ im Aktionsplan „Natürlich.Digital.Nachhaltig.“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und ist Baustein des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung. Insgesamt wurden drei Siegerteams gekürt, darunter das Fraunhofer IAF und seine Partner. Die Siegerteams können nun ihr im Wettbewerb konzipiertes Forschungsprojekt beim BMBF für eine Weiterförderung einreichen und erhalten hierfür Mittel in Höhe von 12 Millionen Euro.

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