Digital Factory „Wir reichen Forschung und Lehre die Hand“

Bild: dam_point; B&R
07.03.2014

Unter dem Claim Mission Education rollt B&R seine Hochschuloffensive auch auf die deutsche Aus- und Weiterbildungslandschaft aus. Über die Strategie und Ziele sowie das Engagement dahinter sprach A&D mit den B&R-Urgesteinen Frank Winter und Franz Enhuber.

A&D: Herr Winter, mit der Mission Education haben Sie ein besonderes Projekt bei B&R übernommen. Was kommt damit auf Sie zu?

Frank Winter: Meine ursprüngliche Mission wäre ja mit Übergabe der Geschäftsführung von B&R Deutschland an Markus Sandhöfner beendet gewesen. Deshalb habe ich gemeinsam mit den Inhabern ein neues Aufgabenfeld für mich identifiziert: Mission Education. Mit dieser Offensive beziehen wir Startposition, um in der deutschen Hochschullandschaft Fuß zu fassen.

Herr Enhuber, Sie sind Leiter der B&R-Academy in Eggelsberg. Wie spielen die beiden Angebote zusammen?

Enhuber: B&R betreibt die Zusammenarbeit im Bereich der technischen Ausbildung schon seit 14 Jahren sehr intensiv. Aus österreichischer Perspektive ist das Thema also nicht neu, wohl aber die verstärkte Ausrichtung nach Deutschland. Die Offensive unterstützen wir mit Unterlagen und Lehrmaterial – angepasst an den jeweiligen Schultyp. Das Konzept umfasst modulare Trainingseinheiten, jeweils stark fokussiert auf eine bestimmte technische Aufgabenstellung. Neben den didaktischen Unterlagen bieten wir zweckmäßig aufgebaute Übungssysteme, die auf engstem Raum die Leistungsfähigkeit der modernen Automatisierung widerspiegeln.

Sind Sie mit der Mission schon gestartet, Herr Winter?

Winter: Ja. Jetzt gilt es, im Rahmen der bereits angelaufenen Offensive alle unterschiedlichen Niveaus der Bildungsstätten auf dem deutschen Markt abzudecken. Dass hier gerade ein Technologieumbruch stattfindet, spielt uns entgegen. Denn B&R hat hier deutlich mehr zu bieten, als nur die reinen Lehrmittel. Wir legen das Lernumfeld so aus, dass es nicht nur den Schülern und Studenten, sondern auch den Dozenten viele Vorteile an die Hand gibt – ohne besonderen Aufwand oder größere Investitionen.

Ist dieser Missstand erkannt?

Winter: Ja, glücklicherweise erkennen mehr und mehr Dozenten, wie wichtig es ist, einen aktuellen Praxisbezug in der Ausbildung herzustellen. Diese große Aufgabe funktioniert nur mit Lehrmaterial, das den heutigen Anforderungen im Feld gerecht wird. Als technologischer Trendsetter sieht sich B&R hier ganz weit vorne und begibt sich deshalb auf diese Mission.

Wie stellen Sie sicher, dass das Programm zur Schule passt?

Winter: Hier liegt der springende Punkt. Mit klassischem Lehrmaterial kommen die Institute an vielen Stellen nicht wie gewünscht voran. Letztendlich ist es jedes Mal ein spezifischer Weg. Dem stellen wir uns und entwickeln passfähige Lösungen gemeinsam mit den Hochschulen. Da wo vorkonfektioniert nicht ausreicht, wird es eben individuell.

Kommt diese Unterstützung an?

Winter: Ja. Immer wenn es über den Lehrstandard hinausgeht – wenn es moderner, leistungsfähiger oder schlichtweg anders werden soll – können wir besonders punkten. Das spricht sich herum und so akquirieren wir im Moment nicht, sondern unterstützen die zahlreichen Einrichtungen, die gerade aktiv auf uns zukommen. Mittelfristig wollen wir unser Hochschulteam so aufstellen, dass wir umgehend reagieren können, sobald irgendwo in Deutschland ein Bedarf entsteht.

Welches Team haben Sie für diese große Aufgabe?

Ich will bis zum Herbst eine Kernmannschaft auf Sollstärke und auf den Weg bringen. Beistand kann parallel von unserem Vor-Ort-Vertrieb kommen. Hier beruht die Interessenslage auf Gegenseitigkeit, denn alle Seiten können aus solchen Projekten Mehrwert für die tägliche Arbeit generieren.

Haben Sie schon konkrete Forschungsprojekte in Deutschland realisiert?

Winter: Wir haben schon einige, teilweise sehr spektakuläre Projekte begleitet und mitgestaltet. Ich denke zum Beispiel an die Wasserstoffzelle für ein Ausflugsschiff, das, automatisiert mit B&R-Technik, längst seine Runden auf dem Rhein dreht. Wir haben aber bislang nicht viel darüber geredet. Mission Education eröffnet uns jetzt eine neue Kommunikationsebene und die Möglichkeit, Kunden und Institute gezielt als Forschungspartner zusammenbringen.

Welche Vorteile bietet die Technik von B&R an dieser Stelle?

Enhuber: Arbeiten Universitäten in einer klassischen Umgebung, also mit Laborgeräten, lassen sich die Ergebnisse schlecht in die Praxis überführen. Kein Betreiber akzeptiert Laborgeräte in seiner Fabrik, abgesehen davon, dass es auch gar nicht finanzierbar wäre. Wir hatten in Österreich hingegen viele konkrete Fälle, in denen man einen Projektaufbau exakt so, wie er im Labor gestanden hat, in eine reale Anlage überführen konnte. Der Grund: Moderne, am Markt verfügbare B&R-Technik wurde eingesetzt.

Welche Rolle spielt Ihre Kompetenz auf Seite der Software in der Hochschuloffensive?

Enhuber: Vor allem unser Engagement im Bereich Matlab/Simulink und Maple spricht für sich. Auf diese Engineering Tools treffen Sie quasi an jeder Universität in Deutschland. Unsere Entwicklungsumgebung Automation Studio bietet umfassende Schnittstellen und Funktionen für Simulation, Modellierung und automatische Codegenerierung, wie sie außer B&R kein Anbieter leisten kann. Halten Sie hier die Schlagworte von Industrie 4.0 dagegen, werden viele davon im Engineering-Portfolio von B&R bereits abgedeckt.

Mit welchem Selbstverständnis gehen Sie in die Hochschuloffensive?

Winter: Wir mussten als Herausforderer zum bis dahin etablierten Automatisierungsanbieter schon immer etwas mehr bieten, sonst hätten wir keine Chance gehabt. Das hat unser Image stark geprägt und so sagen wir heute selbstbewusst: Wir sind bereit für Industrie 4.0 und reichen hier Forschung und Lehre die Hand. Denn diese Institutionen sollten an der Stelle eigentlich vorneweg marschieren.

In wie weit betrifft die Hochschuloffensive auch die internationale Strategie des Unternehmens?

Enhuber: Wir haben natürlich durchaus Interesse, auch international unsere Beziehungen zu Schulen und Hochschulen auszubauen. Deshalb fördern wir das Engagement der Tochtergesellschaften. Zum Beispiel in Italien, in der Schweiz und sogar in den USA arbeiten einige Unis eng mit B&R zusammen. In Fernost entstehen die ersten Netze.

An welcher Erfolgslatte werden Sie bei Ihrem neuen Job gemessen?

Winter: Ich würde keine Herausforderung angehen, bei der ich nicht die Erfolgschancen sehe. Das war schon so, als ich 1983 mit B&R Deutschland startete. Bei meiner neuen Aufgabe sehe ich eine große Herausforderung.Erst wenn nach jedem Semester von jeder Hoch- und Fachschule in Deutschland überwiegend B&R-Fachleute in die Industrie wechseln, bin ich zufrieden.

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