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Mit KI gegen Kriminalität Wenn Künstliche Intelligenz in der Strafverfolgung hilft

KI kann nicht nur bei der Auswertung von Daten aus Überwachungskameras helfen – ihre Einsätze in der Strafverfolgung sind breit gefächert.

Bild: iStock, sefa ozel
20.04.2023

Verschiedene Unternehmen und Behörden profitieren schon heute von den Vorteilen Künstlicher Intelligenz. Doch wie sieht es im polizeilichen Umfeld aus? Die Praxis zeigt: Auch hier kann KI eingesetzt werden – unter anderem, um Verbrechen vorherzusagen.

Wenn Künstliche Intelligenz in Krimis oder Spielfilmen thematisiert wird, geht es häufig darum, dass denkende Maschinen sich verselbstständigen oder ein irrer Nerd mithilfe von KI verbrecherische Ziele verfolgt. Die KI wird somit zur Bedrohung. So weit, so fiktiv.

Im „richtigen Leben“ verhilft KI schon heute Behörden zu mehr Erfolg und Effektivität beim Kampf gegen Kriminalität – insbesondere bei der Abwehr von Cybercrime. Dabei schlägt die große Stunde von Künstlicher Intelligenz vor allem dann, wenn es gilt, umfangreiche Datenmengen zügig zu analysieren und zu verarbeiten. Und die Technologie ist sogar fähig, Verbrechen zuverlässig vorherzusagen.

Angst vor Cybercrime steigt

Bei Verbrechen im Internet ist der Einsatz von KI nicht mehr neu. Denn um gegen die immer raffinierteren und technisch ausgefeilteren Methoden von Cyberkriminellen gewappnet zu sein, rüsten auch Polizei und Sicherheitsbehörden auf. Und dennoch nehmen die Bedrohungen und Angriffe von Tätern im Internet immer mehr zu.

Diese Entwicklung schlägt sich unterdessen auch als verstärkte Risikowahrnehmung in der Bevölkerung nieder, wie eine Umfrage des Bundeskriminalamts (BKA) jüngst ergab. Danach bereitet den befragten Bürgern vor allem Cyberkriminalität große Sorgen. Diese empfundene Unsicherheit korreliert mit der real gestiegenen Zahl an Personen und Institutionen, die von Cybercrime betroffen sind.

Wie ausgeprägt das Gefühl von Unsicherheit im digitalen Raum inzwischen ist, wird an den 42 Prozent der BKA-Befragung deutlich, die fürchten, Opfer von Betrug im Internet zu werden. 34 Prozent halten es sogar für sehr wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten davon betroffen zu sein. Das Risikobewusstsein der Befragten erweist sich hier als so hoch, dass 27 Prozent von ihnen vor der Abwicklung von Geldgeschäften über das Internet zurückschrecken.

Mit KI gegen Hate Speech vorgehen

Im Rahmen der Befragung gaben rund 14 Prozent der Teilnehmer an, in den zurückliegenden zwölf Monaten tatsächlich Opfer von Kriminalität im Internet geworden zu sein, etwa durch Betrug bei Waren und Dienstleistungen, durch den Missbrauch persönlicher Daten, aber auch in Form von Bedrohungen und Beleidigungen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sollen sogar rund Dreiviertel aller Internetnutzer bereits von Verunglimpfungen, Identitätsklau oder Ransomware-Attacken, den häufigsten Delikten im Internet, betroffen gewesen sein. „Wer sich im Internet bewegt, muss damit rechnen, auf Cyberkriminelle zu treffen“, warnt auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Angesichts der rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz kann es daher nicht verwundern, dass sich auch die Strafverfolgungsbehörden zunehmend dieser Technologie bedienen beziehungsweise bedienen möchten. Als besonders nützlich für die Verbrechensbekämpfung erweist sich KI vor allem dann, wenn es darum geht, große Datenmengen zu analysieren. So etwa beim Vergleich der Fotos von Verdächtigen, bei der Auswertung von Videoaufzeichnungen oder wenn beim Verdacht von Geldwäsche fragwürdige Geldströme nachverfolgt werden sollen.

Aber auch die zunehmenden Hasstiraden (Hate Speech) im Bereich Social Media bewegen Behörden dazu, sich der Vorteile von KI bei der Kriminalitätsbekämpfung zu bedienen. Denn mithilfe von KI geht alles sehr viel schneller: von der Analyse bis zur Evaluation von einschlägigen Datenmengen. Diese Möglichkeiten eröffnen den Behörden neue Wege bei der Strafverfolgung und somit schnellere Fahndungserfolge.

Predictive Policing: Straftaten voraussagen

Darüber hinaus ist Künstliche Intelligenz dazu fähig, vor Straftaten zu warnen, die noch gar nicht stattgefunden haben. Dieses sogenannte Predictive Policing klingt zunächst nach Fiktion, wie aus dem Film „Minority Report“, ist aber bereits Realität.

In zahlreichen (Groß-)Städten der USA werden schon heute zum Zweck der Verbrechensvorhersage bestimmte Brennpunkte überwacht. Die dabei gespeicherten Daten und Statistiken, die nicht allein von (Überwachungs-)Kameras, sondern auch von Polizisten vor Ort stammen, werden anschließend mittels KI ausgewertet. Die Software sucht nach Mustern und prognostiziert am Ende mögliche Tatorte und Tatzeiten.

Gleichzeitig soll diese Technologie Polizisten auf Streife ermöglichen, Straftäter in ihrer Umgebung schneller und sicherer zu identifizieren. Die Erfahrungen mit diesen Pre-Crime-Tools in den USA werden von den dortigen Behörden als sehr vielversprechend eingestuft, weil das Verhindern von Straftaten nicht nur besser für die Bevölkerung sei, sondern auch kostengünstiger für die Polizei als aufwendige Aufklärungsarbeit, lautet die entsprechende Argumentation.

In Deutschland arbeitet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern inzwischen mit der Polizei gemeinsam an neuen Technologien, um Cyberkriminalität wirkungsvoller bekämpfen zu können. Auch hierbei wird KI herangezogen, um in riesigen Datenmengen versteckte Informationen zielgerichtet aufzuspüren und auszuwerten. Von dieser Kooperation erwartet der Direktor des DFKI in Kaiserslautern, Andreas Dengel, dass Ermittlungsverfahren nachhaltig unterstützt werden können. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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