„Durch modularen Aufbau ihrer Produktionen können Unternehmen schneller in neue Märkte einsteigen“, so Professor Lier. „Stellen Sie sich vor, sie stöpseln einfach ihre Produktion aus verschiedenen Container-Modulen zusammen.“ Dies schaffe Flexibilität in dreifacher Hinsicht. Zum einen können Kapazitäten durch Zugabe oder Wegnahme von Containern angepasst werden. Standardisierte, kombinierbare Verfahrensschritte ermöglichen zudem flexible Produkte. Und letztlich sind derartige Produktionen standortflexibel und könnten dezentral entweder in der Nähe von Kunden oder von Ressourcen aufgebaut werden.
Trends zu Individualisierung und kürzeren Lebenszyklen
Hintergründe für die Forschungen zu modularen Produktionen und Lieferketten liegen in Trends zu individualisierten Produkten, kürzeren Produktlebenszyklen und geänderten technologischen Möglichkeiten. „Die Industrie steht weltweit vor einem Paradigmenwechsel“, erklärt Lier. „Die Produktionen vieler Industriezweige unterliegen einem Ostwärts-Shift. Diese Dynamik müssen Anbieter beispielsweise aus der Prozessindustrie als typische Zulieferer mitgehen und dabei bedarfsgerecht und kundenindividuell liefern.“
Modulare Produktionen bieten zudem geringere, risikoärmere Investitionen als große, zentrale Werke und damit niedrigere Barrieren für den Eintritt in neue Märkte. Sollen nachwachsende Rohstoffe oder regenerative Energien zur Produktion eingesetzt werden, sind diese geografisch zu unterschiedlichen Zeiten verfügbar. Insgesamt sei deshalb in der Industrie Handlungs- und Wandlungsfähigkeit gefragt.
Projektfamilie zur modularen Produktion und Logistik
Gemeinsam mit Prof. Dr. Brigitte Werners von der Ruhr-Universität Bochum leitet Lier seit Herbst 2017 Projekt „Supply Chain Planning für modulare Produktionskonzepte in der Prozessindustrie“. Förderer ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines ganzheitlichen hierarchischen Planungssystems für das Supply Chain Planning bei Einsatz modularer Produktionskonzepte, um so eine wirtschaftlich vorteilhafte technische Entwicklung zu fördern.
Im Projekt „TransProMinC“ geht es um wandlungsfähige dezentrale Produktion für lokale Wirtschaftskreisläufe mit minimiertem CO2-Fußabdruck. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und läuft von Oktober 2017 bis September 2021. Forschungspartner ist die Ruhr-Universität Bochum.
Das Projekt „Legolas“ beschäftigt sich in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik mit Planungsassistenzsystem für modulare Industrie 4.0 Anlagen in der Prozessindustrie. Die Förderung erfolgt durch das Land Nordrhein-Westfalen unter Einsatz von Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2020. Die Projektförderung endet im Mai 2020.