Energiemanagement bei den Holzwerken Ladenburger Wie Holzprodukte noch klimafreundlicher werden

Damit die Energieeffizienz dadurch tatsächlich gesteigert wird, werden vorab verschiedene Szenarien durchgespielt und beobachtet, welche Stillstandzeiten damit verbunden sind und wie die jeweilige Energiebilanz aussieht.

27.09.2023

Als natürlicher CO2-Speicher ist Holz wertvoll für den Klimaschutz. Die Holzwerke Ladenburger haben sich für das Unternehmen hohe Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Ein wichtiger Bestandteil, um diese Ziele zu erreichen, ist das Energiemanagement.

Der Anstoß dazu kam von Christoph Ladenburger. Er startete im Jahr 2011 als Holzbauingenieur in dem Unternehmen, das mit rund 800 Mitarbeitern und einer Sägeleistung von 1,1 Millionen Festmetern Rundholz im Jahr eines der führenden holzverarbeitenden Unternehmen in Europa ist. Heute ist Christoph Ladenburger Geschäftsführer und alle vier Ladenburger-Standorte in Deutschland sind ISO-50001-zertifiziert – nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Auf dem Weg dorthin gab es jedoch einige Herausforderungen zu überwinden. „Anfangs kamen sehr viele Aufgaben auf uns zu, und Begriffe wie EnPIs und SEUs waren noch böhmische Dörfer für uns“, erinnert sich Lorenz Eisenmann, Verantwortlicher für Prozesstechnologie und Mitglied im Energiemanagement-Team bei Ladenburger. Doch Eisenmann und das Team haben sich der Aufgabe erfolgreich angenommen.

Von der Schätzung zur Messung

Den Leitfaden bildet die ISO 50001. Dementsprechend mussten zuerst die Verbräuche aller Energieträger beziffert werden. Bei Strom und Gas waren sie den Aufstellungen des Energieversorgers zu entnehmen. Schwieriger war es bei der Wärme, weil Ladenburger diese mit der anfallenden Baumrinde erzeugt. Weil die Norm auch Messungen vorschreibt, installierte Ladenburger Wärmemengenzähler für die Heizkraftwerke an den vier Standorten. Zur Erfassung der Biomassemengen wurden Einschubzyklen-Zähler angebracht. Um darüber hinaus zu verstehen, wie sich der Verbrauch auf die Prozesse verteilt, kamen Unterzähler an den einzelnen Heizsträngen hinzu.

Um auch den Stromverbrauch den Prozessen zuordnen und die SEUs (Significant Energy Users) ermitteln zu können, nutzte Ladenburger anfangs lediglich fünf Energie- und Leistungsmessgeräte econ sens3 von econ solutions. „Sie passen auf die Hutschiene und lassen sich schnell wechseln, sodass wir damit einen aufgestellten Messplan abarbeiten konnten. Doch schnell haben wir gemerkt: Das reicht nicht. Denn unser Anspruch war es, die Firma auch hinsichtlich Energieeinsatz und -verbrauch wirklich zu verstehen“, erläutert Lorenz Eisenmann. Deshalb rüstete Ladenburger alle Niederspannungshauptverteilungen mit Impulsgebern aus. Die Messdaten laufen auf einen Server, sodass die EnPIs, also die Energy Performance Indicators, berechnet werden können. Hierfür, wie auch für viele andere Auswertungen und Berichte, setzt Ladenburger ebenfalls auf econ solutions. Ein Grund für diese Entscheidung war, dass die Energiemanagement-Software econ4 BAFA-gelistet und damit förderfähig ist. Inzwischen sind an drei der vier Ladenburger-Standorte in Deutschland insgesamt 109 Messstellen in econ4 integriert. Die meisten Messgeräte waren bereits vorhanden, mit ihnen erfasst Ladenburger Strom, Gas, Druckluft, Wärme, Leim- und Pelletmengen. Hinzu kamen 22 econ sens3, die jetzt für dauerhafte Messungen fest installiert sind. „Das ist ein großer Vorteil der econ4 Software: Obwohl unsere Messgeräte von verschiedenen Herstellern stammen, können wir alle Daten mit der Software auslesen und auswerten“, so Lorenz Eisenmann.

Bei Messgeräten, die nicht elektronisch auslesbar sind, zum Beispiel Pegelstandmesser oder Wasseruhren, liest er die Werte händisch ab und trägt sie in die econ4 Software ein. Damit sind auch diese Messwerte in Auswertungen integrierbar. Eisenmann nutzt das zum Beispiel für die Pegelstände der Leimbehälter, um zu überwachen, ob das Mischverhältnis beim Zweikomponentenleim stimmt. „Das fällt zwar eher unter Ressourcenschonung als unter Energiemanagement, aber econ4 bietet diese einfache Möglichkeit, also nutze ich sie.“

Significant Energy Users

Das Hauptaugenmerk lag im ersten Schritt jedoch darauf, die SEUs – also die größten Verbraucher – zu ermitteln. Die Software stellt diese in der ABC-Analyse nicht nur als Balken dar, sondern zeigt auch anhand eines Tortendiagramms, wie groß das Stück jedes Verbrauchers am Gesamtverbrauch ist. „Das ist einfach und übersichtlich – und es macht einen großen Unterschied, ob man das nur weiß, oder ob man es auch anhand eines Schaubilds vor Augen hat“, so die Erfahrung von Lorenz Eisenmann.

Mehr Effizienz

Ein signifikanter Teil des Energieverbrauchs entfällt bei Ladenburger auf die Druckluftherstellung. Ein Mittel, um den Energieverbrauch zu reduzieren, ist das Vermeiden von Leckagen. Da sie oft lange unentdeckt geblieben waren, nutzt Ladenburger ein Leckagemessgerät von Sonotec. Eine Simulyse durch Postberg ergab, dass zudem eine Kompressoren-Steuerung sinnvoll wäre. Hierfür wählte Ladenburger den Airleader von WF Steuerungstechnik, installiert und betreut von der Firma Postberg. Der Hersteller hat gemeinsam mit econ solutions eine Schnittstelle zu econ4 geschaffen, sodass Ladenburger auch die Airleader-Messdaten in der Software auswerten kann. „Hier sehen wir beispielsweise, was wir durch das schnelle Schließen der Leckagen einsparen. Das erhöht auch die Motivation der dafür zuständigen Kollegen“, so Eisenmann. Zudem stellte er durch die Auswertungen fest, dass die tatsächliche Leistungsaufnahme eines Kompressors immer um zehn bis 15 Prozent über den Leistungsangaben auf dem Typenschild bzw. im Datenblatt liegt. Aufgrund Auswertungen fiel außerdem die Entscheidung, die Druckluft nicht ausschließlich mittels Elektrokompressor zu erzeugen, sondern mit einem Druckluftwärmekraftwerk von RotoNova. Zudem kommt der eSaver Tiefpassfilter zum Einsatz. Mit diesen Maßnahmen konnte Ladenburger den Verbrauch im Bereich der Druckluft um rund 30 Prozent reduzieren.

Energieeffizientere Technologien

Darüber hinaus ersetzte Ladenburger einige Anlagen durch neuere Modelle, die energieeffizientere Technologien nutzen. Dazu gehören die Produktionsanlagen zur Herstellung von Konstruktionsvollholz (KVH) und Brettschichtholz (BSH), die Trocknungsanlage sowie die Zuführung des Sägewerks. Die econ4-Auswertungen zeigten die Ergebnisse: Die neue Presstechnik mit Mikrowellen-Technologie benötigt ungefähr genauso viel Energie wie die alte Technik, verkürzt den Pressprozess jedoch von üblicherweise einer Stunde auf nur noch sechs Minuten. Bei der Sägewerks-Zuführung hat sich der Stromverbrauch mehr als halbiert.

Energiemanagement vorantreiben

Das alles ist nur möglich durch die absolute Unterstützung der Unternehmensleitung. „Christoph Ladenburger hat längst auch das weitere Führungsteam von der Sinnhaftigkeit überzeugt; er treibt das Energiemanagement auch aktiv voran“, berichtet Lorenz Eisenmann. Dem dreiköpfigen Energiemanagement-Team steht ein Budget zur Verfügung, über welches das Team frei verfügen kann. Bei Investitionsentscheidungen, die darüber hinausgehen, hat die Geschäftsführung bislang auch immer grünes Licht gegeben. Und weil Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Ladenburger-Philosophie ist, fließt die energetische Beratung auch in andere Entscheidungsprozesse ein.

Fortlaufende Verbesserungen

Mit den erzielten Optimierungen ist es jedoch nicht getan: Die ISO 50001 schreibt eine fortlaufende Verbesserung der energiebezogenen Leistung vor. Hierfür lautet die Erfolgsformel von Lorenz Eisenmann: Weiterbilden, Ideen von außen aufnehmen und dabei für alles offen sein. „Außerdem ist es wichtig, die Philosophie, die beim Energiemanagement entwickelt wird, über die Leitungsebene auch an alle Mitarbeitenden weiterzugeben“, ergänzt er. Aktuell steht die Weiterentwicklung der Kennzahlen auf der Tagesordnung. Anfangs genügten übergreifende Kennzahlen, die wichtigste war der Gesamtenergieeinsatz pro Kubikmeter verarbeitetes Holz. Darauf folgten produktspezifische Kennziffern, etwa der Energieverbrauch pro erzeugter t Pellets. Jetzt entwickelt das Energiemanagement-Team zudem OEE-Kennzahlen und arbeitet daran, Gradtagszahlen in die Kennziffern einzubeziehen. Mit dem Kennzahleneditor in econ4 lassen sie sich schnell und einfach anlegen und stehen dann direkt zur Auswertung zur Verfügung. Eisenmann nutzt das nicht nur für das Energiemanagement, sondern auch zur Anlagenüberwachung: Ist der Verbrauch höher oder geringer als üblich und gibt es dafür keine Erklärung, heißt es, auf Fehlersuche zu gehen.

Weitere Maßnahmen sind in Planung. So besteht die Überlegung, beim Sägewerk lastabhängige Werkzeugwechsel einzuführen, um ab einer gewissen Stromaufnahme ein anderes Werkzeug einzusetzen. Damit die Energieeffizienz dadurch tatsächlich gesteigert wird, werden vorab verschiedene Szenarien durchgespielt und beobachtet, welche Stillstandzeiten damit verbunden sind und wie die jeweilige Energiebilanz aussieht. In econ4 kann Eisenmann das sofort ablesen und hat somit eine gute Entscheidungsbasis: „In den kommenden Jahren werden wir noch einiges umsetzen. Mit econ sind wir dafür bestens gerüstet.“

Bildergalerie

  • An den Ladenburger-Standorten sind insgesamt 109 Messstellen in econ4 integriert. Die Messgeräte erfassen Strom, Gas, Druckluft, Wärme, Leim- und Pelletmengen.

    An den Ladenburger-Standorten sind insgesamt 109 Messstellen in econ4 integriert. Die Messgeräte erfassen Strom, Gas, Druckluft, Wärme, Leim- und Pelletmengen.

    Bild: Econ

  • Durch die Messdaten und Analyse konnte Ladenburger alleine den Verbrauch im Bereich der Druckluft um rund 30 Prozent reduzieren.

    Durch die Messdaten und Analyse konnte Ladenburger alleine den Verbrauch im Bereich der Druckluft um rund 30 Prozent reduzieren.

    Bild: Econ

  • Das econ sens3 ermöglicht Transparenz über Energiedaten im Handumdrehen. Es eignet sich optimal für den Einstieg in das betriebliche Energiemanagement.

    Das econ sens3 ermöglicht Transparenz über Energiedaten im Handumdrehen. Es eignet sich optimal für den Einstieg in das betriebliche Energiemanagement.

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